Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
Grinste wieder.
»Batman«, sagte Neal.
»Batman! Da-da-da-da-da-da-da-da… Batman!«
»Du bist gut.«
»Marvel Comics. Ding hao! Marvel!«
Honcho zeigte nonchalant auf die Telefon-Nische über ihnen. »Ma Bell«, sagte er. »Wählen Sie selbst.«
Pendleton hatte sich in eine Ecke gesetzt und die Hände vors Gesicht geschlagen. Er war fertig. Li stand in der Mitte des Raumes, schien nichts zu sehen, wartete einfach nur, was als nächstes geschah. Neal wußte, das nächste war, Simms anzurufen und hier rauszukommen. Wo auch immer hier war.
»Seid ihr bereit?« fragte er Li und Pendleton.
Pech für euch, wenn nicht, weil wir’s so oder so machen.
Pendleton ließ die Hände vor dem Gesicht und nickte.
Li Lan sagte: »Ja, sind wir.«
»Es ist ein Ortsgespräch«, sagte Neal und stieg die Leiter hoch.
»Egal«, sagte Honcho. »Wir zahlen nicht.«
Die Nische war groß wie ein Backofen und ungefähr so heiß. Man konnte nicht stehen, Neal mußte sich vorbeugen, selbst als er auf dem Stuhl saß. Das Telefonkabel kam aus einem kleinen Loch, das in die Wand gebohrt worden war.
Nette Sache, dachte Neal. Telefoneinheiten stehlen. Wieviel sie wohl den Anwohnern für einen Anruf berechnen? Er wühlte in seiner Tasche nach Simms Nummer. Nahm den Hörer ab.
Kein Wählton. Kein beschissener Wählton!
»Ich glaube, ich mache etwas falsch«, sagte er.
Li Lan kam die Leiter hoch und beugte sich vor. Selbst jetzt noch sah sie wundervoll aus, dachte Neal. Ein Hammer. Dann sah sie ihm tief in die Augen, und einen Augenblick glaubte Neal, sterben zu müssen.
»Tut mir leid«, sagte sie.
»Muß es nicht. Zeig mir einfach, wie man das Telefon benutzt.«
Sie beugte sich weiter vor und zog sanft am Telefonkabel. Es rutschte aus dem Loch.
»Es ist nicht echt«, sagte sie.
»Warum?« fragte er.
Jetzt waren ihre Augen wütend. Kalt und hart wie Eis.
»Du kannst das alles hier sehen«, sie wedelte mit dem Arm, deutete auf die Umgebung, »und fragen, warum? Warum bin ich Kommunistin? Warum kämpfe ich für die Menschen? Die Frage ist, warum du das nicht bist, warum du das nicht tust. Du hast das hier angerichtet, du. Jetzt kannst du darin leben.«
Er konnte nicht atmen. Leben? Darin leben? Das kann sie nicht so meinen. Lieber Gott, nein!
Er konnte sich kaum zwingen, die Frage zu flüstern. »Du läßt mich hier?«
»Ja.«
Kein Mitleid. Kalt, hart, geradeaus.
Sie kletterte die Leiter herunter. Er versuchte, ihr zu folgen. Er hielt inne, als er die Klinge spürte. An den Sehnen des Knies. Er sah hinunter, sah den Jungen, sah das verfaulte Grinsen, sah den Chopper an seinem Bein. Die Botschaft war eindeutig: Versuch zu fliehen, und du wirst ein Krüppel fürs Leben. Außerdem, wohin willst du fliehen? Neal kletterte zurück in die Nische. Der Junge nahm die Leiter weg. Stellte sich auf die Zehenspitzen und nahm den Stuhl weg. Honcho, Pendleton und Li waren verschwunden.
8
Joe Graham haßte Providence, wenigstens eine Regung, die ihn mit dem Rest der Welt verband. Providence ist eine Stadt für Insider, Politiker der dritten Generation, Mafiosi und andere ehrbare Schlitzohren.
Es war auch eine Stadt für eine Bank, die wußte, wo das Geld vergraben war, und Ethan Kitteredge war sozusagen ihr Vorzeige Archäologe. Er konnte altes Geld neu aussehen lassen, neues Geld alt, und viel Geld verschwunden aussehen lassen, und das tat er auch. Ethan Kitteredge war so gut darin, sich um das Geld anderer Leute zu kümmern, daß er ein Tochterunternehmen gegründet hatte, das sich um das Leben der Investoren kümmerte. Die Freunde der Familie kümmerten sich um die Familien der Freunde – und das waren Leute, die der Familienbank der Kitteredges genug Geld zur Verfügung stellten, um es der Kitteredge-Familie zu ermöglichen, den stillen Reichtum zu genießen, an den sie sich gewöhnt hatte. AgriTech hatte Ethan Kitteredges Bank eine Menge Geld zur Aufbewahrung gegeben.
Diese Tatsache ließ Joe Graham an diesem Tag Providence noch mehr hassen als sonst, denn Joe Graham war zu einem der seltenen Treffen in Kitteredges Büro beordert worden, um über den AgriTech-Fall zu reden. Das Büro sah aus wie die Kapitäns-Kabine auf einem Walfänger. In teuren Holzregalen standen Schiffsmodelle, Navigations-Texte und Segler-Memoiren. Kitteredges enormer Mahagonitisch war so alt wie der Ozean, und darauf stand ein Modell der größten Freude des Chefs, seines Schoners Haridan. Joe Graham hielt Ozeane für reine Platzverschwendung;
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