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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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und lös ihn ein. Dann wirst du dich sähr wundern. Also Michel. wo is’ der Whiskey. Wo zum Teufel is’ der denn hingekommen?«
    Ich flog fast die restlichen Stufen hinauf. Niemandem von meiner Familie hatte ich etwas übers Barnard erzählt. Das hatte ich für sinnlos gehalten, da ich nicht glaubte, daß ich je hinkommen würde, aber jetzt wollte ich unbedingt Abby davon erzählen. Doch das konnte ich nicht. Wir schliefen alle im selben Raum. Lou und Beth würden es mitkriegen, und die beiden waren große Tratschen. Eine von ihnen würde Pa sicher alles erzählen, und ich wollte nicht, daß er davon erfuhr, bevor ich tatsächlich abfahren konnte. Bevor ich in Miss Annabelle Wilcox’ Haus ein Zimmer. meine Sachen gepackt und dreißig Dollar in der Tasche hatte. Pa hatte mich vom Stuhl geschlagen, weil ich ein Aufsatzheft gekauft hatte. Gegen Lawton hatte er den Flößerhaken erhoben. Ich wollte ihm nicht die Möglichkeit geben, ihn gegen mich zu erheben. Ich stellte mir seinen Gesichtsausdruck vor, wenn ich ihm sagte. daß ich fortgehen würde, und die Vorstellung gefiel mir. Er würde wütend sein, aber nur, weil er eine Arbeitskraft verlor. Vermissen würde er mich nicht. aber das war in Ordnung. Ich würde ihn auch nicht vermissen.
    Als ich in das Bett schlüpfte, das ich mit Lou teilte, stellte ich fest, daß der Tag so lang und ereignisreich gewesen war, daß ich ganz vergessen hatte, ein Wort aus dem Lexikon auszuwählen. Jetzt war es zu spät. Ich müßte noch einmal nach unten ins Wohnzimmer gehen, und dazu war ich zu müde. Also erfand ich selbst ein Wort.
Recouragiertriumph. Re
fü. »wieder«,
couragier
für »Mut« und zum Schluß noch
Triumph,
wegen des Silbenmaßes.
Vielleicht findet es eines Tages Eingang ins Lexikon,
dachte ich.
Und wenn das geschieht, wird jeder wissen, was es bedeutet. die Wiederherstellung der eignen Hoffnungen.

Klan • des •tin
    Â»Wie wär’s mit grünen Herzen, Mattie? Soll ich außer den Zitronendrops auch die noch nehmen? Abby mag die auch. Lou mag die Minzebonbons. Es gibt auch Bullenaugen, wie wär’s damit?«
    Â»Warum nimmst du nicht von allen ein paar?« sagte ich. »Aber geh aus dem Weg, Beth, damit die Leute an dir vorbeikommen.«
    Gemeinsam mit einem Dutzend anderer Leute. hauptsächlich Touristen, befanden wir uns auf dem Pökelboot und hatten gerade vier Kannen Milch und drei Pfund Butter abgeliefert. Dafür hatten wir kein Geld bekommen, denn Anfang der Woche hatte Pa mit Mr. Eckler vereinbart, eine Speckseite dagegen einzutauschen. Während ich wartete, bis Beth ihre Wahl getroffen hatte, beobachtete ich die Leute auf dem Boot. Ein Mann kaufte eine Angelrute. Zwei Mädchen suchten sich Postkarten aus. Andere kauften Lebensmittel für ihr Sommerhaus.
    Als ich ein paar Wochen zuvor bei Mr. Eckler mein Aufsatzheft kaufte, hatte ich von den sechzig Cent, die ich beim Sprossenpflücken verdient hatte, nur fünfundvierzig ausgegeben. Also besaß ich immer noch fünfzehn Cent, die ich Pa nicht gegeben hatte, sondern jetzt dazu benutzte, Süßigkeiten für meine Schwestern zu kaufen. Abby hatte ihre Tage und fühlte sich schrecklich niedergeschlagen. Heute morgen hatte sie so schlimme Krämpfe gehabt, daß sie sich hinlegen mußte, und Pa fragte mich, warum sie nicht mit uns im Stall beim Melken war. Ich mußte es ihm erklären, und er wurde wütend, weil es ihm peinlich war. Aber zum Teufel, es war doch nicht meine Schuld, daß er vier Töchter hatte.
    Ich fand, daß Zitronendrops genau das Richtige wären, um Abby aufzumuntern. Es wäre ein
klandestiner
Kauf, weil ich das Geld eigentlich hätte Pa geben sollen, aber nachdem er mich geschlagen hatte. beschloß ich, das nicht zu tun.
Klandestin,
mein Wort des Tages, bedeutet, etwas heimlich, verstohlen tun. Eigentlich wollte ich keine Heimlichtuerin sein, aber manchmal hat man eben keine Wahl. Vor allem, wenn man ein Mädchen ist und einfach Lust auf was Süßes hat, aber nicht sagen darf warum, und warten muß. bis niemand es sieht, damit man einen Eimer voller blutiger Lappen waschen kann, und gleichzeitig sagen muß, daß einem »das Wetter zu schaffen« mache. obwohl man in Wirklichkeit Krämpfe hat, die einen Stier umhauen würden. Und dann darf man sich anhören, daß man »launisch«, »weinerlich« und

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