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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sagt, ich soll Sie verstecken und Ihnen helfen, eine Frau zu finden, nicht?« fragte er und packte Neal an der Schulter.
    »So in etwa.«
    »Also sollte ich Sie vielleicht aus dem überlaufenen Flughafen rausbringen«, sagte Chin. »Wo ist Ihr Gepäck?«
    Neal hob seine Schultertasche. »Sie schauen grad drauf.«
    Chin führte ihn zum Parkplatz.
    »Kai-Tak-Airport ist ein sehr trauriger Platz, wissen Sie. Von hier aus hat sich der letzte Kaiser, der letzte Herrscher der Sung-Dynastie, von einem Kliff gestürzt. Er ist ertrunken.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Er hat einen Krieg gegen die Mongolen verloren oder so. Ich weiß nicht. Jedenfalls wollte er nicht besiegt werden.«
    »Ich kann weder ein Kliff noch einen Ozean sehen.«
    »Bulldozer. Wir hatten lieber einen Flughafen als ein Selbstmörder-Sprungbrett.«
    Chin öffnete den Kofferraum eines ‘72er Pinto und warf Neals Tasche hinein. Dann hielt er Neal die linke Tür auf. Er selbst ging auf die rechte Seite des Wagens und quetschte sich hinter das Steuer. Als sie den Parkplatz verließen, fragte er: »Wollen Sie mir nicht sagen, wie gut mein Englisch ist?«
    »Hatte ich eigentlich nicht vor.«
    »Ich war ein Jahr an der UCLA.«
    »Yeah?«
    »Yeah, aber ich bin rausgeflogen.« Er klopfte sich auf den Bauch. »Hab’ ‘n bißchen zuviel gebechert.«
    »Ich kenne den Zustand.«
    »Waren Sie Grieche?«
    »Hm?«
    »Welche Verbindung?« fragte Ben.
    »Ich hab’ zu Hause gelebt.«
    »Wo?« sagte Ben.
    Es klang so enttäuscht, daß Neal hinzufügte: »In einem Appartement. Allein.«
    »Cool.«
    Meine Güte, dachte Neal. Vor einer Woche noch war ich glücklich und allein auf meinem kleinen Hügel, jetzt bin ich in einem ‘72er Deathmobile in Hongkong mit einem gescheiterten Schmißträger gefangen. Das Leben ist ein merkwürdiger, wunderbarer Karneval der Erfahrungen.
    »Und was tun Sie jetzt?« fragte Neal.
    »Ich bin Sicherheitswache im Banyan Tree Hotel.«
    Ach, du meine Güte. Ich bin schon jenseits und noch auf dem Weg ins Nichts.
    »Eine Familientradition. Außerdem kann ich dann das Fitneßcenter benutzen; und ich kann von da aus dies und das organisieren, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Yeah, ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.
    »Und die Arbeit«, fuhr Ben fort, »ist kein Problem. War ein Schweinestall, als ich den Job bekommen habe. Diebe… Bettler… kleine Kinder, die Handtaschen klauten. Die Touristen waren richtig abgetörnt. Und Vandalismus, Sie würden es kaum glauben. Ich hab’ ein paar meiner Jungs mitgebracht. Wir haben aufgeräumt, wenn Sie wissen, was ich meine.« Er hielt Neal seine Riesenfaust vors Gesicht. »Das hat sich rumgesprochen. Wir haben jetzt nicht viel Arbeit, die Besitzer freuen sich, uns bezahlen zu dürfen, geben uns Essen, lassen uns trainieren, und dazu ein leeres Zimmer dann und wann, wenn Bedarf ist, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Yeah, ich weiß, was du meinst. Du heuerst ein paar Diebe an, Bettler und Taschendiebe. Du sorgst für Vandalismus. Dann sorgst du dafür, daß es aufhört. Genauso funktioniert es in Chinatown oder Little Italy. Die Leute bezahlen dich, damit du sie vor dir selbst schützt. So funktioniert’s auch an der Wall Street oder auf dem Capitol Hill. Auf der Straße heißt es »Schutz«, in den Hallen der Mächtigen nennen sie es »Lunch«.
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen, Ben.«
    »Das glaube ich auch.«
    Ben Chin bahnte sich geschickt einen Weg durch den langsamen Morgenverkehr. Er blieb ungefähr zwanzig Minuten auf der Chatham Road, dann ordnete er sich auf der Abbiegerspur ein und bog in die Tung Tau Tsuen Street.
    Chin zeigte aus dem Fenster auf eine Reihe verfallener, heruntergekommener riesiger Wohnblöcke, ungefähr zwei Football-Felder breit.
    »Dort werden Sie nie reingehen wollen, Neal.«
    »Nein?«
    »Nein. Das ist die Geschlossene Stadt. Sie gehen rein, kommen aber nicht raus. Wie ein Wunder.«
    Neal sagte: »Ich kann keine Mauern sehen.«
    »Abgerissen. Ein ehemaliges Sung-Fort. Selbst die Briten wollten es nicht, als sie Kowloon übernahmen. Sie sehen einen der schlimmsten Slums der Welt. Keine Regierung, kein Gesetz. Sackgasse.«
    Ben beschleunigte und bog wieder in die Chatham Road ein.
    »Wo wir grade von Sackgassen sprechen«, sagte Neal, »wohin fahren wir?«
    »Ins Hotel. Wir haben Ihnen ein schönes Zimmer besorgt.«
    »Ben, hat Ihr Cousin Ihnen nicht erklärt, daß ich vielleicht von ein paar Leuten gesucht werde?«
    »Klar.«
    »Wieso dann ins Hotel?«

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