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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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eine halbleere Flasche in der Hand. Janner betrachtete ihn eine Weile. Prägte sich sein Bild genau ein.
    »Wo ist der Rest?«, flüsterte Claire und drückte ihre kleine Tochter an sich. »Wo ist Derril?«
    Janner erwachte aus seiner Starre, schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Claire begann zu schreien, und auf einen Wink Toskas nahm Estermond sie in die Arme und führte sie fort. Betroffen schaute Horb ihr nach.
    »Toska«, flüsterte Janner. »Bring Sannah und die Kinder weg.«
    Sie tauschten einen kurzen Blick. Dann nickte der kleine Mann und ließ sie allein.
    Janner nahm Banneisen vom Rücken und ging schweren Schrittes zu Farnstein, der sich ihm erst im letzten Moment zuwandte, eine Mischung aus Schrecken und Begreifen in seinem Blick.
    Janner hieb dem anderen Fealv den Kopf ab. Es ging so schnell, dass er nicht einmal mehr schrie. Die Flasche fiel ihm aus der Hand und zerbrach. Dann sackte sein Leichnam in sich zusammen.
    Die Männer zuckten zusammen. »Was ist in dich gefahren?«, rief April.
    »Er hat uns verraten«, sagte Janner. Wybart und Edric nickten ernst. »Der Wirt in Holferton hat es bestätigt. Der Idiot war so besoffen, dass er es vielleicht nicht mal bemerkt hat.«
    Betretenes Schweigen breitete sich aus.
    Horb schluckte. »Was ist mit den anderen?«
    »Masciano ist bei den Verwundeten geblieben«, sagte Janner leise. »Lysle und Derril sind tot, weil sie nicht schnell genug Hilfe bekamen … die anderen werden wahrscheinlich wieder.«
    »Kommen sie denn nach?«
    Janner schüttelte den Kopf. »Masciano sagte etwas in der Art, dass sich unser Geschäft wohl fürs Erste erledigt hätte. Wir haben sie ausgezahlt.«
    »Das heißt, wir sind alle, die übrig sind?«, fragte April und warf einen langen Blick in die Runde.
    »Ja«, sagte Janner. »Wir sind alle.«
    »Was wird jetzt?«, fragte Edric kleinlaut.
    »Darüber müssen wir reden«, sage Janner. »Aber nicht hier. Bald wimmelt es überall von Soldaten. Wir müssen weiter.«
    Toska kam zurück und versuchte, den blutüberströmten Leichnam nicht anzusehen.
    »Wir sind bereit«, sagte er.

    Sie fuhren noch bis zum späten Abend, dann machten sie in einem Waldstück Rast und schlugen ihre Zelte auf. Auch wenn sie jeder im Wechsel ein paar Stunden geschlafen hatten, waren sie doch zu Tode erschöpft, und die meiste Zeit kam es Janner so vor, als wäre nicht er es, der die Schlacht um das Depot und die darauffolgende Flucht erlebt hatte, sondern irgendein Fremder – ein Fremder, der sehr gerne etwas getrunken hätte.
    Sie wuschen sich an einem Bach, machten Essen und versammelten sich ums Feuer. Da sie nur noch so wenige waren, hatten geheime Absprachen keinen Sinn mehr, also berieten sie ihre Zukunft im großen Kreis. Es war schon eine Leistung, bemerkte Toska, während sie auf durchgeweichtem Brot und hartem Käse kauten, dass sie einen Wagen voller Gold besaßen, aber nicht mal etwas Ordentliches zu essen.
    »Wir sind am Ende«, sagte Janner schließlich. Er klang ruhig und sachlich, doch April merkte genau, wie es ihm ging. »Ohne die Unterstützung der einfachen Leute sind wir nichts. Die Frage ist, was machen wir nun? Wir haben genug Geld, uns eine kleine Stadt davon zu kaufen, und mehr Schwerter als Männer, die sie führen könnten.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Keiner wollte ihn ansehen. »Wir gehen in den Norden«, sagte Toska schließlich.
    Janner nickte. Es war die logische Entscheidung. »Gull steht kurz vor der Unabhängigkeit. Die drei Dons, die das Gebiet unter sich aufteilen, haben sich auf die Seite des Widerstands gestellt, um ihre Macht zu bewahren. Sie waren ohnehin nie gut auf die Familien im Süden zu sprechen. Die nächsten Wochen werden die Entscheidung bringen … Auch in Teveral wird man sich über etwas Unterstützung sicher freuen.«
    Er blickte in die Runde. Keiner hatte etwas hinzuzufügen. April griff nach seiner Hand und drückte sie stumm.
    »Gut«, sagte Janner. »Dann ist es beschlossen.« Er sah Cassiopeia an. »Was ist mit dir? Sicher hast du dir deine Zeit bei uns anders vorgestellt.«
    »Mir ist egal, wo wir den Kampf fortführen«, sagte sie. »Das Ziel bleibt das gleiche.«
    »Dein Schutz wäre uns willkommen«, entgegnete Toska vorsichtig.
    »Du hast uns noch nicht erzählt, was mit Odwyn passiert ist«, meldete sich Wybart zu Wort. »Er war krank«, sagte sie.
    »Krank?«, lachte Wybart. »Hatte er einen schlimmen Husten, oder –«
    »Er war ein Wechselbalg.«
    Wybart verstummte. »Willst

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