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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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anderswo stand er in höheren Ehren. In Atlantis gab es viele Adepten und Initiierte dieses Ordens, in dem Riveda einen hohen Rang einnahm. Und er wusste etwas, wovon sonst niemand eine Ahnung hatte, und hielt dies Wissen für seinen legitimen Besitz.
    Bei einem seiner Wahnsinnsausbrüche waren seinem Schüler Reio-ta unbewusst ein Wort und eine Geste entschlüpft. Riveda hatte sich beides gemerkt, obwohl sie im Augenblick keine besondere Bedeutung zu haben schienen. Später hatte er gesehen, wie Rajasta und Cadamiri, als sie sich unbeobachtet glaubten, die gleiche Geste austauschten. Und Micon hatte in dem Delirium der Schmerzen, das der Ruhe seiner letzten Stunden vorausging, atlantische Worte gemurmelt - eins davon war mit dem Wort Reio-tas identisch. Rivedas Gehirn hatte alle diese Dinge zur späteren Verwendung gespeichert. Ihm ging es darum, Wissen zu erwerben. Je verborgener etwas seinen Augen war, desto eifriger strebte er danach, es in Erfahrung zu bringen.
    Am nächsten Tag sollte Micons Leichnam verbrannt und die Asche in seine Heimat geschickt werden, und er, Riveda, sollte sie dorthin bringen. Wer hatte schon ein größeres Recht darauf als der Priester, der Micons Sohn der Macht von Ahtarrath geweiht hatte?
     
    Bei Tagesanbruch zog Riveda, wie es der Brauch erforderte, die Vorhänge zurück und ließ Sonnenschein in den Raum, wo Micon lag. Das Morgenrot war wie ein Meer aus Rubinen, Rosen und blaugrauem Feuer; das Licht lag in tausend tanzenden Flammen auf dem dunklen toten Gesicht des Initiierten. Riveda runzelte die Stirn. Er war überzeugt, dass mit Micons Tod nichts zu Ende war.
    Dies hat im Feuer begonnen , dachte Riveda, und im Feuer wird es enden... aber wird es nur das Feuer sein, das Micons Leichnam verbrennt? Oder steigen in Zukunft höhere Flammen auf...? Er schüttelte den Kopf. Was träume ich da für einen Unsinn zusammen? Heute wird das Feuer verzehren, was die Schwarzmäntel von Micon, Prinz von Ahtarrath, übriggelassen haben... und dennoch hat er auf seine eigene Weise alle Elemente besiegt .
    Mit dem Sonnenaufgang kamen weißgekleidete Priester, hoben Micon behutsam auf und trugen ihn den gewundenen Pfad hinunter dem Morgen entgegen. Vor der Bahre schritt Rajasta, das Gesicht starr vor Trauer; Riveda folgte ihr mit gesenktem Kopf. Hinter ihnen kam eine lange Prozession von Priestern in weißen Roben und Priesterinnen mit silbernen Stirnbändern und blauen Mänteln, um dem Fremden, dem Initiierten, der in ihrer Mitte gestorben war, Ehre zu erweisen... Hinter ihnen schlich ein grauer Schatten, gebückt wie ein alter Mann, geschüttelt von ersticktem Schluchzen. Er hatte die graue Kapuze über den Kopf gezogen und verbarg die Hände in seiner geflickten, abgewetzten Kutte. Niemand sah, wie Reio-ta Lantor von Ahtarrath seinem Fürsten und Bruder zu den Flammen folgte.
    Auch eine Frau, groß und schlank, die auf dem Gipfel der großen Pyramide stand, wurde von keinem gesehen. Ihr Gesicht war überhaucht vom Morgenrot, das die Farbe ihres Haars hatte. In ihren Armen hielt sie ein Kind. Als die Prozession vor dem strahlenden Licht im Osten zu schwarzen Schatten verblasste, hob Domaris ihren Sohn der aufgehenden Sonne entgegen. Mit fester Stimme intonierte sie die Morgenhymne:
     
    In Schönheit stiegst du auf am Horizont des Ostens,
    O östlicher Stern, ergieße dein Licht in den neuen Tag;
    Geh auf, schöner Tagesstern!
    Freude und Lebensspender, erwache,
    Herr und Lebensspender,
    Tagesstern, schenk uns dein Licht,
    Geh auf, schöner Tagesstern!
     
    Tief unter ihr stieg das Feuer, in dem Micons Leichnam verbrannt wurde, in die Höhe, und die Welt versank in Flammen und Sonnenlicht.

III. Deoris

1. DAS VERSPRECHEN
    »Ich bin so froh, dass du gekommen bist, Rajasta«, begrüßte Deoris den alten Priester aufgeregt. »Domaris ist so - so seltsam!«
    Rajasta sah sie fragend an.
    Ungestüm fuhr Deoris fort: »Ich verstehe das nicht - sie ist geduldig und sanft, sie tut alles, was sie tun soll, sie weint auch nicht mehr immerzu, aber -« es klang wie ein Jammerschrei - »sie ist nie wirklich da!«
    Rajasta nickte bedächtig und berührte tröstend die Schulter des Kindes. »Das hatte ich schon befürchtet. Ich werde mit ihr sprechen. Ist sie gerade allein?«
    »Ja. Domaris wollte sie nicht ansehen, als sie kamen, wollte nicht antworten, als sie sprachen, saß nur da und starrte an die Wand -« Deoris begann zu weinen, und ihre wirren Locken bebten.
    Rajasta versuchte, sie zu beruhigen, und

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