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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ganze Wand bestand aus Fenstern und Glasschiebetüren, die Aussicht auf den nahen Fluß und die Stadt war spektakulär. Auf einer großen Terrasse standen Tische und einige Sessel, und man konnte sich über das Balkongeländer beugen und die Straße 14 Stockwerke weiter unten betrachten. Die Bar sah wie eine richtige Bar aus. Gläser hingen verkehrt herum in Halterungen aus der Decke, Bierflaschen lagen in Behältern mit Eiswürfeln, Schnapsflaschen glitzerten an der Rückwand. Holzstühle luden ein zum Besäufnis. An einem Ende fritierte ein Koch Nudeln, aber die ganze Nudel-Sache war offensichtlich nur ein Gimmick, um die Bürokratie zu befriedigen. Das wichtige Wort in »Nudel-Bar« war Bar.
    Es waren nicht viele Gäste da. Ein paar Kader-Typen rauchten Zigaretten, tranken Bier und unterhielten sich leise an einem Tisch, ein paar japanische Geschäftsmänner saßen stumm an der Bar. Es war leise, aber nicht totenstill. Es war wie in jeder Bar, in jeder Stadt der Welt, spätnachts, und Neal mußte sich selbst daran erinnern, daß es zehn Uhr war. Um zehn Uhr dreißig machte die Bar zu.
    Neal zog Wu an die Bar, winkte den Barkeeper heran und sagte: »Zwei Kalte.«
    Der Barkeeper sah Wu an.
    »Ar pijiu.«
    Der Barkeeper öffnete ihnen zwei Flaschen und stellte sie auf die Bar. Neal schob ihm ein paar chinesische Geldscheine hin. Wu nahm ein paar wieder weg und gab sie Neal zurück.
    »Genug«, sagte er.
    »Gehen wir raus auf die Terrasse.«
    »Okay.«
    Sie blickten über Chengdu. Um Strom zu sparen, waren die Lichter der Stadt relativ dunkel, aber dieses sanfte Glühen ließ die Nacht irgendwie weich und ergreifend erscheinen. Die Lampen der Hausboote spiegelten sich im Wasser des nahen Flusses.
    Die sanfte Nacht beruhigte Neal. Der Wunsch, sich zu betrinken, verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Er schämte sich ein wenig, weil er Wu in Schwierigkeiten gebracht hatte. Besser, nur ein paar Bier zu trinken, ein bißchen über Mark Twain zu reden und es dabei zu belassen.
    Er nahm einen Schluck chinesisches Bier und fand es gar nicht schlecht. Wu schien es auch nicht zu stören, er nippte regelmäßig, während er sich in die Aussicht versenkte.
    »Können wir von hier aus Ihr Haus sehen?« fragte ihn Neal.
    »Andere Richtung.«
    Er litt immer noch unter der Szene an der Tür, nährte seine Wut mit Bier.
    Vielleicht ist es nicht schlecht, dachte Neal. Wenn ich er wäre, wäre ich auch wütend, und es könnte besser sein, das zu nähren, als zu vergessen. Wo wir schon dabei sind, ich bin wütend, und ich werde es auch nicht vergessen.
    »Wunderschöne Stadt«, sagte Neal.
    »Fuck, ja.«
    »Wollen Sie noch ein Bier?«
    »Ich bin mit diesem noch nicht fertig.«
    »Das werden Sie aber sein, wenn ich zurück bin.«
    Neal hielt mit der einen Hand die Flasche hoch, mit der anderen zwei Finger. Der Barkeeper gab ihm zwei Flaschen und sogar Wechselgeld. Die Kader an dem Tisch schwiegen, um Neal anzustarren, als er vorbeiging.
    »Hallo, Leute«, sagte er.
    Sie sagten nichts.
    Neal gab Wu die neue Flasche. »Auf Mark Twain.«
    »Mark Twain.«
    »Und Du Fu.«
    »Du Fu.«
    »Und auf Mr. Peng. der gerade durch die Tür kommt.«
    Peng nickte den Jungs am Tisch einen Gruß zu und kam hinaus auf die Terrasse. Er sah wütend aus, und der Anblick von Wu, mit einer Bierflasche in der Hand, machte das nicht besser. Er redete schnell auf Wu ein, dann stand er da und sah Neal an.
    »Er freut sich, daß Sie den Abend genießen.«
    Und meint genau das Gegenteil, dachte Neal.
    »Wenn er sich freut, freut mich das«, entgegnete Neal.
    »Er sagt, Sie möchten heute nacht bitte packen.«
    Neals Herz begann zu rasen. Vielleicht würden sie ihn in ein Flugzeug setzen.
    »Sie werden drei Tage weg sein«, fuhr Wu fort.
    »Wohin?«
    »Dwaizhou Production Brigade.«
    »Was ist das? Eine Fabrik?«
    »Nein. Es ist auf dem Land. Vielleicht hundert Meilen südlich von Chengdu. Sie würden es eine Kommune nennen.«
    »Eine Kollektiv-Farm.«
    »Genau.«
    »Ein Touristenausflug?«
    Peng sprach schnell.
    »Ausländische Gäste lieben es, Production Brigades zu sehen«, übersetzte Wu. »Dies ist eine der besten von Szechuan. Sehr produktiv.«
    Na prima. Sie haben mich lange genug in der Stadt ausgestellt, jetzt fahren sie mich zu einem Landwochenende. Warum? Noch mehr Mr.-Frazier-Quatsch?
    »Tun Sie mir einen Gefallen, Xiao Wu? Gleich wird zugemacht. Gehen Sie zu der Bar und holen Sie uns drei Bier?«
    »Ich glaube nicht…«
    Peng sagte ihm, er solle

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