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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Bruder. Aber sie sind trotzdem keine solchen Gespenster geworden wie du.«
    Â»Du hast zuviel Whiskey getrunken, Francis. Wie üblich.«
    Â»Nischt zuviel, um nischt zu sehen, was los ist.«
    Â»Es gibt eine Menge, was du nicht siehst.«
    Dann ging Pa auf den Abort, und ich tat so, als hätte ich gerade Holz geholt und nicht gelauscht.
    Â»Isch bin stolz auf disch, Mathilde, weil du alle diese
    Prüfungen machst. Sähr stolz«, sagte Fifty, als ich den Zylinderofen öffnete.
    Â»Danke, Onkel Fifty.« Ich freute mich, daß er das gesagt hatte, aber es machte mich auch traurig. Ich wünschte, mein Vater hätte mir sagen können, daß er stolz auf mich war.
    Â»Was machst du denn nach all die Prüfungen? Wirst du Lehrerin?«
    Ich schüttelte den Kopf, legte zwei Scheite in den Ofen und schloß die Ofentür. »Nein, Onkel Fifty. Dafür braucht man noch eine längere Ausbildung.«
    Er dachte darüber nach und fragte dann: »Warum machst du die dann nicht? Du bist doch ein schlaues Mädchen. Isch wette, du bist das schlaueste Mädschen im ganzen Norden. Diese Ausbildung, kostet die Geld?«
    Â»Die Schule nicht. Aber die Fahrkarte, die Kleider und die Bücher.«
    Â»Wieviel? Zwanzig Dollar? Dreißig? Isch geb dir das Geld.«
    Ich lächelte ihn an. Sein Angebot war wirklich freundlich, aber ich wußte, daß er das meiste seines Verdienstes für das Abendessen und die extravaganten Geschenke ausgegeben hatte. Wahrscheinlich waren ihm nicht mehr als fünf oder zehn Dollar geblieben. und die brauchte er, um in die Wälder zu seinem nächsten Job zu kommen. »Gute Nacht, Onkel Fifty«, sagte ich und küßte ihn auf die Wange. »Ich bin froh. daß du uns besuchen gekommen bist. Wir haben dich vermißt.«
    Â»Du denkst, isch hab’s nicht, aber du wirst schon sehen«, sagte er und zwinkerte mir zu. »Isch erzähl nicht bloß Geschichten. Nischt immer.«
    Als ich wieder in der Küche war, begann Barney zu winseln, also öffnete ich die Tür, um ihn hinauszulassen. »Aber bleib vom Garten weg, verstanden?« sagte ich zu ihm. Ich wartete, bis Pa wieder hereinkam und ging dann selbst auf den Außenabort. Barney wartete an den Stufen der Scheune auf mich, als ich fertig war. Ich brachte ihn zu seinem Schlafplatz zurück und ging dann selbst nach oben ins Bett.
    Es war Lawton, der herausgefunden hatte, daß man die Stimmen im Wohnzimmer durch die Wand an der Treppe hören konnte. Dieses Wissen machten wir uns in der Weihnachtszeit zunutze, wenn wir herausfinden wollten, ob es Geschenke geben würde. Als ich die Treppe hinaufging, konnte ich meinen Vater und meinen Onkel immer noch reden hören.
    Â»Francis, du hast deinen gesamten Lohn ausgegeben stimmt’s? Für das Abendessen, die Geschenke und diese Flasche hier, und Gott weiß für wieviel Whiskey letzte Nacht.«
    Pas Stimme klang mißbilligend.
Warum ist er bloß immer so mißmutig?
fragte ich mich. Da gab es ein wundervolles Abendessen und Geschenke, und dennoch fällt ihm kein nettes Wort ein.
    Â»Nein, das hab isch nischt.«
    Â»Ich glaub dir nicht.«
    Â»Na dann schau her, Monsieur Kontolleur …« Darauf hörte ich ein paar Sekunden nichts und dann: »…ein Scheck über einhundert Dollar. Was sagst du jetzt, ha?«
    Â»Ein Scheck?« fragte Pa.
    Â»Scheck?« sagte ich leise.
Mein Gott, er hat wirklich Geld.
Er hat hundert Dollar und wird mir davon etwas geben, und am Ende kann ich doch noch aufs College gehen. Ich geh aufs Barnard. Ich geh nach New York City.
    Â»Das is’ richtig. Der Boß hat uns eine Hälfte bar ausbezahlt, die andere is’ dieser Scheck.«
    Â»Ich würde sagen, er paßt auf euch auf, Fran. Zur Abwechslung solltest du dein Geld mal nicht aus dem Fenster werfen. Bring es auf die Bank, statt alles in einem Hurenhaus in Utica zu verjubeln.«
    Â»Isch hab was ganz Bestimmtes vor damit. Da wirst du staunen.«
    Schweigen. Dann sagte Pa: »Francis, du hast doch nicht etwa einer Frau irgendwelche Versprechungen gemacht, oder? Dieses Mädel oben am Beaver River, der du bei deiner letzten Sauftour einen Antrag gemacht hast, glaubt immer noch, du würdest sie heiraten. Jedesmal, wenn ich sie seh, fragt sie mich, wann du wiederkommst.«
    Â»Du wirst schon sehen, was isch mach. Mehr sag isch nischt. In fünf oder sechs Tage geh isch nach Old Forge

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