Das Licht des Nordens
gelernt, Onkel Fifty«, sagte Lou und schaufelte sich heiÃe Bohnen auf den Teller. »Dafür kriegst du eine Eins plus. Kannst du Mattie Kochen beibringen? Sie kann bloà Brei und Pfannkuchen. Und eine Erbsensuppe, die ist so schlecht, daà sie mehr nach Pisse als nach Suppe schmeckt.«
Onkel Fifty brüllte vor Lachen. Meine Schwestern kicherten. Vor allem Lou. Pa sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, was sie jedoch nicht zum Schweigen brachte. Sie fühlte sich sicher, wenn Onkel Fifty lachte.
»Mach dir nichts draus«, sagte Abby und tätschelte mich.
»Du magst meine Erbsensuppe, nicht wahr, Ab?« fragte ich verletzt.
Sie sah mich mit ihren gutmütigen Augen an. »Nein. Mattie, das tu ich nicht. Sie ist schrecklich.«
Daraufhin lachte meine Familie noch lauter, sogar Pa lieà sich zu einem Schmunzeln hinreiÃen. Auch ich stimmte in das Gelächter ein und aà danach so viel. daà ich zu platzen drohte. Als wir alle so vollgestopft waren, daà wir stöhnten, holte Onkel Fifty einen groÃen Rhabarberkuchen aus dem Backrohr, den wir mit frischer Sahne ebenfalls verdrückten.
Nach dem Essen setzten sich mein Vater und mein Onkel ins Wohnzimmer. Onkel Fifty nahm seine Whiskeyflasche, seinen Beutel, seine Croghan-Stiefel und eine Büchse Nerzöl mit hinein.
Beth lieà seinen Beutel nicht aus den Augen, als er aus der Küche ging. »Glaubt ihr wirklich, daà da schmutzige Kleider drin sind?« fragte sie flüsternd.
»Ich glaube, daà das Geschirr abgewaschen werden muë, sagte ich. »Fangt schon mal an.«
Wir wuschen ab, machten den Tisch sauber und wischten den Boden, alles so schnell wir konnten. damit wir uns zu unserem Onkel setzen konnten. Seine Besuche waren selten. Die meiste Zeit lebte er in Three Rivers, Quebec, wo er und mein Vater geboren wurden, und tauchte nur alle zwei oder drei Jahre bei uns auf, wenn er einen Holzfällerjob in der Nähe hatte.
Als wir uns schlieÃlich ins Wohnzimmer setzten. hatte Pa im Kanonenofen schon Feuer gemacht. Er reparierte Pleasants Sattelgurt â er reparierte ständig etwas, was Pleasant kaputtgemacht hatte â, und Onkel Fifty ölte seine Stiefel ein. Mein Onkel ist FlöÃer, und die Stiefel eines FlöÃers sind sein wertvollster Besitz. Die Sohlen sind mit spitzen Nägeln beschlagen, damit er Halt hat, wenn er sich auf treibenden Stämmen bewegt. Die besten werden in Croghan, New York. hergestellt. Pa hatte Lawton immer ermahnt, sich nie im Winter mit einem FlöÃer auf einen Kampf einzulassen. Wenn ein Mann einen Tritt von einem gefrorenen Croghan abkriegt, ist es aus mit ihm.
Onkel Fifty trank seinen Whiskey, während er arbeitete, und erzählte uns Geschichten â auf die wir schon sehnsüchtig gewartet hatten. Er erzählte uns. wie vor einem Monat ein Bär in seine Schlafbaracke kam und alle Holzfäller die Flucht ergriffen, bis auf einen Mann namens Murphy, der gerade seinen Rausch ausschlief. Als die Männer durchs Fenster sahen. schnupperte der Bär an ihm und leckte ihm übers Gesicht. Der immer noch schlafende Murphy lächelte. schlang die Arme um den Hals des Bären und nannte ihn Liebling. Er erzählte uns von der tosenden Pracht der HolzverflöÃung, wenn das Eis aufbrach und ein Damm geöffnet wurde und Tausende und Abertausende von Stämmen durch den Kanal fluÃabwärts trieben, gegen Felsen schlugen und Wasserfälle hinabstürzten. Er sagte, allein der Lärm würde einem den Atem rauben. Er erzählte uns von den Problemen. wenn sich die Stämme verkeilten, und von den Gefahren, diese Staus wieder aufzubrechen, und wie er einmal auf einem solchen Stau stand, als der plötzlich nachgab, und er eine halbe Meile auf einem Stamm den St.-Lorenz-Strom hinuntergetrieben wurde, bis er sich mit einem Sprung ans Ufer retten konnte. Daà andere Männer nicht so viel Glück hatten und am Ende mit zerquetschten Gliedern aus dem Fluà gefischt werden muÃten. Er erklärte uns, daà er der absolute Meisterkämpfer am St. Lorenz sei und jeden anderen FlöÃer von einem Stamm herunterbefördern könne, und zwar buchstäblich jeden. AuÃer einem â meinen Pa.
Es war Jahre her, daà Pa beim HolzflöÃen gearbeitet hatte, aber während mein Onkel erzählte, konnte ich am Ausdruck seines Gesichts ablesen, daà er es vermiÃte. Er machte wegwerfende Gesten bei
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