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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Augen und eine markante römische Nase. Das strohblonde Haar war von grauen Strähnen durchzogen.
    Die kargen Felder im Hintergrund waren verschwunden und einer properen Stadt gewichen. Große Gebäude mit roten Ziegeldächern, Statuen und Kolonnaden hatten sich um einen zentralen Platz gruppiert, der mit Buden und Marktschreiern angefüllt war, die ihre Waren anpriesen. Die Händler wirkten wie Karikaturen in ihrer Gier. Sie ahnten nichts von den harten Zeiten, die über die Menschen hereinbrechen würden, noch vom Tod, der sie bald ereilen sollte.
    »Eine römische Siedlung«, sagte Bobby.
    »Ja.« David wies auf die SoftScreen. »Das ist wohl das Forum; und dies hier wahrscheinlich die Basilika, die Stadthalle und das Gerichtsgebäude. Hinter diesen Kolonnaden befinden sich Läden und Kontore. Und das Gebäude dort drüben ist vielleicht der Tempel…«
    »Es wirkt so ordentlich«, murmelte Bobby. »Fast modern. Straßen und Gebäude, Kontore und Geschäfte. Die Stadt ist schachbrettförmig angelegt.Das Bild ist so plastisch, dass ich das Gefühl habe, ich könnte durch die SoftScreen gehen und mir in eine Taverne ein Cervisia * hinter die Binde gießen.«
    Der Kontrast dieser kleinen Insel der Zivilisation zum Jahrhunderte weiten Meer aus Unwissenheit und Mühsal, in dem sie schwamm, war so stark, dass David sich förmlich von ihr losreißen musste.
    »Du gehst ein Risiko ein, indem du dich hier aufhältst«, sagte er.
    Bobbys Gesicht schwebte wie eine Halloween-Maske über der SmartShroud und lag im Widerschein des erstarrten Lächelns seiner Ahnin. »Das weiß ich. Und ich weiß auch, dass du mit dem FBI zusammenarbeitest. Das DNA-Spürgerät…«
    David seufzte. »Wenn nicht ich, dann hätte jemand anders es entwickelt. So bin ich wenigstens über ihre nächsten Schritte informiert.« Er tippte auf die SoftScreen. Das Bildnis der Großmutter wurde von kleineren Abbildungen eingerahmt. »Schau her. Das sind WurmCam- Abbildungen der angrenzenden Räume und der Gänge. Dieses Luftbild zeigt den Parkplatz. Ich habe Infrarot-Erkennung dazugeschaltet. Falls jemand kommt…«
    »Danke.«
    »Es ist zwar lang her, Bruder. Aber ich habe nicht vergessen, dass du mir durch meine Suchtkrise geholfen hast.«
    »Wir stecken alle mal in der Krise. Vergiss es.«
    »Im Gegenteil… Du hast mir noch nicht gesagt, warum du hergekommen bist.«
    Bobby zuckte die Schultern. Die Bewegung wurde von der SmartShroud zu einem Flimmern gedämpft. »Ich weiß, dass du uns gesucht hast. Ich bin am Leben und wohlauf. Das gilt auch für Kate.«
    »Und – bist du glücklich?«
    Bobby lächelte. »Wenn ich glücklich sein wollte, brauchte ich nur den Chip im Kopf zu aktivieren. Glück ist nicht alles im Leben, David. Ich möchte dich bitten, Heather eine Nachricht zu überbringen.«
    David runzelte die Stirn. »Ist es wegen Mary? Steckt sie in Schwierigkeiten?«
    »Nein, nein. Kann man nicht sagen.« Bobby, der in der SmartShroud schmorte, rieb sich das Gesicht. »Sie hat sich den Verbundenen angeschlossen. Wir wollen sie überreden, dass sie wieder nach Hause kommt. Ich möchte, dass du mir dabei hilfst.«
    Das war eine beunruhigende Nachricht. »Natürlich. Du kannst mir vertrauen.«
    Bobby grinste. »Ich weiß. Sonst wäre ich auch nicht gekommen.«
    Und ich, sagte David sich unbehaglich, habe seit unserem letzten Treffen etwas höchst Interessantes über dich herausgefunden.
    Er schaute in Bobbys offenes, neugieriges Gesicht, das im Licht eines zweitausend Jahre alten Tags erstrahlte. Ob das der richtige Zeitpunkt war, Bobby mit einer weiteren Enthüllung über Hirams endlose Manipulationen an seinem Leben zu konfrontieren – mit dem wahrscheinlich größten Verbrechen, dessen Hiram an seinem Sohn sich schuldig gemacht hatte?
    Später, sagte er sich. Später. Der richtige Moment wird noch kommen.
    Die SoftScreen war noch immer vom WurmCam- Bilderfüllt – geheimnisvoll, fremdartig, von unwiderstehlichem Reiz. Längst hatte die WurmCam in allen Ausprägungen die Welt verändert. Doch das war nichts im Vergleich hierzu: dass die Technologie die Macht hatte, ans Licht zu bringen, was längst verloren schien.
    Sie hätten noch genug Zeit, ihre mannigfaltigen Probleme zu lösen und sich mit den Fragen der Zukunft auseinander zu setzen. Der Lockruf der Geschichte war stärker. Er packte den Joystick und schob ihn nach vorn. Die römischen Gebäude lösten sich in Nichts auf.
    Wieder fanden schemenhafte Wanderungsbewegungen statt, und nun sahen

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