Das Licht des Nordens
Heufasern herauszufiltern. Ich trocknete mir die Hände ab, schob Pansy und ihre kleinen Kätzchen von meinen FüÃen weg und ging in den Stall, um nachzusehen, worum es bei der ganzen Aufregung ging. Pa war auf dem Weg zur Tür. Abby war bereits drauÃen. Lou stand oben im Heuschober und warf Ballen herunter.
»Was ist denn los?« fragte ich sie.
»Beth erzählt wieder Geschichten«, antwortete sie. »Ich hoffe, sie kriegt Dresche.«
Ich folgte meiner Familie nach drauÃen, um die Rückseite des Stalls herum und sah zu meinem Entsetzen, daà Beth keineswegs Geschichten erzählt hatte. Denn dort in unserem Misthaufen lag, mit dem Gesicht nach unten, ein sehr schmutziger Mann mit langem, wirrem, schwarzem Haar. Er trug Arbeitshosen mit Hosenträgern und ein kariertes Wollhemd. Neben ihm lag ein groÃer Sack und ein Paar Croghan-Stiefel. deren Schuhbänder zusammengeknotet waren.
Beth hatte immer noch ihren Stock in der Hand und stieà ihn damit an. »Mr. Monster?« flüsterte sie. »Mr. Monster, sind Sie tot?«
Das Monster stöhnte, drehte sich auf den Rücken. öffnete seine blutunterlaufenen Augen und zuckte angesichts der Helligkeit zusammen. »Heiliger Himmel. Ja, isch glaub schon«, sagte es.
»Onkel Fifty?« flüsterte Abby.
»Onkel Fifty!« rief Beth.
»Verdammt, Francis!« rief mein Vater aus. »Komm da raus!«
»Bâjour, mon frère, bâjour. Tais-toi, eh? Ma tête, elle est très tendre
â¦Â«
»C`est pas assez que tous que tu dis c est de la merde, Frangois? Tu veux coucher dans la merde, aussi?«
Nur mein Onkel Fifty, der jüngere Bruder meines Vaters, kann ihn so wütend machen, daà er französisch spricht.
»Mathilde, allez à ma chambre
â¦Â«, sagte Pa zu mir. bevor er sich wieder gefangen hatte. »Geh in mein Zimmer und hol ihm was zum Anziehen. Laà ihn nicht ins Haus, bevor er sich gewaschen hat. Mach auch Kaffee für ihn. Abby, du gehst rein und seihst die restliche Milch ab.« Er sah noch einmal auf seinen Bruder, spuckte aus und kehrte dann zu den Kühen zurück.
»Komm, Onkel Fifty, jetzt machen wir dich erst mal sauber«, sagte ich ungeduldig. Bis ich Wasser für ein Bad heià gemacht und die Nissen aus dem verfilzten Haar meines Onkels geholt hatte, kam ich zu spät zur Schule. Und Miss Wilcox wollte die letzten Prüfungen mit uns abhalten.
Lou kam nach drauÃen gerannt. »Onkel Fifty!« rief sie. Dann sah sie ihn an, und ihr Lächeln verwandelte sich in Stirnrunzeln. »Onkel Fifty, warum sitzt du im Misthaufen?«
»Weil da Mist warm isâ«, sagte er und richtete sich auf. »Bin letzte Nacht sähr spät heimgekommen, Louisa. Wollt nichâ das ganze Haus aufwecken, klar? Also hab ich hier drauÃen geschlafen.«
»Du stinkst furchtbar!« sagte Lou und hielt sich die Nase zu.
Das stimmte. Die Mist- und Whiskeydämpfe ergaben eine unselige Mischung.
»Was? Isch duftâ so süà wie ein Röslein! Gib deinem Onkel Francois ein KüÃ-schen!« Er streckte die Arme aus und taumelte auf sie zu, aber sie rannte kreischend und lachend davon.
»Onkel Fifty. was ist in dem Sack?« fragte Beth und warf einen hoffnungsvollen Blick auf seinen Beutel.
»Da drin? Gar nix. Bloà dreckige Kleider«, antwortete er. Enttäuschung breitete sich über Bethâ Gesicht aus.
»Onkel Fifty, jetzt komm«, sagte ich. »Ich hab keine Zeit für so was. Ich muà heute eine wichtige Prüfung machen.«
»Prüfung? Was für âne Prüfung?«
»Für mein High-School-Diplom. Heute sind die letzten Prüfungen, für die ich monatelang gelernt hab.«
»Heiliger Himmel, Mathilde Gauthier! Du muÃt ân schlaues Mädchen sein, wenn du solche Prüfungen machen willst. Geh nur in die Schule. Deine Mama hilft mir beim Bad.«
»Ach, Onkel Fifty, wo bist du bloà gewesen? Hast du es nicht gehört?«
»Was gehört? Isch war ein Jahr lang auf die St. Lorenz und dann in Ausable und Saint Regis.«
Ich seufzte. »Na komm schon. Holen wir das Kerosin. Ich hab dir eine Menge zu erzählen. Und nichts Gutes, fürchte ich.«
Ich lieà mir von Lou helfen und war mit meinem Onkel früher fertig, als ich gedacht hatte. Nachdem ich ihm von meiner Mutter und meinem Bruder erzählt hatte, muÃte ich allerdings eine Weile bei ihm sitzen
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