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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Grunde nie herausgetreten war. Die Legende, die Blake besungen hat, ist jedoch wahr: Er ist in uralten Zeiten über Englands grüne Hügel gewandelt.

 
10

DAS URTEIL
     
     
    In der Weihnachtswoche des Jahres 2037 wurde Kate der Prozess gemacht.
    Die Verhandlung fand in einem kleinen eichengetäfelten Gerichtssaal statt. Das Sternenbanner hing schlaff an der Rückwand des Raums. Der Richter, die Anwälte und die Gerichtsdiener thronten in vollem Ornat vor Bankreihen, in denen vereinzelte Zuschauer saßen: Bobby, Vertreter von OurWorld und Reporter, die sich Notizen auf SoftScreens machten.
    Die Jury schien einen repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung darzustellen.Ein paar Leute trugen die bunten Masken und die SmartShroud- * Kleidung, die in den letzten Monaten in Mode gekommen waren. Manchmal sah Bobby einen Geschworenen nur, wenn der sich bewegte – dann tauchte wie aus dem Nichts ein Gesicht oder ein Haarschopf auf, und der Torso zeichnete sich schemenhaft vor einem flimmernden Hintergrund ab.
    Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, sagte er sich, dass die SmartShrouds auch eine Idee von Hiram waren: Das eine OurWorld- Produkt wurde für teures Geld verkauft, um die Auswirkungen des anderen zu neutralisieren.
    Und da war auch Kate. Sie saß auf der Anklagebank und trug ein schlichtes schwarzes Kleid. Das Haar hatte sie hochgesteckt, die Lippen waren zusammengepresst und der Blick ausdruckslos.
    Kameras waren aus dem Gerichtssaal verbannt, und die Medien waren auch außerhalb des Gerichtsgebäudes kaum präsent. Im Zeitalter der WurmCam waren solche Verbote natürlich sinnlos. Bobby spürte förmlich die Schwärme von WurmCam- Blickpunkten, die vor ihm und Kate schwebten.
    Bobby wusste, dass Kate sich mit der Allgegenwart der WurmCam arrangiert hatte. Gegen die unsichtbaren Spanner, die sie begafften, stand sie auf verlorenem Posten; aber sie würde ihnen nicht die Genugtuung gönnen, Schwäche zu zeigen. Für Bobby strahlte ihre zarte Gestalt jedenfalls mehr Stärke aus als das juristische Verfahren, dem sie unterzogen wurde, und als der mächtige Konzern, der die Klage gegen sie angestrengt hatte.
    Dennoch vermochte Kate ihre Verzweiflung nicht zu verbergen, als das Urteil schließlich verkündet wurde.
     
    »Lass sie laufen, Bobby«, sagte Hiram. Er stapfte um den wuchtigen Konferenzschreibtisch herum. Regen peitschte prasselnd gegen das Panoramafenster. »Sie tut dir nicht gut. Und nun ist sie auch noch eine verurteilte Straftäterin. Genügt dir das nicht? Komm schon, Bobby. Vergiss sie. Du brauchst sie nicht.«
    »Sie glaubt, du hast sie reingelegt.«
    »Ist mir egal, was sie glaubt. Für mich zählt nur, was du glaubst. Hältst du mich wirklich für einen so fiesen Typ, dass ich der Freundin meines Sohns ohne Grund ein Verbrechen anhängen würde – auch wenn sie mir noch so unsympathisch ist?«
    »Ich weiß nicht, Papa«, sagte David. Er gab sich ruhig und beherrscht. Hirams Tiraden, mit denen er ihn offensichtlich einwickeln wollte, gingen ihm zum einen Ohr rein und zum andern wieder raus. »Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll.«
    »Wieso benutzt du dann nicht die WurmCam, um dich zu vergewissern?«
    »Ich habe nicht vor, dir nachzuspionieren.«
    Hiram starrte seinen Sohn an. »Wenn du mein Gewissen suchst, musst du eh tiefer graben, als die WurmCam reicht. Außerdem geht es nur um eine Umprogrammierung. Teufel, man sollte sie wegschließen und den Schlüssel wegschmeißen. Umprogrammierung ist noch eine viel zu milde Strafe.«
    Bobby schüttelte den Kopf. »Nicht für Kate. Sie hat diese Methode jahrelang bekämpft. Sie hat einen Horror davor, Papa.«
    »Papperlapapp. Du wurdest auch umprogrammiert. Und es hat dir nicht geschadet.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.« Bobby erhob sich und schaute seinem Vater ins Gesicht. Er spürte Zorn in sich aufwallen. »Ich hab am Rad gedreht, nachdem das Implantat deaktiviert wurde. Ich war zornig, ängstlich und verwirrt. Ich wusste nicht mal, was ich fühlen sollte.«
    »Du redest schon wie sie!« brüllte Hiram. »Sie hat dich mit Worten und ihrer Pussy nachhaltiger umprogrammiert, als ich es mit einem Stück Silikon geschafft hätte. Siehst du das denn nicht? Mein Gott. Das wirklich Gute an dem verdammten Implantat war, dass du nicht gemerkt hast, was mit dir los ist…« Er verstummte und wandte den Blick ab.
    »Du solltest mir besser sagen, wie du das gemeint hast«, sagte Bobby kalt.
    Hiram wandte sich ihm wieder zu. Ärger, Ungeduld

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