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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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vor, dann gab er das Zeichen zum Halten. Etwa zwanzig Männer umringten sie und schauten sie misstrauisch an. So, wie er und seine Leute aussahen, konnte er es ihnen nicht verübeln. Allein Cassiopeia hielt sich im Sattel wie immer und ignorierte die Blicke, so als ginge sie das alles nichts an.
    Das ist alles so falsch , dachte er. Er fragte sich, was er erwartet hatte. Keine Dankbarkeit, bestimmt nicht – doch Mitgefühl vielleicht. Die Gesichter der Männer von Berency aber zeigten nichts als Furcht.
    »Ich bin Banneisen«, sagte er.
    »Wir wissen ganz gut, wer ihr seid«, sagte ein dürrer Mann mit spitzem Bart. »Und wir können euch nicht helfen.«
    »Aber wir haben Verwundete«, sagte Edric und wies auf den Wagen. »Wenn ihr uns nicht helft, werden sie sterben.«
    »Das liegt nicht an uns«, erwiderte der Mann. »Ihr müsst gehen.«
    »Wir haben das kaiserliche Depot überfallen«, rief Wybart. »Wir haben Waffen und Geld! Wir zahlen euch, was ihr wollt.«
    Ein kurzes Murmeln lief durch die Menge, doch ein altes Weib trat vor und spuckte aus. »Was sollen wir mit eurem Geld, wenn wir kein Dorf mehr haben?«, keifte sie. »Macht, dass ihr wegkommt!«
    »Vor wem habt ihr Angst?«, fragte Janner. »Wer sollte euch denn Probleme machen? Die Soldaten bestimmt nicht, das kann ich euch versprechen.«
    »Das nützt uns nichts«, meinte der Dürre. »Verschwindet einfach, und nehmt euer Geld und eure Waffen mit.«
    Janner hob hilflos die Hände. »Ich verstehe nicht …«
    Ein alter, grauhaariger Mann in einem derben Umhang trat vor. »Bist du wirklich so schwer von Begriff, Banneisen, Tausenddorns Sohn? Auf deinen Kopf steht ein Preis. Du bist mehr wert als dieses ganze Dorf. Und die Dons werden unser Dorf eher niederbrennen als zulassen, dass wir euch Unterschlupf geben.«
    »Euer Dorf? «, wiederholte Janner. »Niederbrennen?«
    Der Alte nickte. »Don Parcioles Männer waren hier. Sie haben nach dir gefragt. Wir sagten, dass du in der Gegend bist, wir aber nicht wüssten, wo genau. Da haben sie gesagt, wenn wir euch auch nur ein Glas Wasser geben, kommen sie und brennen unsere Felder und Häuser nieder. Sie haben uns auch gesagt, was sie mit unseren Frauen und Kindern machen.«
    »Haben sie gesagt, ob ihr nur mir nicht helfen dürft, oder uns allen?«
    Der Spitzbärtige wollte sich einmischen, doch der Alte hielt ihn zurück. »Sie waren eindeutig: Keine Unterstützung für irgendeinen von euch, solange du am Leben und in Freiheit bist. Den Dons ist egal, ob das Kaiserreich seine Provinzen verliert. Wenn es nach ihnen geht, kann Pherenaïs im Meer versinken. Aber mit dir haben sie noch ein Hühnchen zu rupfen. Es tut mir leid.«
    Er trat noch weiter vor und griff in seinen Umhang. Wybarts Hand zuckte zum Schwert, aber Janner hielt ihn zurück. »Einer von ihnen gab mir das hier«, sagte der Alte und reichte Janner einen versiegelten Umschlag. »Er meinte, falls du auftauchst, soll ich es dir geben.« Er trat wieder zurück. »Und das ist alles, was ihr von uns bekommen werdet.«
    »Ihr dreckigen Verräter!«, schrie Ropkin vom Wagen. »Wir riskieren unser Leben für euch, und ihr überlasst uns einfach unseremSchicksal!« Er hustete Blut, und Masciano legte ihm die Hand auf die Schulter und versuchte ihn zu beruhigen.
    »Pass auf, wen du einen Verräter nennst!«, erwiderte der Spitzbärtige. »Kehr lieber vor deiner eigenen Tür!«
    »Aufhören!«, bellte Janner. »Schluss jetzt! Es wird kein Blut mehr vergossen. Und du da, warte, verdammt! Was soll das heißen? Was meinst du damit, ›eigene Tür‹?«
    Der Spitzbärtige aber vergrub die Fersen im Boden und gab keine Antwort.
    »Ihr wurdet verraten«, sagte der Alte. »Von einem Fealv, heißt es. So wie du. Soll in Holferton eine ordentliche Rechnung versoffen haben. Vielleicht bekommt ihr ja dort noch Hilfe? Holferton ist größer und reicher als unser Dorf – und vielleicht haben sie jetzt ja was gut beim Don.«

    Janner kam gegen Morgen am Treffpunkt an, mit ihm Cassiopeia, Wybart und Edric und der Wagen mit den Waffen und dem Gold. April warf sich ihm entgegen, und er nahm sie einen Moment in die Arme, schloss die Augen und atmete tief durch. Er hatte seit drei Nächten nicht mehr richtig geschlafen, und mehr als einmal hatten sie auf ihrem Weg Patrouillen umgehen müssen.
    Außer ihr waren da noch Toska und die Frauen und Kinder, außerdem Farnstein, Estermond und Horb. Farnstein saß apathisch auf einem Felsen und blinzelte in die ersten Sonnenstrahlen,

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