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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Botschaft, die sie an die Königin geschrieben hatte, drehte er den Ring der Götter am Finger. Die beiden letzten Jahre in Selids Leben standen nicht im Einklang mit dem rechtmäßigen Lauf der Ewigkeit. Nun wurde es höchste Zeit, dass Renchald für Keldes handelte, dem die abtrünnige Prophetin schon längst gehörte.
    Und Bryn würde schon noch entdecken, dass ein vom Meisterpriester gebilligter Fluch wirklich nicht zu brechen war.
     
    Spät am Abend klopfte Ilona an die Tür des Allerheiligsten des Meisterpriesters. Er reagierte sofort. »Kommt herein. Seid bedankt für Euer schnelles Kommen. Und entschuldigt bitte die späte Stunde.« Er schloss die Tür hinter ihr.
    Nachdem sich beide verbeugt hatten, gestand er ihr, dass er paarweise mit Clea prophezeit hatte.
    Nahezu sprachlos hörte Ilona zu. »Aber die Gesetze des Tempels verbieten es, Eure Kraft einer Schülerin zur Verfügung zu stellen«, sagte sie schließlich. »Vor allem einer vom Geier erwählten Schülerin!«
    Sein Gesicht blieb ruhig. »Darf ich Euch daran erinnern, Ilona, das eine vom Wind erwählte Prophetin und ein vom Schwan erwählter Prophet sich meiner Autorität widersetzt und den Tempel verraten haben. Sie haben das Pferd, das ich Lord Errington versprochen hatte, gestohlen – und sie haben eine erhebliche Anzahl Wachen verletzt.«
    »Und wie«, fragte sie, »soll paarweises Prophezeien mit einer Schülerin diese Dinge wieder in Ordnung bringen?«
    »Clea und ich haben herausbekommen, wohin sie geflohen sind«, antwortete er. »Darüber hinaus haben wir eine klare Vision von Selid erhalten, eine Vision von allergrößter Bedeutung.«
    »Selid?«
    »Soll ich Euch sagen, was den Tempel bedroht? Selid hat eine falsche Prophezeiung an die Königin von Sorana geschrieben. Sie plant, diese Fälschung als vom Meisterpriester geschrieben weiterzuleiten.«
    Ilona blickte ihn verständnislos an. »Falsche Prophezeiung! Aber wie …?«
    »Die von ihr vorgesehenen Boten, die diese Fälschung der Königin überbringen sollen, sind keine anderen als die Troubadoure der Gilgamelltruppe.«
    Ihr versagte die Stimme.
    Er nickte. »Die Situation ist furchtbar. Ich bedauere, dass ich in meiner Bemühung, den Tempel zu behüten, eines unserer Gesetze gebrochen habe. Wenn diese Bedrohungen überwunden sind, werde ich jede Buße auf mich nehmen.«
    Sie sah ihn nur zweifelnd an.
    »In den letzten drei Tagen habe ich kaum geschlafen«, sagte Renchald weiter. »Neben anderen wichtigen Aufgaben habe ich eine nicht öffentliche Zeremonie abgehalten, bei der Clea von dem Vogel, der sie erwählt hat, besucht werden konnte. Sie hat eine neue Feder.« Sein Gewand schimmerte blutrot im Kerzenlicht. »Morgen früh beim ersten Tageslicht werden Ihr und ich zusammen mit Clea nach Tunise aufbrechen.«
    Ilona versuchte, ihre durcheinander wirbelnden Gedanken zu ordnen. »Tunise?«
    »Wir haben herausbekommen, dass Kiran und Bryn
    sowie Selid in Tunise sind. Die Gilgamelltruppe wird sich bald mit der falschen Prophezeiung auf den Weg zur Königin machen. Ihr, Ilona, werdet mit Clea von Tunise nach Zornowel weiterreisen und anstelle von Selids Fälschung eine wahre Prophezeiung überbringen.«
    »Ihr schickt mich zur Königin?«, fragte sie leise.
    »Aber … warum geht Ihr nicht selbst?«
    »Ich erwarte Lord Errington. Ich muss im Tempel sein, wenn er eintrifft.«
    Er schritt zur Tür, öffnete sie und bedeutete ihr zu gehen. Wie betäubt schritt sie an ihm vorbei, ohne ihn anzublicken.

 
21
     
    Bryn stand in der zusätzlichen Pferdebox des Schreiners und striegelte Obsidian. Der Hengst stampfte unruhig. »Ich weiß, du bist nicht gerne eingeengt«, sagte sie beruhigend.
    »Aber wenn ich dich tagsüber nach draußen lasse, erfährt der Meisterpriester mit Sicherheit davon. In ein paar Stunden, wenn es dunkel ist, mache ich einen Ritt mit dir.«
    Nun waren sie schon zwei Tage bei Selid und Lance.
    Kiran war immer noch zu schwach, und er hatte zu große Schmerzen, um etwas anderes zu tun, als herumzuliegen.
    Schreckliche Blutergüsse färbten sein Gesicht unter den Sommersprossen. Jeder Atemzug tat ihm weh. Aber er ließ sich nicht überreden, zu einem Heiler zu gehen. Störrisch schüttelte er den Kopf, wenn Selid davon anfing.
    »Viel zu riskant für euch«, sagte er. »Ich werde schon wieder gesund.«
    Er wollte ihnen nicht erzählen, was geschehen war und was zu seinen Verletzungen geführt hatte. »Ich habe gegen zu viele Wachen auf einmal gekämpft«, war alles, was

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