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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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klaffte in der Stirn des jungen Soldaten, unmittelbar unterhalb seiner Kopfbedeckung, ein hässliches Loch. Noch einen Augenblick hielt er sich aufrecht, dann kippte er leblos zurück.
    »Scheiße!«, zischte Webber. »Scharfschützen!«
    Wie um seinen Verdacht zu bestätigen, fiel ein zweiter Schuss. Sowohl der Sergeant als auch sein Untergebener warfen sich in Deckung, sodass das tödliche Blei sie um Haaresbreite verfehlte. Die Kugel prallte am Fels ab und sengte als Querschläger davon. Wo auch immer die feindlichen Schützen steckten - sie schienen sich irgendwo in ihrem Rücken zu befinden.
    »Raus hier!«, herrschte der Sergeant Webber an, während er ihn gleichzeitig an der Schulter packte und herumriss. Beide sprangen auf und rannten den Hang hinab, den sie heraufgekommen waren. Entdeckt waren sie ohnehin. Nun kam es nur noch darauf an, schneller zu sein als die feindlichen Kugeln.
    In geduckter Haltung, die Köpfe zwischen die Schultern gezogen, hetzten die beiden zwischen dornigem Gestrüpp und verstreuten Felsen hindurch. Immer wieder fielen Schüsse, und durch den Nebel war hier und dort die verschwommene Glut von Mündungsfeuer zu sehen, wobei nicht mehr zu erkennen war, welche Seite feuerte.
    Der Schuss, der Pitt das Leben gekostet hatte, hatte gleichzeitig auch die britischen Streitkräfte alarmiert, und von den Stellungen des 41. sowie des 47. Regiments wurde nun ebenfalls gefeuert. Dem Sergeant und Webber konnte es gleichgültig sein, woher die Kugeln kamen, solange sie nur nicht trafen ...
    Hals über Kopf durch das Niemandsland zwischen den feindlichen Linien hastend, hielten sie der eigenen Stellung entgegen - als sie plötzlich dumpfen Donnerschlag vernahmen, und zwar sehr viel näher als zuvor. Mit Erschrecken erkannte der Sergeant den charakteristischen Klang eines russischen 18-Pfünders, und schon im nächsten Moment war das hässliche Pfeifen zu hören, das dem Einschlag des Geschosses vorausging.
    »In Deckung!«, brüllte er, und aus dem Augenwinkel glaubte er zu erkennen, wie sich Webber zu Boden warf. Dann schlug das schwere Projektil auch schon ein und verstreute seine vernichtende Ladung. Schrapnellgeschosse flogen nach allen Seiten, gruben sich in den feuchten Boden oder prallten von den Felsen ab.
    Der Sergeant brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass die Granate ein gutes Stück hangabwärts eingeschlagen war und folglich weder Webber noch er etwas abbekommen hatten. Rasch sprangen die beiden Männer auf und rannten weiter durch den von irrlichterndem Mündungsfeuer beleuchteten Nebel. Schüsse fielen jetzt in rascher Folge, gedämpfte Schreie waren zu vernehmen. Dann wieder das scheußliche Krachen der 18- Pfund-Haubitze - und der Sergeant wusste, dass es diesmal weniger glimpflich abgehen würde.
    Das Pfeifen war lauter und schien von unmittelbar über ihren Köpfen zu kommen. Mit einem Warnschrei wollte er sich zu Boden werfen, aber es war schon zu spät. Die Kartätsche schlug ein, und das Letzte, was er von Webber sah, war dessen seiner Beine beraubter Torso, der mit obszöner Beiläufigkeit davonflog, als hätte ihn jemand für unnütz befunden und weggeworfen.
    Der Sergeant war zu sehr mit überleben beschäftigt, um entsetzt zu sein. Sich auf allen vieren durch den halb gefrorenen Boden wühlend, suchte er dem Schrapnell zu entkommen - als er plötzlich nach vorn kippte. Für einen Moment glaubte er, er wäre getroffen, aber dann begriff er, dass es nicht seine Arme waren, die ihren Dienst versagten, sondern dass der Boden ihn nicht mehr trug!
    Vergeblich versuchte er, sich festzuklammern. Seine Hände griffen nur von Schlamm überzogenen Fels, an dem sie keinen Halt fanden und abglitten. Unaufhaltsam stürzte er - und hatte plötzlich das Gefühl, vom Boden verschlungen zu werden.
    Ein erstickter Schrei entrang sich seiner Kehle, während er sich in der Luft überschlug. Einen Sekundenbruchteil später schlug er hart auf den Boden, prallte gegen ein Hindernis und fiel zurück. Dabei stieß er mit dem Hinterkopf an nackten Stein.
    Der Schmerz war so heftig, dass er ihm die Besinnung raubte. Noch einmal glaubte er, in der Dunkelheit, die ihn umgab, grelles Feuer auflodern zu sehen - dann wurde es finster um ihn.
    Als er wieder erwachte, hätte er unmöglich zu sagen vermocht, wie viel Zeit vergangen war. Sein Schädel schmerzte, und als er seinen Kopf befühlte, ertasteten seine Finger getrocknetes Blut.
    Mit einer Verwünschung wälzte er sich auf die Seite und richtete

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