Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
nicht andere Pläne mit ihr hätte.
Sie wird rennen, jetzt, wo sie Carey gesehen hat. Rennen wie ein Kaninchen, in den Bau, um sich vor dem Carey-Hund zu verstecken. Tja, du hast vielleicht den Hund gesehen, aber den Fuchs hast du verpaßt. Und so wirst du mich zu deinem Lover führen, dem großen Forscher, dem großen Experten.
Xao wird natürlich verschwinden. Der große Romantiker wird sich nicht halten können. Und dann habe ich euch… ihr Rechten, Kapitalisten… Verräter.
Xao Xiyang drückte seine Zigarette im überquellenden Aschenbecher aus und ging ans Telefon.
»Ja?« sagte er.
Es war sein Fahrer.
»Ihr ausländischer Gast hatte einen schönen Tag.«
»Hatte er irgendwelche Einwände?«
»Wenn, dann hat er sie nicht vorgebracht.«
»Vielleicht können Sie morgen mit ihm zum Buddha gehen.«
Stille, Zögern. Xao zündete sich eine Zigarette an.
»Sie möchten Mr. Fraziers Weg nicht ändern?«
»Überhaupt nicht.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
Der Fahrer legte auf.
Es ist nicht mein Wunsch, dachte Xao. Es ist, was ich tun muß.
Der Rauch lag bitter in seinem Mund.
16
Neal Carey sah hinauf zu Buddha.
Buddha sah nicht zurück. Buddha saß einfach da und starrte ernst über das Wasser und ignorierte Neal. Buddha war rund 600 Meter groß und aus Stein. Buddha war aus einem roten Steilhang gemeißelt, der am Ufer des Flusses Min wuchs.
Neal stand auf Buddhas großem Zeh. Neben ihm standen Wu, Peng und ein paar Soldaten. Es war noch viel Platz.
»Ziemlich großer Buddha«, sagte Neal dümmlich.
»Der größte sitzende Buddha der Welt«, sagte Wu.
»Ein Überbleibsel aus abergläubischer Vergangenheit«, sagte Peng.
»Wo ist Maos Statue?« fragte Neal. »Weiter oben am Fluß? Neben der Viererbande?«
Neal spielte wieder sein Peng-Ärgere-Dich-Spiel. Sie waren von Dwaizhou aus eine Stunde gefahren, bevor sie die Industriestadt Leshan erreichten und mit einer Fähre den Fluß überquerten. Sie waren auf Buddhas rechtem Fuß ausgestiegen.
»Es gibt keine Statuen der Viererbande«, sagte Peng. »Sie haben den großen Vorsitzenden Mao verraten.«
»Ja, indem sie seine Befehle ausgeführt haben.«
»Würden Sie gerne Buddhas Kopf sehen?« fragte Wu.
Sie erklommen eine weiße Holztreppe hinter Buddhas rechtem Arm. Ein weißes Geländer führte um Buddhas Kopf herum, und Neal stand ungefähr acht Meter von Buddhas linkem Auge entfernt, das etwa so groß wie ein kleines Boot war, und betrachtete Buddhas Gesicht. Es war sehr ernst. Natürlich hatte alles, was groß, aus Stein und fast eintausend Jahre alt war, gute Gründe, ernst zu sein. Buddha hatte eine schöne Aussicht.
Buddha hatte viele Veränderungen in China gesehen in den letzten tausend Jahren, aber er hatte auch viel Gleichbleibendes gesehen.
»Es ist wunderbar«, sagte Wu.
»Waren Sie noch nie hier?« fragte Neal.
Wu flüsterte: »Ich habe Chengdu nie verlassen, bis gestern.«
Neal fragte sich, wie gläubig jemand sein müßte, um dieses Riesending aus den steilen Klippen über dem gefährlichen Fluß zu meißeln.
»Wie hat dieser Buddha die Kulturrevolution überstanden?« fragte Neal. Er sah, wie Peng die Zähne aufeinanderbiß.
»Der Buddha selbst wurde nicht beschädigt. Aber der Tempel und das Kloster hinter uns«, sagte Peng und deutete auf einen gepflegten Wald, »wurden beinahe zerstört und werden derzeit noch repariert.«
»Warum haben die Roten Garden den Buddha nicht zerstört?«
»Sie hatten Angst«, sagte Wu.
Da hätte ich auch Angst, dachte Neal. Ein Blick aus diesen Steinaugen würde mich sofort stoppen.
»Sie hatten also nicht den Mumm, dem guten alten Buddha eine Narrenkappe aufzusetzen, was?«
Pengs Blick löschte Wus nervöses Lachen.
»Wir sollten Sie auf Ihr Zimmer bringen«, sagte Peng. »Der Fahrer ist mit dem Wagen direkt dort hingefahren.«
»Ich übernachte in einer Garage?«
»Sie bleiben im Gästehaus des Klosters. Es liegt hinter dem Tempel, zwischen diesen Bäumen.«
»Wo bleiben Sie?«
»Das Gästehaus ist für ausländische Gäste, aber Mr. Wu wird bei Ihnen bleiben, als Ihr Übersetzer. Ich werde in einem Haus der Partei in der Nähe bleiben.«
»Sie werden mir fehlen.«
Peng lächelte. »Es ist nur für die Nacht. Heute nachmittag werden wir Spazierengehen, und danach Dinner.«
Na prima.
»Morgen kann möglicherweise Ihre Heimreise beginnen.«
Das hast du schön gesagt. Ja, ja, ja… Ihr habt herausgefunden, was immer ihr rausfinden wolltet. Was könnte das sein?
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