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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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letzte, während er Mr. Fraziers Country-Outfit einpackte. Seine große Nacht in der Stadt war vorüber, am Morgen würden sie ihn in irgendeine bukolische Kommune schleppen und umherzeigen. Was war mit dieser Farm? Was ist überhaupt mit Farmen? Farmer, natürlich, Schweine, Kühe, Hühner, Dünger… Getreide… Dünger…
    Dünger? Super-Hühnerkacke? Pendleton? Li Lan?
    Er beschäftigte sich mit dem Bier und Roderick Random für eine weitere Stunde, bevor er einschlief.
     
     
15
     
    Das Frühstück wurde kurz vor dem Morgengrauen serviert. Wohin auch immer sie mit ihm fahren wollten, sie hatten es eilig.
    Wu sah übel aus, als er zur Tür hereinguckte, und sein Lächeln war angestrengt. Er trug ein weißes, kurzärmeliges Hemd und eine braune Baumwollhose, aber immer noch seine steifen schwarzen Lederschuhe. Er hatte eine blaue Nylon-Windjacke an und eine hellgelbe Nylon-Tasche dabei.
    »Guten Morgen«, sagte er.
    »Möchten Sie ein paar Eier?«
    Wu verzog angeekelt das Gesicht.
    »Kaffee?«
    »Ich versuche es. Wir müssen uns beeilen.«
    Sie beeilten sich, und nach zehn Minuten waren sie im Wagen. Neal war überrascht, daß Peng auf dem Rücksitz saß. Wu stieg vorn ein, setzte sich neben den Fahrer.
    »Besitzen Sie einen Wagen?« fragte Peng Neal, offensichtlich als Begrüßung.
    »Nein.«
    »Ich dachte, alle Amerikaner besitzen eigene Wagen.«
    »Und ich dachte, alle Chinesen spielen Ping-Pong. Spielen Sie Ping-Pong?«
    »Ich bin ziemlich gut darin.«
    »Na ja, ich fahre ziemlich schlecht.«
    »Sie machen Witze.«
    »Okay, lassen Sie mich ans Steuer.«
    Der Fahrer fuhr los, bevor Peng Neal beim Wort nehmen konnte. Er fuhr auf die South Renmin Road und dann nach Süden. Sie fuhren durch Industrievororte, am Flughafen vorbei, und bald waren sie auf dem Land.
    »Wie lange fahren wir?« fragte Neal.
    »Vielleicht drei Stunden«, antwortete Wu automatisch, bevor er Peng ansah.
    »Drei Stunden«, sagte Peng.
    »Drei Stunden«, sagte Neal. »Wer hat Karten mit?«
    »Vielleicht«, sagte Peng, »würden Sie besser von den Arbeitern lernen, als sich dekadenten bourgeoisen Spielen hinzugeben.«
    Mann, du hast ja ein irres Vokabular für einen, der gestern noch kein Wort Englisch konnte. Und nenn’ mich nicht bourgeois. Wo ich aufwuchs, war jeder bourgeois, der mit der Miete weniger als zwei Monate im Rückstand war.
    »Natürlich. Was würden Sie mir gerne beibringen?«
    »Was es heißt, für sein Essen zu arbeiten.«
    Du hast nie für Joe Graham gearbeitet, Kumpel.
    »Wissen Sie, Mr. Peng, was es heißt, für Essen zu arbeiten?«
    »Meine Eltern waren beide Arbeiter. Und Ihre?«
    Wu unterbrach sie. »Sind Ihnen schon die Maulbeerbäume aufgefallen, Mr. Frazier? Die Seidenraupe…«
    »Ich nehme an, Ihre Eltern waren Intellektuelle«, sagte Peng. Er sagte Intellektuelle, als sei das eine ansteckende Krankheit.
    »Klar. Meine Mutter hat summa cum nadel an der University of Dope graduiert.«
    »Sie sind sehr unhöflich, Mr. Carey.«
    »Frazier, mein Name ist Frazier.«
    Peng verpaßte ihm einen dieser Laserblicke, die einen augenblicklich toasten sollen. Neal fiel auf, daß die Chinesen entweder ganz ruhig oder schrecklich wütend waren, dazwischen gab es nichts. Er versuchte, Peng in die Schrecklich-wütend-Zone zu schubsen. Schrecklich wütende Leute machen schrecklich dumme Fehler.
    »Vielen Dank für den Hinweis«, sagte Peng, »Mr. Frazier.«
    »Keine Ursache. Ich möchte nur nicht wieder auf die Schnauze fallen, bloß weil irgend jemand unachtsam ist.«
    Wu hopste auf seinem Sitz herum. Ihm fiel nichts ein, was er sagen könnte, um das Thema zu wechseln.
    »Schöne Gegend«, sagte Neal, drehte Peng den Rücken zu und sah aus dem Fenster.
    Auf beiden Seiten breitete sich das Land flach aus. Kleine Wälle mit Maulbeerbäumen teilten die Reisfelder in ein hübsches geometrisches Muster. Weiter weg waren Berge zu sehen. Ihre ordentlichen Terrassen ließen sie wie überwucherte zentralamerikanische Pyramiden aussehen.
    »Tee«, sagte Wu. »Einer der besten Tees der Welt kommt von diesen Bergen. Haben Sie von Oolong-Tee gehört?«
    »Ich glaube schon.«
    »Der wächst hier.«
    »Ist das das Zeug, für das wir Ihnen Dope verkauft haben?«
    Neal sah, wie Peng sich wand.
    »›Dope‹?« fragte Wu.
    »Opium.«
    »Ach, ja.«
    »Sie hatten ein paar Probleme mit den Rauchern hier, nicht?«
    Peng starrte geradeaus und sagte: »Das Problem der Opium-Abhängigkeit – verursacht durch ausländische Imperialisten – wurde in

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