Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
gehen. Er und Neal starrten einander ein paar Sekunden an.
»Lassen wir diesen Übersetzer-Unfug, okay?« sagte Neal.
Peng lächelte schmal. »Wie Sie wünschen.«
»Was wird hier gespielt?«
»Ich habe ausführlich versucht, Ihnen das zu erläutern.«
»Sie haben ausführlich versucht, zu vermeiden, es zu erläutern.«
»Die Dinge sind nicht immer, was sie scheinen.«
»Grashüpfer.«
»Wie meinen?«
»Nichts. Kommen Sie, Peng, was ist los? Was tun wir auf dem Land?«
»Möchten Sie nicht fahren?«
»Worüber reden wir hier?«
»Ihre Rückkehr nach Hause. Je früher wir diesen Ausflug unternehmen, desto früher können Sie nach Hause fahren. Natürlich, wenn Sie noch nicht wollen…«
»Ich werde gepackt haben.«
Wu kehrte mit den Bieren zurück und stand in einiger Entfernung da. Er kam zu ihnen, als er sah, daß sie nicht mehr miteinander sprachen, und bot die Biere an.
»Ich trinke kein Bier«, sagte Peng. Kein Kommentar, ein Befehl.
»Ja«, sagte Wu und stellte die Biere auf den Tisch. »Es ist spät, und wir müssen morgen früh losfahren.«
Neal nahm die Biere. »Dann nehme ich sie einfach mit auf mein Zimmer.«
»Das ist gegen das Gesetz«, sagte Peng.
»Verhaften Sie mich«, entgegnete Neal. Er klopfte Wu auf die Schulter und verließ die Bar. Er konnte Pengs Blick in seinem Rücken spüren, und er genoß es.
Peng war wütend. Bis zu dem Gespräch mit dem arroganten jungen Amerikaner war der Abend gut gelaufen. Den Genossen Sekretär Xao zu überreden, Carey aufs Land zu schicken, war lächerlich einfach gewesen.
»Ich denke, wir sollten ihn näher an das Ziel heranbringen«, hatte er dem Sekretär vorgeschlagen.
»Ja? Warum? Er hat bisher keine Aufmerksamkeit erregt.«
Peng sah zu Boden.
»Das ist es ja gerade, was mir Sorgen macht«, sagte er. »Vielleicht warten sie, um sicherzugehen. Immerhin ist der Junge der einzige, der China-Puppe identifizieren kann.«
Und genau das war das Problem. Peng hätte Carey nur zu gern eine Kugel in den Hinterkopf gejagt, oder, noch besser, ihn zu zwanzig Jahren in den Salzminen Xinxiangs verknackt, aber das patzige Rundauge war der einzige, der noch mit dem Finger auf Xaos gottverdammte China-Puppe zeigen konnte. Und sie aus dem Versteck locken konnte, sie und ihren amerikanischen Freund.
»Na gut«, hatte Xao gesagt. »Schicken Sie Carey nach Dwaizhou…«
»Ist China-Puppe dort?« Peng hatte versucht, das Zittern der Anspannung aus seiner Stimme zu verbannen.
»Ja.«
»Ist Pendleton bei ihr?«
Xao brauchte ewig, um sich seine verfluchte Zigarette anzuzünden.
»Nein«, sagte er schließlich. »Dachten Sie, ich bringe die beiden an denselben Ort, bevor ich weiß, daß es sicher ist?«
Peng neigte den Kopf. »Sie sind so weise.«
»Also, fahren Sie mit Carey nach Dwaizhou. Wenn er sie sieht, beobachten Sie seine Reaktion. Wenn die Polizei eingreift, haben wir China-Puppe verloren und müssen Pendleton um so länger versteckt halten.«
»China-Puppe wird sicher reden.«
»Sie wird nie reden.«
In meinen Händen schon, dachte Peng.
»Und Carey?«
»Ich verlasse mich auf Sie, daß er keine Gelegenheit bekommt, zu verraten, was er weiß.«
»Was, wenn er sie sieht und schweigt?«
»Dann wissen wir, daß wir sicher sind. Sie fahren mit ihm noch ein bißchen durch die Gegend, um die Sache unübersichtlicher zu machen, und dann schicken Sie ihn heim.«
»Und wenn er sie nicht sieht?«
»Dann ist es egal.«
Das Gespräch war genauso gelaufen, wie Peng gehofft hatte, und so war er guter Dinge gewesen, bis er Wu und Carey auf der Hotelterrasse traf. Die Dummheit von Wu, außerhalb des festgelegten Plans auszugehen. Was, wenn Neal den anderen Amerikaner getroffen hätte? Was dann? Xao war nicht wütend, er war traurig. Sein Plan würde natürlich funktionieren, seine Pläne funktionierten immer, aber er würde tatsächlich die gesamte Operation ablaufen lassen müssen, von der er gehofft hatte, daß sie überflüssig wäre. Er wußte, jetzt würde es noch ein Opfer geben müssen.
Nur wegen des dummen, illoyalen Peng. Es wäre etwas anderes, wenn Peng ihn aus politischen Gründen betrügen würde, aber das war nicht der Fall. Peng war bloß gierig und ehrgeizig, mit der giftigen Eifersucht der Kleingeister. Er hatte seine Falle aufgebaut, genau wie Xao es vorhergesehen hatte, aber die Falle würde einen Köder brauchen, und Xao sah keine Möglichkeit, wie der Köder überleben könnte.
Neal trank zwei Bier in der Badewanne, und das
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