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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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fasziniert davon, dass sie keinen klaren Gedanken mehr zu fassen vermögen. Knecht Ruprecht sieht dich vielleicht, aber davon hat er nix. Wenn er kommt, ist man vielleicht schon verduftet.«
    Bobby runzelte die Stirn. »Knecht Ruprecht?«
    »Knecht Ruprecht hat dich immer im Auge«, sagte Kate. »Am Nikolaustag lässt er das Jahr Revue passieren undsieht, ob man ein braves oder ein böses Kind war.«
    Mary grinste. »Knecht Ruprecht hat sich wohl als Erster eine WurmCam geschnappt, was?«
    »Knecht Ruprecht, der Kinderschreck«, sagte Kate. »Man kann ihm nur entfliehen, wenn man ihn kommen sieht.«
    Mary lächelte. »Null Problemo.« Sie hob den Arm, schob den SmartShroud- Ärmel hoch und zeigte ihnen etwas, das wie eine übergroße Armbanduhr aussah. Das Ding war kompakt und verschrammt und schien im Hobbykeller zusammengeschraubt worden zu sein. Das ›Ziffernblatt‹ war eine SoftScreen; sie zeigte Ausschnitte des Flurs, der Straße, des Aufzugs und der Nachbarwohnungen. »Alles leer«, murmelte Mary. »Vielleicht hört irgendein Spanner mit. Aber wen juckt’s. Bis der hier ist, haben wir längst die Biege gemacht.«
    »Das ist eine WurmCam, was sie da am Handgelenk trägt«, erkannte Kate. »Eine Art Raubkopie.«
    »Ich fasse es nicht«, sagte Bobby. »Verglichen mit den riesigen Beschleunigern im Wurmwerk…«
    »Alexander Graham Bell hätte es wohl auch nicht für möglich gehalten, dass es mal ein schnurloses Telefon von der Größe einer Taschenuhr geben würde«, meinte Mary.
    Kates Augen verengten sich. »Es ist völlig unmöglich, einen Casimir-Injektor so weit zu miniaturisieren. Das muss Quetsch-Vakuum-Technologie sein. Die Sache, an der David arbeitet, Bobby.«
    »Die Entwicklung dieser Technologie ist streng geheim«, sagte Bobby schwer atmend. »Wie ist das aus dem Wurmwerk nach außen gedrungen?« Er musterte Mary. »Weiß deine Mutter, wo du bist?«
    »Typisch«, echauffierte Mary sich. »Vor ein paar Minuten wollte Kate sich noch umbringen, und nun beschuldigst du mich der Industriespionage und interessierst dich für mein Verhältnis zu meiner Mutter.«
    »Mein Gott«, sagte Kate. »Wo soll das noch hinführen, wenn jedes Kind eine WurmCam am Handgelenk spazieren führt?«
    »Ich will dir ein Geheimnis verraten«, sagte Mary. »So weit sind wir schon. Die Einzelheiten stehen im Internet. Die Dinger werden auf der ganzen Welt in Heimarbeit produziert.« Sie grinste. »Der Geist ist aus der Flasche. Ich will euch helfen. Es gibt aber keine Garantien. Knecht Ruprecht ist nicht allmächtig, aber es ist schwerer geworden, sichvor ihm zu verstecken. Alles, was ich dir biete, ist eine Chance.« Sie schaute Kate ins Gesicht. »Das ist immer noch besser als das, was dir bevorsteht, nicht wahr?«
    »Warum willst du mir überhaupt helfen?« fragte Kate.
    Mary schaute verlegen. »Weil du zur Familie gehörst. Mehr oder weniger.«
    »Deine Mutter gehört auch zur Familie«, bemerkte Bobby.
    Mary schaute ihn missmutig an. »Ich schlag dir einen Handel vor, wenn du dich dann besser fühlst. Bring mich aus allem raus, und ich bewahre Kate davor, dass ihr der Kopf aufgesägt wird. Dafür rufe ich dann meine Mutter an. Abgemacht?«
    Kate und Bobby wechselten Blicke. »Abgemacht.«
    Mary fasste in ihre Kutte und holte ein Stück Stoff hervor. Sie schüttelte es aus. »SmartShroud.«
    »Reicht das Ding auch für zwei?« fragte Bobby.
    Mary grinste. »Ich hoffte, du würdest das sagen. Kommt schon, lasst uns von hier verschwinden.«
     
    Hirams Sicherheitsdienst, der von einer routinemäßigen WurmCam- Überwachung alarmiert worden war, tauchte zehn Minuten später auf. Das hell erleuchtete Apartment war leer. Die Wachen waren sich uneins, wer Hiram Meldung machen und sich seinem Zorn aussetzen sollte. Dann fiel ihnen ein, dass er es vielleicht eh schon wusste. Sie verstummten.

 
DREI
     
DAS LICHT DER VERGANGENHEIT
     
     
Oftmals, in stiller Nacht,
    in sanftem Schlummer versunken,
    tauchen süße Erinnerungen mich
    ins Licht der Vergangenheit.
    - Thomas Moore (1779-1852)

 
1

IM RAMPENLICHT
     
     
    Rom, A.D. 2041: Hand in Hand spazierte David mit Heather durchs pulsierende Herz der Stadt. Der smoggeschwängerte Nachthimmel glühte orangefarben wie Wolken von Titan.
    Selbst zu dieser späten Stunde wimmelte Rom von Touristen. Viele, wie Heather, waren mit GeistigeAuge- Stirnbändern oder Brille-und-Handschuhen ausstaffiert.
    Vier Jahre nach der Markteinführung der WurmCam war es zu einer Touristenattraktion

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