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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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fragte Neal.
    »Kann nicht so schwer sein. Jeden Tag verschwinden in Hongkong Leute.«
    Neal öffnete seine Tasche und holte ein Päckchen Bargeld raus. Er zählte zehn Hunderter ab und gab sie Chin.
    »Lassen Sie mich verschwinden.«
    Chin steckte das Geld in seine Hosentasche. Das alte Sprichwort stimmt, dachte er – erstaunlich, wieviel Glück man hat, wenn man hart arbeitet. Aber er interessierte sich nicht für alte Sprichworte. Er bevorzugte Schach, und er wußte, um die gegnerische Königin zu schlagen, mußte man einen Bauern opfern. Er hielt Neal die Hände hin, Handflächen nach oben, schloß sie zu Fäusten, ließ sie wieder aufschnappen.
    »Presto!«
    Als Neal und er gingen, folgte ihnen ein warmes Frauenlachen. 

Teil II
Der Unberechenbare Geist
     
5
     
    Kipling hatte unrecht damit, daß sich Ost und West nie begegnen. Ost und West begegnen sich in Hongkong.
    Hongkong wird normalerweise als Insel bezeichnet, was nicht ganz falsch ist. Die Insel Hongkong ist tatsächlich eine, umgeben von Wasser, aber die Kolonie Hongkong schließt über 230 Inseln ein. Der größte Teil der Kolonie befindet sich allerdings auf dem Festland, was bedeutet, daß sie nicht von Wasser umgeben ist. Sie ist von China umgeben.
    Die Kolonie Hongkong ist genaugenommen die Kronkolonie Hongkong, was bedeutet, daß die Engländer sie gestohlen haben, als sie das noch konnten. Sie grapschten sich die Insel Hongkong im Jahre 1841 als Ersatz für ein paar Lagerhäuser voller Opium, die die Chinesen verbrannt hatten. Die chinesische Regierung schien Einwände dagegen zu haben, daß die Briten chinesische Bürger in Junkies verwandelten, und so verletzten sie die geheiligten Prinzipien des freien Handels, indem sie das Dope konfiszierten. Daraufhin lieh Queen Victoria ihren Drogendealern die Navy und zeigte diesen durchtriebenen Mandarinen mal so richtig, daß britische Händler Drogen verkaufen, an wen sie wollten, verdammt noch mal. Die Navy knackte ein paar Forts, brachte ein paar Gelbe um und kassierte ein kleines Inselchen namens Hongkong als Gegenleistung für die Auslagen. Die Queen war damit nicht zufrieden, denn sie fand, für ihr Geld hätte sie mehr bekommen sollen als einen verdammten Felsen ohne potentiellen Kunden darauf, und sie feuerte den Typen, der den Kontrakt unterschrieben hatte. So ist das mit Pushern, sie sind nie zufrieden.
    Natürlich verbrachten die Briten den Rest des Jahrhunderts damit, ihr heiliges Recht auf Handel auszuweiten, sie lehrten diese gelben Schweine ihre Lektionen, und als Lehrgeld nahmen sie noch mehr Land, und so bekam die Kronkolonie Hongkong insgesamt 948 Quadratkilometer, und die Chinesen wünschten sich, daß Kipling recht gehabt hätte.
    Der Westen hatte die raffinierten High-Tech-Waffen, aber der Osten hatte etwas Besseres: Menschen. Zahllose. Man kann jede Flagge aufziehen, die man will, aber wenn sie an einem Ort weht, an dem es ein paar tausend Briten und fünf Millionen Chinesen gibt, braucht man keinen Mathematiker, um rauszukriegen, daß er eher chinesisch als britisch ist. Die Chinesen brauchten ungefähr fünf Minuten, um zu begreifen, daß man in der Mitte zwischen Ost und West gut Geld verdienen konnte und daß Hongkong dafür perfekt geeignet war. Hongkong wurde die Hintertür Chinas, hier konnte man Sachen bekommen und Sachen verschiffen und wie immer, wenn viel passiert, obwohl offiziell nichts passiert, ging es auch um eine Menge Geld. Nichts Süßes bewegte sich in irgendeine Richtung, ohne daß Hongkong davon probieren durfte, und die Kolonie wurde ein Paradies für Leute mit Freude an grundsolidem, nicht unbedingt streng moralischem Kapitalismus.
    Die Chinesen kamen haufenweise. Sie gingen zu Fuß, sie fuhren Boot, sie schwammen. Das tun sie immer noch. Niemand kennt die Einwohnerzahl Hongkongs, erst recht nicht seit 1949, als Mao an die Regierung kam und die Sache für Leute mit Begeisterung für grundsoliden Kapitalismus ohne strenge Moral noch schwieriger machte und ein paar hunderttausend von ihnen inspirierte, bei Mondschein im Chinesischen Meer baden zu gehen.
    In Hongkong wurde es voll. Nun sind fünf Millionen Leute auf 948 Quadratkilometern nicht so schlimm, bloß sind die meisten dieser 948 Quadratkilometer ausgesprochen bergig. Hongkong besteht vor allem aus steilen Klippen, von denen viele unbewohnbar sind, also müssen die Einwohner sich mit realtiv wenig Grund und Boden bescheiden. Wenn man viele Leute auf einem kleinen Platz, wo viel Geld die Hände

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