Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
fragte Neal. Kein Wunder, daß du von der Uni geflogen bist, dachte er.
    »Nicht irgendein Hotel, Neal. Mein Hotel. Sie checken nicht ein, und Sie haben ein Zimmer, das wir im Auge behalten können. Niemand wird Sie finden.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Meine Jungs im Hotel.«
    »Die anderen Aufpasser, über die Sie verfügen.«
    Ben Chin kicherte. »Klar. Wir sind stolz, daß unsere Gäste in Sicherheit sind.«
    Chin bog nach links in die Austin Road ein.
    Neal sagte: »Jetzt mal ehrlich: Sie sind doch so ‘ne Art Junior-Manager der Triaden, oder?«
    »Oooohh, ›Triaden‹… Sie glauben wohl, Sie wissen, was Sie sagen?«
    Ja, glaube ich. Neal wußte, daß die Triaden sich vor allem mit Heroin beschäftigten, aber auch für Schutzgelder waren sie sich nicht zu schade.
    »Sie kommen aus New York, nicht wahr, Neal?« sagte Ben. »Sie haben auf der Mott Street ‘ne Peking-Ente gegessen, und jetzt glauben Sie, Sie kennen den fernen Osten? Ich sag Ihnen was: Sie haben null Ahnung.«
    Er bog in die Nathan Road ein.
    »Dann sagen Sie mir, was ich wissen muß.«
    »Sie müssen wissen, daß Sie in guten Händen sind. Mehr müssen Sie nicht wissen.«
    »Bin ich in guten Händen?«
    »In den besten.« 
     
    Das Banyan Tree Hotel liegt auf der Ostseite der Nathan Road in einem Kowloon-Distrikt namens Tsimshatsui – die Halbinsel. Das ist eine wichtige Touristengegend in Hongkong mit dem Kaufparadies der »Goldenen Meile«, Restaurants, Bars.
    »Sie werden hier nicht auffallen«, versicherte Chin Neal, als sie die Hintertreppe hochstiefelten. »Und Sie haben schon bezahlt.«
    Sie gingen bis zum zweiten Stock, dann fuhren sie mit dem Lift in den neunten. Neals Zimmer, 967, war groß und anonym. Möbel und Bilder hätten aus jedem Hotelzimmer in New Jersey stammen können, bloß konnte man aus dem großen Fenster den Kowloon-Park sehen, auf der anderen Seite der Nathan Road. Die Banyan-Bäume, die den Park umgaben, waren Überlebende aus der Zeit, als Major Nathan die Bauarbeiten an einem Feldweg besichtigte, der damals irgendwohin führte, und deswegen »Nathans Folly« genannt wurde. Der Park schien voller alter Leute und Kinder zu sein. Ein behinderter Bettler, die Beine unter sich gekreuzt, kroch über den Bürgersteig und quasselte Passanten voll.
    »Willkommen in Kowloon«, sagte Chin. »Das wahre Hongkong.«
    Neal setzte sich auf das Bett und fing an, in den Papieren seiner Brieftasche zu blättern. »Was bedeutet ›Kowloon‹?«
    »Neun Drachen«, sagte Chin und zündete sich eine Marlboro an. Er sah fast selber wie ein Drache aus, ein großes, gefährliches, rauchspeiendes Biest. »Die Alten glaubten, daß die acht Hügel hier acht Drachen waren, also wollten sie es ›Acht Drachen‹ nennen. Dann kam der Sung-Herrscher, und der ›Herrscher‹ ist ›Drache‹, das machte neun. Neun Drachen – Kowloon.«
    »Ich finde, es sieht ziemlich flach aus.«
    »Ist es auch. Die meisten Hügel sind abgetragen worden, um Baugrund zu schaffen.«
    Neal holte die Broschüre, die für Li Lans Bilder warb, aus seiner Tasche und gab sie Chin. »Wo ist diese Adresse?«
    »Ist das die Frau?«
    »Yeah. Ist es weit von hier?«
    »Sieht gut aus. Nein, nicht weit. Kansu Street ist einfach die Nathan Road hoch. Im Yaumatei-Distrikt. Schlafen Sie, dann fahr’ ich Sie hin.«
    »Ich bin nicht müde.«
    »Ist sie Malerin?«
    »Yeah.«
    »Vielleicht hätte sie Lust, mich zu malen, was glauben Sie?«
    »Ich glaube, Sie sollten mir sagen, wie ich zu Zwei-Drei-Sieben, Kansu Street, komme.«
    Der Bettler auf der anderen Straßenseite bekam von einer jungen Touristin ein paar Münzen. Chin hielt Neal sein Zigarettenetui hin, der schüttelte den Kopf.
    »Ich denke«, sagte Chin, »ich sollte Sie besser hinfahren.«
    »Warum? Ist es eine gefährliche Gegend?«
    »Es ist nicht die Gegend, es ist die Situation.«
    »Welche Situation?«
    »Das müssen Sie mir schon sagen.«
    Neal stand auf und sah aus dem Fenster. Der Bettler stemmte sich auf die Hände und schwang seinen Oberkörper wie ein Turner auf dem Pferd. Die Fußgänger wichen aus, ein Engpaß auf dem Bürgersteig.
    Die Situation ist, dachte Neal, daß ich vor meiner eigenen Firma fliehe, die vielleicht, vielleicht aber auch nicht, mit der CIA gemeinsame Sache macht und mich umlegen will. Die Situation ist, daß diese Frau mich reingelegt hat, vielleicht wollte sie mich sogar umbringen lassen. Die Situation ist, daß ich mich trotzdem in sie verknallt habe und sie warnen muß, daß sie in

Weitere Kostenlose Bücher