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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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letzten Wochen waren sie sich so nahe gekommen, wie es bei der Reserviertheit der Priesterin nur möglich war. Deoris erkannte plötzlich, dass sie Karahama trotz ihrer Eigenheiten liebgewonnen hatte.
    Sie wechselten die üblichen höflichen Abschiedsworte, doch dann hielt die Priesterin Deoris zurück. »Du wirst mir fehlen«, sagte sie. »Du bist sehr tüchtig geworden, mein Kind.« Während Deoris sprachlos vor Überraschung dastand - ein Lob von Karahama war etwas Seltenes und schwer zu erringen -, griff die Priesterin nach einer kleinen Silberscheibe an einer feinen Kette. Dies Schmuckstück, das das Siegel Caratras trug, war ein Abzeichen, das jeder Frau für die der Göttin erwiesenen Dienste verliehen wurde. Aber nur selten bekam es ein Mädchen, das noch so jung war wie Deoris. »Trage es in Weisheit«, sagte Karahama und schloss es selbst um Deoris' Handgelenk. Dann blieb sie stehen und betrachtete das Mädchen, als wolle sie ihr noch etwas sagen.
    Karahama war eine imposante Frau, hochgewachsen und fraulich, mit grüngelben Katzenaugen und rötlichem Haar. Ebenso wie Talkannon schien sie von einer tierischen Wildheit zu sein, die sie nur mühsam unter Kontrolle hielt. Die ihrem Rang zustehende blaue Robe erhöhte noch ihre natürliche Würde. »Bist du in der Skriptoren-Schule?« fragte sie endlich.
    »Ich habe sie vor vielen Monaten verlassen. Ich wurde zur Skriptorin Micons von Ahtarrath bestimmt.«
    »Jedes Mädchen kann vorlesen und schreiben! Hast du dir so etwas als Lebensaufgabe erwählt? Oder ist es deine Absicht, der Akoluthin Domaris in den Tempel des Lichts zu folgen?« Karahama sagte dies in so verächtlichem Ton, dass Deoris unsicher wurde.
    Bis zu diesem Augenblick hatte sie niemals ernsthaft daran gezweifelt, dass sie sich eines Tages um die Aufnahme in den Tempel des Lichts bemühen und in die Fußstapfen ihrer Schwester treten würde. Jetzt erkannte sie plötzlich, dass sie das von ihrer Veranlagung her gar nicht konnte, und so traf sie die erste echte Entscheidung ihres Lebens. »Nein. Ich wünsche mir keines von beiden.«
    »Dann glaube ich«, sagte Karahama ruhig, »dass dein wahrer Platz hier ist, in Caratras Tempel - falls du dich nicht Rivedas Sekte anschließen willst.«
    »Den Graumänteln?« Deoris war entsetzt. »Ich - eine saji ?«
    »Caratra schütze dich!« Karahamas Hand schlug schnell ein Runenzeichen. »Alle Götter mögen verhüten, dass ich irgendeinem Mädchen dieses Schicksal bereite! Nein, mein Kind - ich meinte als Heilerin.«
    Deoris schwieg und dachte nach. Sie hatte nicht gewusst, dass Frauen in die Heiler-Sekte aufgenommen wurden. Zögernd sagte sie: »Ich könnte - Riveda fragen -«
    Karahama lachte vor sich hin. »Riveda ist kein sehr zugänglicher Mann, mein Kind. Dein Verwandter Cadamiri ist Heiler-Priester, und es wäre viel einfacher, wenn du dich an ihn wendest. Riveda kümmert sich niemals um die Novizen.«
    Aus irgendeinem Grund ärgerte sich Deoris über Karahamas Lächeln. Sie erklärte: »Riveda selbst hat mich schon einmal gefragt, ob ich in den Grauen Tempel eintreten wolle!«
    Das tat die gewünschte Wirkung. Karahamas Gesichtsausdruck veränderte sich völlig. Sie musterte Deoris neugierig. Dann meinte sie: »Na gut. Wenn du möchtest, kannst du Riveda sagen, ich hätte dich für geeignet erklärt. Nicht, dass mein Wort viel Gewicht bei ihm hätte, aber er weiß, dass ich in solchen Dingen ein gesundes Urteilsvermögen habe.«
    Das Gespräch wandte sich anderen Themen zu, geriet ins Stocken und war bald beendet. Karahama sah Deoris nach und wurde nachdenklich. Ob es richtig ist, dies Kind auf Rivedas Pfad zu schicken? fragte sie sich. Die Priesterin Caratras kannte Riveda vielleicht besser als seine eigenen Novizen, und sie wusste Bescheid über seine Motive... Karahama verbannte einen beunruhigenden Gedanken. Deoris war fast erwachsen, und sie würde sich über Karahamas Einmischung bestimmt nicht freuen, auch wenn es mit der besten Absicht geschah. Riveda war ein Mensch, der heftige Gefühle erwecken konnte.
    Im Haus der Zwölf legte Deoris ihr Armband weg. Müßig wanderte sie durch ihre Zimmer. Sie fühlte sich einsam und vernachlässigt. Wie gern hätte sie den Streit mit Domaris ungeschehen gemacht, wäre in ihr altes Leben zurückgeschlüpft, hätte - wenigstens für eine Weile - alles vergessen, was in den letzten Monaten geschehen war!
    Die Leere der Räume und Innenhöfe bedrückte sie. Plötzlich blieb sie stehen und starrte auf den

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