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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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sie einen neuen Stamm von Vorfahren: Sie hatten nach wie vor das charakteristische strohblonde Haar und die blauen Augen – nur die römische Nase zierte sie nicht mehr.
    Hinter den flimmernden Gesichtern erkannte David kleine rechteckige Felder. Sie wurden von Pflügen beackert, die von Ochsen und in schlechteren Zeiten sogar von Menschen gezogen wurden. Es gab hölzerne Getreidesilos, Schafe und Schweine, Kühe und Ziegen. Jenseits der Felder machte er die Erdwälle eines Wehrdorfs aus. Alls sie tiefer in die Vergangenheit eintauchten, wurden die Erdwälle plötzlich durch eine hölzerne Palisade ersetzt.
    »Die Welt wird einfacher«, sagte Bobby.
    »Ja. Wie hat Francis Bacon sich ausgedrückt…? ›Die guten Dinge, die von Städtegründern, Gesetzgebern, gütigen Herrschern, Tyrannenmördern und Helden bewirkt werden, überdauern nur für kurze Zeit: Während die Arbeit des Erfinders, der ohne Eitelkeit im Verborgenen wirkt, überall zu spüren ist und ewig währt.‹ In diesem Moment wird der Trojanische Krieg mit Waffen aus Bronze geführt. Bronze ist ein brüchiges Metall, sodass dieser zwanzig Jahre dauernde Krieg verhältnismäßig wenig Opfer gefordert hat. Weil die Menschen die Herstellung von Eisen nicht mehr beherrschen, bringen sie sich nicht mit der Effizienz um, wie wir das zu tun pflegen…«
    Die mühsame Feldarbeit erstreckte sich von Generation zu Generation, ohne dass die landwirtschaftlichen Techniken sich grundlegend verändert hätten. Die Schafe und Kühe wirkten jedoch immer urwüchsiger, obwohl sie domestiziert waren.
    In einer Zeitenferne von hundertfünfzig Generationen wichen die Bronzewerkzeuge schließlich dem Stein. Obwohl die Bauern mit Holz- und Steingerätschaften das Feld bestellten, änderte sich sonst wenig. Je langsamer die historischen Veränderungen erfolgten, desto schneller steuerte David sie durch die Zeit. Zweihundert, dreihundert Generationen vergingen, die rasend schnell abgespulten Gesichter verschmolzen miteinander und wurden im Zeitablauf, durch die harten Lebensbedingungen und den genetischen Mix, langsam verformt.
    Bald ist das alles wirklich Vergangenheit, sagte David sich düster – am Wurmwald- Tag.An jenem apokalyptischen Tag wird dieses zähe Ringen, die Lebensleistung von vielen Milliarden Menschen, Makulatur sein. Unser ganzes Wissen und alle Errungenschaften werden ausgelöscht, und es wird niemanden mehr geben, der sich daran erinnert und die Toten betrauert. Und dieser Tag war nah, viel näher als der römische Frühling, den sie erblickt hatten. Er würde das Ende der Geschichte bedeuten.
    Plötzlich wurde dieser Gedanke unerträglich, als ob er die Realität des Wurmwalds eben erst mit all ihren Weiterungen erfasst hätte. Wir müssen einen Weg finden, ihn von der Erde abzulenken, sagte er sich. Um der anderen willen, der Vorfahren, die uns durch die WurmCam ansehen. Ihr Leben darf nicht umsonst gewesen sein.
    Der Hintergrund flimmerte erneut.
    »Wir haben uns zu Nomaden zurückentwickelt«, sagte Bobby. »Wo sind wir eigentlich?«
    David tippte auf ein Referenzfeld. »Nordeuropa. Wir haben den Ackerbau noch nicht erlernt. Die Dörfer und Siedlungen sind verschwunden. Es gibt keine Königreiche und Städte. Nur wenig Menschen leben auf der Erde. Eine Zivilisation existiert nicht. Wir vegetieren in nomadischen Gruppen und Clans und errichten Siedlungen, die für eine, höchstens zwei Jahreszeiten Bestand haben.«
    Zwölftausend Jahre in der Vergangenheit drückte er auf die Pause-Taste.
    Sie war vielleicht fünfzehn Jahre alt, hatte eine runde Tätowierung auf der linken Wange und schien mit einer robusten Konstitution gesegnet zu sein. Im Arm trug sie ein in Tierhäute eingewickeltes Baby – mein Ur-hoch-x-Onkel, sagte David sich abwesend. Sie trug eine Art Fellschuhe, Beinkleider und einen Mantel aus geflochtenen Gräsern. Die anderen Kleidungsstücke schienen aus Leder zu bestehen. Die Schuhe und die Kopfbedeckung waren mit Gras ausgestopft, wohl zur Wärmedämmung.
    Während sie ihr Kind in den Armen wiegte, blieb sie inmitten einer Gruppe aus Männern und Frauen mit Babys und Kindern. Alle erklommen einen Felshang mit einer leichten Steigung; sie marschierten in einem Tempo, das sich über weite Strecken durchhalten ließ. Der Mensch war ursprünglich dafür geschaffen, mit acht Kilometern pro Stunde durch die Savanne zu streifen. Ein paar Erwachsene waren mit Speeren mit Feuersteinspitzen bewaffnet, die gleichermaßen für die Abwehr von

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