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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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geworden, an den historischen Stätten der Welt in die Vergangenheit einzudringen: David wollte während seiner Italienreise einen Tauchausflug ins versunkene Venedig unternehmen. Er hatte Verständnis für den Vergangenheits-Tick der Menschen. Die Vergangenheit war ein sicherer und vertrauter Ort – ein synthetisches Abenteuer, bei dem man den dräuenden Meteoriten vergaß. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, sagte David sich, dass einer Menschheit, die keine Zukunft mehr hatte, plötzlich ›Asyl‹ in der Vergangenheit gewährt wurde.
    Diese Fluchttendenz war allzu verständlich in einer Welt, die zu einem fremdartigen und bedrohlichen Ort geworden war.
    Fast jeder besaß heute eine WurmCam, hauptsächlich in der auf Armbanduhrgröße miniaturisierten Version mit Quetsch-Vakuum-Technologie. Die persönliche WurmCam war eine Verbindung zum Rest der Menschheit, zu Freud und Leid der Vergangenheit – und nicht zuletzt versetzte sie den Benutzer in die Lage, um die Ecke zu sehen.
    Der gnadenlose Blick der WurmCam veränderte das Leben der Menschen von Grund auf.
    Sogar die Mode war davon betroffen. Die älteren Leute in den Straßen Roms trugen Kleidung, die vor einigen Jahren mal modisch gewesen war. Und ein paar Touristen liefen in Hawaii-Hemden und Shorts herum, in der seit Jahrzehnten üblichen Freizeittracht. Eine Frau trug ein T-Shirt mit dem Spruch:
    HE, IHR DORT OBEN IN DER ZUKUNFT:
    HOLT EURE OMA HIER RAUS!
    Die meisten Leute hielten sich jedoch bedeckt. Sie bevorzugten hochgeschlossene Overalls, die in angenähten Handschuhen und Stiefeln ausliefen. Es gab sogar Kombis in der Art von Mönchskutten, die in der islamischen Welt getragen wurden: Wallende Gewänder, die auf dem Boden schleiften, wobei die Gesichter von Masken mit Augenschlitzen verhüllt wurden. Der Blick der Vermummten war starr und leer.
    Andere Leute verkörperten das entgegengesetzte Extrem. Da kam ein Nudistenpärchen des Wegs: Zwei händchenhaltende Männer, die mit trotzigem Stolz ihre Bierbäuche über lächerlich kleinen Genitalien zeigten.
    Ob zugeknöpft oder freizügig – den älteren Leuten, zu denen David sich auch schon rechnete, war anzumerken, dass der starrende Blick der WurmCam ihnen noch immer Unbehagen bereitete.
    Die Jungen, die mit der WurmCam aufgewachsen waren, nahmen’s leicht.
    Viele junge Leute gingen nackt und trugen nur das Nötigste bei sich, wie Geldbörsen und Sandalen. David hatte den Eindruck, dass sie sich im Gegensatz zu den Älteren in ihrer Nacktheit aber nicht unwohl fühlten. Sie schienen keine moralischen Bedenken zu haben, sondern sahen es eher unter einem praktischen Gesichtspunkt oder als Ausdruck der Persönlichkeit.
    Eine Gruppe von Jugendlichen trug Masken, auf die das Gesicht eines jungen Mannes projiziert wurde. Jungen und Mädchen gleichermaßen hatten dieses Gesicht aufgesetzt. Es zeigte eine ganze Palette von Zuständen und Emotionen – von Regen triefend, mit einem Sonnenbrand, bärtig und glattrasiert, lachend und weinend, sogar schlafend –, die mit der Befindlichkeit des jeweiligen Trägers in keinem Zusammenhang standen. Es war ein irritierender Anblick, als ob ein Rudel Klone durchs nächtliche Rom geschlichen käme.
    Die Masken stellten Romulus dar und waren der neueste Modetrend von OurWorld. Romulus, der Gründer Roms, war zum Idol der römischen Jugend avanciert, seit die WurmCam seine Existenz bewiesen hatte – auch wenn sein Bruder Remus und die Geschichte von der Wölfin, die sie gesäugt hatte, ins Reich der Legende gehörten. Bei den Geräten handelte es sich um SoftScreens mit integrierten WurmCam- Anschlüssen, die wie eine Gesichtsmaske geformt waren. Sie zeigten das Gesicht von Romulus, als er auf die Minute genau so alt gewesen war wie der jeweilige Träger. OurWorld plante bereits, in anderen Teilen der Welt regionale Variationen des Themas auf den Markt zu bringen.
    Das war ein Meisterstück des Marketing. David wusste aber, dass er sich nie an den Anblick der Fresse eines Steinzeit-Jünglings über nackten Mädchenbrüsten gewöhnen würde.
    Sie gingen über einen kleinen Platz, der mit verdorrtem Grünzeug bestanden und von großen antiken Gebäuden umgeben war. David sah ein junges nacktes Pärchen auf einer Bank sitzen. Der Junge und das Mädchen waren etwa sechzehn. Das Mädchen saß auf dem Schoß des Jungen, und sie küssten sich leidenschaftlich. Der Junge knetete gierig die kleine Brust des Mädchens, und sie hatte seinen erigierten Penis in der

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