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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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der Volksrepublik China gelöst.«
    »Ja, indem Sie sie einfach abgeknallt haben…«
    »Wir haben sie in ähnlicher Weise behandelt wie Sie, nachdem Sie der Seuche Sucht in der kapitalistischen Enklave Hongkong verfallen waren.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie so viele Hotelzimmer haben.«
    »Oolong-Tee wird in die ganze Welt exportiert«, sagte Wu.
    Überall waren runde Teiche zu sehen, sie sahen aus wie große Swimmingpools.
    »Fischteiche«, sagte Wu. »Eine hervorragende Quelle für Proteine.«
    »Kein Platz darf verschwendet werden«, sagte Peng.
    Das ist sicher wahr, dachte Neal. Soweit er sehen konnte, wurde jedes Fleckchen Grund irgendwie genutzt. Das flache Land war zum Reisanbau überflutet worden, die Berge waren bis oben hin terrassiert. Jedes Loch schien ein Fischteich zu sein, und zwischendrin wuchsen verschiedene Gemüse.
    »China hat viermal die Bevölkerung der Vereinigten Staaten, aber nur ein Drittel soviel bebaubares Land«, sagte Wu. »China besteht zum Großteil aus Bergen oder Wüste. Deswegen müssen wir das bebaubare Land nutzen. Szechuan wird oft die Reisschale Chinas genannt, weil es ein von hohen Bergen umgebenes Flachland ist. Und wir sind jetzt mitten in der Reisschale.«
    »Es ist sehr schön«, sagte Neal zu Wu.
    »Ja, das ist es«, sagte Wu stolz. Er fügte hinzu: »Der Reis in dieser Gegend kann zweimal im Jahr geerntet werden. Die Arbeiter sind also immer beschäftigt, zu pflanzen, zu ernten oder die Felder zu pflegen. Zwei Ernten im Jahr sind wundervoll! Wenn wir jemals drei daraus machen könnten, würde es keinen knurrenden Magen in ganz China mehr geben!«
    Er lachte; das schien ein alter Witz gewesen zu sein.
    »Drei Ernten«, murmelte Peng. »Ein typischer Szechuan-Traum. Wir brauchen nicht mehr Ernten, wir brauchen mehr Fabriken.«
    Nach ein paar Stunden machte die Straße einen scharfen Knick, und hinter der Kurve standen ein kleines Teehaus und ein paar Hütten.
    »Müssen Sie auf die Toilette?« fragte Wu Neal.
    »Nichts dagegen.«
    Wu führte ihn hinter das Teehaus. Ein Bambuszaun schirmte die Toilette ab. Sie bestand aus einer ein Meter tiefen Rinne, die leicht angeschrägt war, so daß der Urin ablief, die Fäkalien aber liegenblieben. Neal bemerkte das, als er den Morgenkaffee freiließ und Wu sich hinhockte, um die Sache ernsthafter anzugehen.
    »Was machen Sie damit?« fragte Neal. »Jeden Tag verbrennen?«
    »Oh, nein. Die Scheiße ist wertvoller Dünger. Nachts kommen Männer mit Eimern und tragen sie hinaus auf die Felder.«
    »Um den Job reißen sich bestimmt alle.«
    »Er wird nach Klassen vergeben.« Wu flüsterte jetzt. »Sehr oft erledigen Intellektuelle, die aus der Stadt verbannt wurden, diese Arbeit. Mein Vater hat es gemacht, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde.«
    »Ist das eine Strafe?«
    »Nicht unbedingt. Die Leute aus der Stadt verstehen nichts von der Landarbeit, und dies ist etwas Einfaches, was sie tun können. Es ist dennoch sehr harte Arbeit. Wir in China können nichts verschwenden«, sagte Wu. »Was tun Sie in Amerika mit Scheiße?«
    »Nach Washington schicken.«
    »Das war ein Witz.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Wu stand auf und zog die Hose hoch. »Sie haben Präsident Nixon abgesetzt und aufs Land geschickt.«
    »Ich glaube nicht, daß er nachts mit Eimern voller Scheiße herumläuft, obwohl das eine hübsche Vorstellung ist.«
    »Präsident Nixon ist ein großer Mann. Sie sollten ihn rehabilitieren.«
    Das hört man auf jedem Männerklo der Welt.
    »Vielleicht, wenn er endlich umdenkt«, sagte Neal. »Muß Peng auch irgendwann mal pissen, oder ist er in Wirklichkeit ein Roboter?«
    »Sie sollten nicht mit Mr. Peng streiten. Er ist ein wichtiger Mann.«
    »Genau deswegen streite ich mich mit ihm, Xiao Wu.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Ich auch nicht, Wu, aber ich fange langsam an damit. 
     
    »Dwaizhou Production Brigade Zentralkomitee Hauptquartier«, übersetzte Wu von einem Schild an einer Abzweigung.
    Neal konnte nichts entdecken, was auch nur entfernt wie ein Production Brigade Zentralkomitee Hauptquartier aussah. Die schmale Straße führte schlicht und einfach weiter durch Reisfelder, bis zum Horizont.
    Sie fuhren noch drei Meilen, bevor sie eine S-Kurve erreichten, an der ein paar Bäume wuchsen. In einiger Entfernung verschwand die Straße in einer Senke, in der Neal ein paar Häuser, ein Dutzend Betonsilos und ein paar größere Gebäude erkennen konnte: das Production Brigade Zentralkomitee Hauptquartier.
    Der Wagen

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