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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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ich dir gerade auch stellen.«
    Die dritte Stimme, die so unerwartet ertönt war, brachte Hiram sichtlich aus der Fassung.
    Eine Gestalt trat aus dem Schatten des Detektorturms und kam zu Hiram herüber. Für einen Moment schlug David das Herz bis zum Hals, denn er glaubte Hirams Zwilling zu sehen – oder einen Geist. Auf den zweiten Blick erkannte David Unterschiede: Der zweite Mann war deutlich jünger, schlanker und etwas größer, und das schwarze Haar war noch voll und glänzend.
    Diese eisblauen Augen aber, die völlig untypisch waren für jemanden von asiatischer Abstammung, waren eindeutig die Hirams.
    »Ich kenne dich«, sagte David.
    »Etwa aus einem Boulevard-Magazin?«
    »Du bist Bobby«, erwiderte David mit gezwungenem Lächeln.
    »Und du musst David sein; der Halbbruder, über dessen Existenz ich von einer Journalistin aufgeklärt wurde.« Bobby war sichtlich ungehalten, aber er beherrschte sich.
    David wurde sich bewusst, dass er mitten in einem Familienkrach gelandet war – und was noch schlimmer war, es war seine Familie, die sich befehdete.
    Hiram schaute von einem Sohn zum andern und seufzte. »David, vielleicht sollte ich dir nun einen Kaffee ausgeben.«
     
    Eine solche Plörre von Kaffee hatte David noch selten getrunken. Der Techniker, der die drei bediente, verharrte am Tisch, bis David den ersten Schluck nahm. Ich bin hier in Seattle, sagte er sich; guter Kaffee ist für die Mittelschicht seit einer Generation ein Fetisch. Er rang sich ein Lächeln ab. »Wundervoll«, sagte er.
    Der Techniker trollte sich freudestrahlend.
    Die Cafeteria war in eine Ecke des ›Zähl-Hauses‹, des Rechenzentrums gequetscht worden, wo die Daten der verschiedenen Testläufe analysiert wurden. Das Zahl-Haus selbst war als Ausdruck von Hirams kostenbewusstem Denken eine minimalistische Einrichtung. Es handelte sich dabei um ein Büromodul mit einem Fußboden aus Plastikfliesen, fluoreszenten Deckenelementen und Kunststofftrennwänden mit Holzdekor. Der Bereich war angefüllt mit Computer-Terminals, SoftScreens, Oszilloskopen und anderer elektronischer Ausrüstung. Kabel und Glasfaserleitungen schlängelten sich durch den ganzen Raum und waren an den Wänden, am Boden und an der Decke befestigt. Es roch nach Ozon, das von elektrischen Geräten ausgedünstet wurde, nach kaltem Kaffee und Schweiß.
    Und die Cafeteria selbst erwies sich als primitiver Verschlag mit Plastiktischen und Verkaufsautomaten, die von einem ramponierten Drohnen-Robot bewirtschaftet wurde. Hiram und seine beiden Söhne setzten sich an einen Tisch, verschränkten die Arme und vermieden geflissentlich den Blickkontakt miteinander.
    Hiram kramte in einer Tasche, zog eine taschentuchgroße SoftScreen heraus und strich sie glatt. »Ich will gleich zur Sache kommen«, sagte er. »Ein. Wiedergabe. Kairo.«
    David betrachtete den Bildschirm. Er sah eine Abfolge kurzer Szenen, in denen eine Art medizinischer Katastrophe im sonnendurchglühten Kairo sich abspielte: Menschen, die auf Bahren aus Gebäuden getragen wurden, ein Krankenhaus mit Leichen, verzweifelten Verwandten und überlastetem medizinischen Personal, schreiende Mütter umklammerten die reglosen Körper ihrer kleinen Kinder.
    »Mein Gott.«
    »Gott scheint wieder einmal weggeschaut zu haben«, sagte Hiram grimmig. »Das hat sich erst heute morgen ereignet. Ein neuer Wasser-Krieg. Einer von Ägyptens Nachbarn hat einen Giftstoff in den Nil geleitet. Ersten Schätzungen zufolge sind bereits zweitausend Menschen gestorben, neuntausend sind erkrankt, und mit vielen weiteren Toten wird gerechnet. Weiter.«
    Er tippte auf den kleinen Bildschirm. »Achtet auf die Bildqualität. Die Bilder stammen teils von Videokameras, teils von Drohnen. Alle wurden innerhalb von zehn Minuten nach Bekanntwerden der Katastrophe von einer örtlichen Nachrichtenagentur aufgenommen. Und da liegt auch das Problem.« Hiram berührte mit dem Fingernagel die Ecke der Abbildung. Sie trug ein Logo: ENO, das Earth News Online Network, einer von Hirams erbittertsten Rivalen auf dem Feld der Nachrichtendienste. »Wir versuchten, mit der örtlichen Agentur ins Geschäft zu kommen, doch ENO hat uns ausgebootet.« Er schaute seine Söhne an. »Das kommt immer wieder vor. Je größer ich werde, desto mehr kleine Köter wie ENO pinkeln mir ans Bein.
    Ich habe weltweit Kamerateams und Korrespondenten im Einsatz, und das ist nicht gerade billig. Ich habe Agenten an jeder Straßenecke des Planeten. Wir können aber nicht überall

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