Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
Vom Netzwerk:
Schwester krank war. Und sie und Chester hatten einen kleinen Streit wegen der Kapelle gehabt, und vielleicht war sie immer noch sauer auf ihn und wollte aus Trotz die Briefe verbrennen. Ich weiß nicht, warum er im Fremdenbuch einen falschen Namen angegeben hat, aber das ist mir egal, weil es mich nichts angeht. Doch ein paar Zeilen weiter unten bleibt mein Blick erneut hängen, und ich lese weiter, obwohl ich doch nichts anderes vorhatte, als den Brief zusammenzufalten und wegzustecken.
    â€¦
Chester, ich tue nichts als weinen, seit ich hier bin. Wenn du doch nur hier wärst, dann würde ich mich nicht so schlecht fühlen
…
ich kann nicht anders, aber ich glaube, daß du mich nie holen kommst
…
Alles bedrückt mich, und ich habe solche Angst, Liebster
…
Ich lasse mir mein Kleid machen, wenn ich kann, und ich werde mich bemühen, sehr tapfer zu sein, Liebster
…
Chester, vermißt du mich und hast du heute an alles gedacht?
…
Ich fühle mich so einsam, Liebster.
    Du wirst mich aufgrund deiner Arbeit nicht so sehr vermissen, aber, Liebster, bitte schreib und sag mir, daß du mich holen wirst … Schreib oft, Liebster, und sag mir, daß du mich holen kommst, bevor mich Papa zwingt, die ganze Sache zu gestehen, oder sie selbst darauf kommen. Ich finde keine Minute Ruhe, bevor ich nicht von dir höre …
    Ich sehe aus dem offenen Fenster und kann die Fichten, die Rosen und den See in der Nachtluft riechen. aber selbst diese süßen, vertrauten Düfte können mich nicht beruhigen. Warum wollte Grace, daß er sie holt. Und warum hatte sie solche Angst, er würde es nicht tun? War er gekommen? Er hatte sie ins Glenmore gebracht. Und warum interessiert mich das? Warum?
    Einmal, im Alter von acht Jahren, ging ich Anfang Dezember auf den gefrorenen Fourth Lake hinaus. obwohl Pa es mir verboten hatte. »Das Eis ist noch nicht fest«, sagte er, »das wird auch noch ein paar Wochen so bleiben. Also bleib weg davon.« Aber für mich hatte es fest ausgesehen, und ich wollte unbedingt darauf spielen. Was ich auch tat. Ich lief los und glitt übers Eis, es trug mich immer weiter hinaus. Als ich etwa zehn Meter vom Ufer entfernt war, hörte ich ein langes, unheimliches Knacken, und ich wußte, daß das Eis unter mir brach und ich womöglich ertrinken würde. Es war niemand in der Nähe, der mir hätte helfen können. Ich hatte mich ganz allein fortgeschlichen, wohl wissend, daß ich aufgeflogen wäre, wenn Lawton oder Abby etwas mitbekommen hätten. Von dem Ort, an dem ich stand, konnte ich das Eagle Bay Hotel und einige Sommerhäuser sehen, aber sie waren den Winter über dichtgemacht worden. Ich war ganz allein, und was ich für festen Grund gehalten hatte. erwies sich als ein Trugschluß. Langsam drehte ich mich herum . sehr, sehr langsam . und schob einen Fuß in Richtung Ufer. Ein paar Sekunden lang passierte nichts, und dann gab es erneut ein Knacken. Ich hielt die Luft an und stand vollkommen still. Dann schob ich meinen anderen Fuß voran. Nichts, dann krachte es wieder zweimal, so scharf und unvermittelt wie Gewehrschüsse. Ich schluchzte laut auf und pinkelte mir übers Bein, ging aber weiter, setzte vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Als ich etwa einen halben Meter vom Ufer entfernt war, gab das Eis nach. und ich brach bis zu den Knien in das eisige Wasser ein. Immer wieder einbrechend, legte ich das letzte Stück zurück, dann rannte ich so schnell ich konnte nach Hause. Ich fürchtete mich vor den Schlägen meines Pas, noch mehr Angst aber hatte ich vor Frostbeulen.
    So fühle ich mich jetzt. Als hätte ich keinen sicheren Boden unter den Füßen, als würde überall um mich das Eis einbrechen.

Re • couragier • triumph
    Â»Pa! Pa, komm schnell! Da ist ein Ungeheuer im Misthaufen!«
    Â»Hör auf zu schreien, Beth.«
    Â»Aber Pa, da ist ein Ungeheuer! Ich dachte, es ist tot. ist es aber nicht! Ich hab’s mit einem Stock angestupst. und es hat mich angeknurrt.«
    Â»Elizabeth Gokey, was hab ich dir über Flunkereien gesagt?«
    Â»Ich flunkere nicht, Pa. Ich schwör’s! Du mußt kommen und es töten. Schnell! Damit wir seinen Sack Gold kriegen. Es hat einen Sack Gold bei sich!«
    All das hörte ich von der Milchkammer aus, einem Raum neben dem Kuhstall. Ich goß gerade warme. schäumende Milch durch ein Mulltuch, um Fliegen und

Weitere Kostenlose Bücher