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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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niederschmetternde Einsicht.
    Recouragiertriumph.
Was für ein albernes, blödes Wort. Ich sollte mir lieber ein Wort ausdenken, das beschreibt, wie es sich anfühlt, wenn einem die Hoffnung immer und immer wieder genommen wird.
Dolorthymie
oder
depressovitutiös
oder
bitter.
Ja,
bitter
drückte die Sache ganz hervorragend aus.
    Â»Was ist?« fragte plötzlich jemand schroff. Es war Pa. Er stand neben Daisy und sah mit gerunzelter Stirn auf mich hinab.
    Â»Nichts«, antwortete ich und wischte mir die Augen ab. Ich nahm meinen Eimer, ging schnell an ihm vorbei und machte mich in der Milchkammer an die Arbeit. Als ich die Milch in das Trenngefäß goß, hörte ich seine Schritte hinter mir.
    Â»Mattie, ich weiß nicht, was Francis zu dir gesagt hat, aber wenn er was verspricht, dann redet der Whiskey aus ihm. Das weißt du doch, oder? Er meint’s nicht bös, er ist halt so.« Ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken und hörte, wie er noch einen Schritt auf mich zu machte.
    Â»Mit mir ist alles in Ordnung, Pa«, erwiderte ich schroff. »Ich komm schon zurecht.«
    Er blieb einen Moment stehen, dann ging er. Zum ersten Mal war ich froh, daß das Durchseihen der Milch meine Aufgabe war. Froh um die Zeit, die es dauerte, sie in die Gefäße zu gießen. Froh, daß mich niemand heulend auf einer Bank sitzen sah. Es geschah mir ganz recht, daß mein Onkel sein Versprechen gebrochen hatte, nachdem ich nur allzu bereitwillig das meine hatte brechen wollen.
    Nachdem ich mich ausgeweint hatte, wischte ich mir das Gesicht ab, deckte die Milchschüsseln mit Mulltüchern ab und ging in die Küche. Abby kochte bereits Abendessen. Heute gäbe es keine frittierten Apfelringe. keine
tarte au sucre.
Keine Lieder, keine Musik, keine Geschichten.
    Aber frischen Spinat, die erste Ernte. Und Bratkartoffeln mit dem Speck, den Pa eingetauscht hatte. Und einen großen Krug Milch, einen Laib Brot und ein Stück Butter, um es zu beschmieren.
    Mein Vater hatte all diese Dinge auf den Tisch gestellt.
    Ich sah ihn an, während er am Ausguß stand. Er wusch sich die Hände und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Meine Mama hatte uns verlassen, dann mein Bruder, und jetzt auch mein unzuverlässiger, rücksichtsloser Onkel. Aber mein Pa blieb. Er würde immer bleiben.
    Ich sah ihn an und bemerkte die Schweißflecken auf seinem Hemd. Und seine großen, schrundigen Hände. Und sein schmutziges, erschöpftes Gesicht. Ich erinnerte mich, wie ich vor ein paar Tagen im Bett gelegen und mich darauf gefreut hatte, ihm das Geld meines Onkels zu zeigen und ihm zu sagen, daß ich fortgehen würde.
    Und ich schämte mich so.
    Tit den Toten läßt sich nicht streiten.
Ganz egal, was man sagt, sie behalten das letzte Wort.
    Ich versuche, die Sache mit Grace zu klären, während ich bei ihr sitze. Ich sage ihr, daß es falsch war. mir ihre Briefe zu geben, und daß die Heimlichkeiten. zu denen ich ihretwegen gezwungen bin, mich meinen Job kosten können, wenn ich nicht aufpasse. Daß ich meinen Lohn aber brauche, weil ich bald heiraten werde, und davon einen Ofen, Töpfe und Pfannen kaufen will. Ich sage ihr, daß es durchaus möglich ist, daß Carl Grahm tatsächlich Carl Grahm ist und Chester Gillette jemand ganz anderes, und daß die Tatsache, daß sie Carl »Chester« genannt und »Chester. ich habe die ganze Zeit geweint«, und »Chester, vermißt du mich?« geschrieben hat, gar nichts beweist – obwohl die Übereinstimmung schon verblüffend sei. Ich erkläre ihr, daß ich ihretwegen schon eine Menge Risiken eingegangen bin, aber kein weiteres mehr eingehen will. Ich sage ihr, daß ich auch keinen ihrer Briefe mehr lesen werde, und wenn es von Anfang an ihre Absicht gewesen sei, mich dazu zu verführen. dann sei sie sehr selbstsüchtig und hinterhältig.
    Gewesen.
Sie sei selbstsüchtig und hinterhältig
gewesen.
    Während ich mit ihr rede, sehe ich auf ihren Arm. weil ich ihr Gesicht nicht mehr ansehen will. Mir fällt auf, daß der Stoff ihres Ärmels zerknittert ist, ich sehe winzige Stiche, mit denen die Spitze an die Manschetten genäht wurde, und frage mich, ob sie das selbst gemacht hat oder vielleicht ihre Mutter. Oder ob sie eine Schwester hatte, die gut nähen konnte, wie meine Schwester Abby etwa. Ich frage mich, wie sie zu ihrem Kosenamen Billy gekommen ist. So hatte

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