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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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einen Wachturm baute, in dem stets ein Feuer brannte, um die Tiere zu verjagen. Nachts sah das Feuer aus wie der Rachen eines Drachen. Der Name ist ein Scherz.«
    »Drolliger Herrscher.«
    »Die Pause ist beendet.«
    Was mich lehrt, über den Kaiser lieber die Klappe zu halten.
    Zu Neals Überraschung und Erleichterung führte der Weg jetzt leicht bergab. Sie überquerten den gewundenen Fluß mehrfach auf Steinbrücken, und arbeiteten sich schließlich zu einem Wasserfall vor, der etwa dreieinhalb Meter hoch war.
    Sie kreuzten den Fluß am Fuß des Wasserfalls erneut, und Neal genoß die kühle Gischt. Er folgte Li zu einem weiteren riesigen Kloster. Li ging durch einen Seiteneingang hinein und kehrte ein paar Minuten später mit zwei Holzschalen Reis und ein paar eingelegten Gemüsen zurück. Neal schaufelte das Essen dankbar in sich hinein, dann gingen sie weiter.
    Der Weg führte im steilen Zickzack durch einen Bambuswald. Jede Biegung führte nur zu einer neuen Biegung, noch steiler als die letzte, immer nur den Berg hinauf. Die Aussicht war phantastisch, über die Täler und Felder im Osten, aber nach drei oder vier Biegungen sah Neal nicht mehr hin. Er ließ einfach den Kopf hängen und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sein Hemd war schweißnaß, die Augen juckten vom Schweiß.
    Schließlich wurde der Weg noch steiler, in den Biegungen waren nun Stufen aus dem Stein geschlagen. Dort hinaufzugehen kam Neal vor, wie das sadistische Aufwärmtraining eines schwachsinnigen chinesischen Footballtrainers.
    Neal wußte, das Ende jeder steilen Biegung mußte – mußte einfach – das Ende sein, aber jedesmal, wenn er die kleine Plattform erreichte, war sie nur ein Zwischenstop auf dem Weg zur nächsten Zickzack-Treppe. Seine Oberschenkel und seine Waden schmerzten, seine Lungen rangen nach Luft.
    Zur Erschöpfung kam die Angst. Sie gingen am Rand des Berges, über steile Klippen und an tiefen Abgründen vorbei, über ein paar Steinstufen, die tausend Jahre alt waren. Die Stufen waren ausgetreten und ausgewaschen, und wo Wasser über sie floß, waren sie auch glitschig. Der größte Teil des Weges war nicht furchtbar gefährlich, ein Sturz wäre schnell vom dichten Bambus gestoppt worden, aber andere Stellen boten die Aussicht auf einen freien Sturz auf spitze Felsen und in Wasserfälle. Der Traum eines Malers, keine Frage, aber ein Alptraum für Neal Carey, der an Höhenangst litt.
    »Warum mußtest du Pendleton auf dem Gipfel verstecken?!«
    »Weil es schwierig ist, dort hinzukommen!«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich fürchte, der Weg wird vielleicht jetzt schwieriger.«
    »Ach, jetzt erst?«
    »Ich fürchte vielleicht ja.«
    Neal hatte mittlerweile verstanden: Je mehr Beschwichtigungen ein höflicher Chinese in einen Satz packte, desto schlimmer war die Situation.
    »Mehr Stufen?« fragte er.
    »Ja.« Dann strahlte sie. »Aber sie sind nicht aus Stein!«
    »Nägel?«
    »Holz!«
    Holz. Hm…
    »Wie lange?«
    »Vielleicht möglicherweise ungefähr 300 Meter.«
    »Pendleton ist da raufgegangen?«
    »O ja!«
    »Packen wir’s an.«
    Yeah, klar, packen wir’s an, dachte er eine halbe Stunde später, als sein Herz gegen seinen Brustkorb donnerte. Die Aussicht wäre atemberaubend gewesen, wenn der Aufstieg das nicht schon erledigt hätte. Aber Angst ist eine wunderbare Motivation. Neal war erschöpft vom Aufstieg, aber dann erinnerte sein Geist seinen Körper daran, daß wütende Leute ihnen auf den Fersen waren, und dann taten sich Geist und Körper zusammen und schickten ein bißchen Adrenalin auf die Reise, damit er den Aufstieg schaffte.
    Plötzlich führte der Weg wieder abwärts, was Neal fast genauso anstrengend fand wie aufwärts, über einen weiteren schmalen Bach, dann wieder aufwärts. Li und er sahen hier und da ein paar Mönche; von ihnen abgesehen, schien der Berg verlassen zu sein. Wo, fragte sich Neal, waren all diese Pilger, die nach Erleuchtung suchten? Er hatte keinen einzigen stinkigen Pilger gesehen. Er hatte sich vorgenommen, Li zu fragen, wenn sie anhielten. Falls sie anhielten.
    Sie würden bald anhalten müssen, dachte er, als er seine Beine über eine weitere Steintreppe zwang. Es war später Nachmittag geworden; und in der Nacht würde es unmöglich sein, weiterzugehen, selbst mit Laternen. Selbst bei Tageslicht hatte er Angst, Angst, daß ein müder Fehltritt ihn seine Erleuchtung tief in einem Canyon finden lassen würde.
    Und sie müßten schlafen. Er war

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