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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Arme vorgestreckt, direkt gegen Neals Brust.
    Neals Brust war nicht da. Neal hatte sich eine halbe Sekunde nach dem Bluff mit dem Abzug zu Boden fallen lassen. Simms sprang in die Luft und dann ins Wasser.
    Neal sah, wie die Strömung Simms davontrug.
    Neal eilte die Stufen wieder hinauf, durch den Garten, ins Kloster. Er ging auf sein Zimmer und packte ein paar Sachen für seine Tasche. Dann klopfte er gegen Wus Tür.
    Ein benommener Wu öffnete die Tür, und Neal stieß ihn zurück in den Raum.
    »Sind Sie betrunken?« fragte Wu.
    »Wo ist die Augenbraue des Seidenspinners?«
    »Was?«
    »Wo ist die Augenbraue des Seidenspinners?«
    »Am Seidenspinner?«
    »Nein, es ist ein Berg. Auf chinesisch. Was ist die Augenbraue des Seidenspinners?«
    Wu wurde wach. »Oh! Der Berg Emei. ›Emei‹ bedeutet Seidenspi…«
    »Wie weit ist es?«
    »Nicht weit, vielleicht zehn oder zwanzig li.«
    »Ich will dorthin, jetzt.«
    »Völlig unmöglich. Niemals. Absolut nicht.«
    »Ich muß dorthin.«
    »Ich kann Sie nicht führen. Ich würde großen Ärger bekommen.«
    »Sag ihnen, ich habe dich gezwungen.«
    Wu kicherte. »Wie würden Sie mich zwingen?«
    Neal zog die Pistole aus seinem Jackett und zielte auf Wus Nase. Wu weiß nicht, was für ein Feigling ich bin, dachte er.
    »Sie sind verrückt«, sagte Wu.
    »Das solltest du im Kopf behalten. Jetzt laß uns den Fahrer wecken und zum Berg Emei fahren.«
    Wu wedelte frustriert mit den Händen. »Warum wollen Sie das tun?«
    »Weil ich verrückt bin. Du hast eine Minute, dich anzuziehen. Los.«
    Wu zog sich an und ging mit Neal zum Zimmer des Fahrers. Neal begrüßte den Fahrer mit der Pistole und zielte auf ihn, während Wu die Situation erklärte. Der Fahrer lächelte Neal gelassen an und zuckte mit den Achseln.
    »Emei?« fragte er.
    »Emei.«
    Der Fahrer zog seine Schuhe an. Fünf Minuten später saßen sie im Wagen. Neal saß auf dem Rücksitz und drückte die Pistole gegen Wus Kopf. Als die Sonne aufging, erreichten sie den Fuß des Emei.
     
     
18
     
    Der Wagen kletterte die schmutzigen Spitzkehren des Berges hinauf, bis die Straße auf einer breiten Bergkuppe endete. Ein paar einfache Hütten schmiegten sich an einen baumlosen Hügel. Die Ebene von Szechuan erstreckte sich im Norden. Im Süden und Westen lagen die Hänge des Emei, und in weiter Entfernung waren die schneebedeckten Gipfel des Himalaya zu erahnen wie ein Versprechen und eine Drohung zugleich.
    »Weiter können wir nicht«, sagte Wu, als der Fahrer anhielt.
    Neal konnte eher fühlen als sehen, wie die Dorfbewohner den Regierungswagen beobachteten. Niemand kam aus den Hütten, um sie zu begrüßen. Neal deutete auf einen schmutzigen Trampelpfad.
    »Ist das der einzige Weg hinauf auf den Berg?«
    Wu sprach mit dem Fahrer. »Es ist der einzige Weg hinauf«, übersetzte Wu. »Auf der anderen Seite geht man hinunter.«
    »Wie steht es mit Landeplätzen für Hubschrauber?«
    Wieder chinesisch.
    »Das einzige, womit Sie auf diesen Berg fliegen können, ist ein Drache.«
    »Gut.«
    »Die Polizei wird bald hier sein, wissen Sie. Sie können nicht entkommen.«
    »Ich muß nicht entkommen. Ich brauche nur ein wenig Zeit. Wenn sie zu Fuß gehen müssen, werden sie nicht vor mir ankommen.«
    »Ich komme mit Ihnen.«
    Neal lächelte ihn an. »Ich bin geehrt. Aber, nein danke.«
    »Warum tun Sie das?«
    »Weil Ihr Vater fürs Englisch-Sprechen ins Gefängnis kam.«
    »Machen Sie keine Witze.«
    »Tue ich nicht.«
    Neal stieg aus dem Wagen. Der Fahrer sah geradeaus, lächelte ruhig. Wu sah aus, als würde er gleich weinen.
    »Auf Wiedersehen, Xiao Wu«, sagte Neal.
    »Auf Wiedersehen, Neal Carey.«
    »Wir werden uns Wiedersehen.«
    »Fuck, ja.«
    »Fuck, ja.«
    Neal nahm die Pistole aus seiner Jacke, zielte und schoß. Der rechte Vorderreifen machte seine letzten Atemzüge. Neal war fasziniert – er hatte noch nie auf etwas geschossen. Er exekutierte auch den linken Hinterreifen. »Tut mir leid«, sagte er zu dem Fahrer. »Aber so habe ich etwas mehr Vorsprung.«
    Der Fahrer zuckte mit den Achseln. Er schien zu verstehen.
    Neal ging rückwärts den Weg entlang und behielt den Wagen im Auge, nur für den Fall, daß Xiao Wu und der Fahrer darauf kämen, ihn von hinten anzugreifen und zu Boden zu werfen. Nach fünfzig Metern wandte er sich um und begann den Aufstieg.
    Er war aufgeregt, beinahe sorglos. Merkwürdig, denn er hatte nichts außer Sorgen. Er mußte Li Lan finden, bevor Simms und Peng sie erwischten. Sie warnen,

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