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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gütiger Mann und ein liebevoller Vater, aber wenn es um seine Arbeit ging, verstand er keinen Spaß. Sarah erinnerte sich noch lebhaft an den Tag, an dem sie versehentlich ihren Tee über einen Abklatsch geschüttet hatte, den Gardiner von einem assyrischen Sarkophag erstellt ...
    Plötzlich hielt sie inne.
    Verstohlen hatte sie das heruntergefallene Blatt wieder auf den Schreibtisch zurücklegen wollen, als ihr Blick auf die Zeichen fiel, die ihr Vater darauf notiert hatte.
    Da Sarah seit Beginn des Jahres Lektionen in Altgriechisch erhielt, erkannte sie sofort, dass es sich um griechische Schrift handelte. Allerdings ergaben die Zeichen keinen Sinn, schienen vielmehr eine Abkürzung für irgendetwas zu sein ...
     
    ΑΒΓΔΕ
     
    Sarah überlegte noch, was damit gemeint sein könnte, als sie plötzlich das Gefühl überkam, etwas Verbotenes zu tun. Mit pochendem Herzen legte sie das Blatt zurück an seinen Platz und wollte sich eben abwenden - als sie plötzlich jemand an der Schulter berührte.
    »Sarah ...?«
    Sie schreckte auf - aber es waren nicht die gestrengen Züge Gardiner Kincaids, in die sie blickte, sondern das von Mondlicht beschienene Gesicht von Ammon el-Hakim!
    Sarahs Atem ging rasch, ihr Pulsschlag raste, während ihr wieder bewusst wurde, wo sie sich befand. Sie war kein kleines Mädchen mehr, und sie befand sich schon lange nicht mehr auf Kincaid Manor im fernen Yorkshire - sondern in ihrer Schlafkammer im konak des Weisen.
    Anders als Friedrich Hingis, der es vorgezogen hatte, im Hotel in Pera wohnen zu bleiben, war Sarah Ammons Einladung gefolgt und in sein Haus eingezogen, da sie die Nähe des Alten als ebenso inspirierend wie beruhigend empfand. Mit einem nächtlichen Besuch hatte sie allerdings nicht gerechnet.
    »Verzeih, wenn ich dich erschreckt habe, mein Kind«, sagte Ammon leise, der in seiner gestreiften djellabah auf der Kante ihrer Schlafstatt hockte. Dem Mondlicht nach, das in steilem Winkel durch das Fenstergitter fiel, musste es spät nachts sein. Eine andere Beleuchtung gab es nicht; der Weise war es gewohnt, sich in völliger Finsternis zu bewegen. »Das lag nicht in meiner Absicht.«
    »Schon gut«, beschwichtigte Sarah und setzte sich auf. Wenn el-Hakim zu nachtschlafender Zeit zu ihr kam, musste es einen besonderen Grund dafür geben ...
    »Du hast geträumt.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, sodass Sarah nicht zu widersprechen wagte.
    »Ja, Meister.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Sarah nickte. Sie empfand tatsächlich das Bedürfnis, dem alten Ammon von dem seltsamen Traum zu berichten - zumal es mehr als ein Traum gewesen war ...
    »Erinnert Ihr Euch an das Buch, von dem ich Euch erzählt habe?«, fragte sie deshalb. »Das jener deutsche Historiker geschrieben hat und das mir von Beginn an so seltsam vertraut erschien?«
    »Gewiss.«
    »Ich weiß jetzt, warum das so war«, eröffnete Sarah ihm. »Ihr hattet recht mit Eurer Vermutung, Meister - ich habe dieses Buch tatsächlich schon einmal gesehen, vor vielen Jahren, in der Bibliothek von Kincaid Manor, und ich weiß noch, dass es eine eigenartige Faszination auf mich ausgeübt hat. Ich war enttäuscht, dass ich nicht lesen konnte, was darin stand, also bat ich Gardiner, mich die deutsche Sprache zu lehren.« Sie lächelte schwach. »Ich hatte das alles völlig vergessen. Dieser Traum jedoch hat mir die Erinnerung zurückgebracht.«
    »Weil die Zeit reif dafür war«, sagte der Alte. »Bisweilen ergeben sich Antworten von ganz allein, wenn man lange genug darauf wartet.«
    »Meint Ihr?« Sie zuckte mit den Schultern. »Etwas ist in meinem Traum allerdings anders gewesen als in meiner Erinnerung: Neben dem Buch lag ein Blatt Papier mit dem Alexandersiegel darauf.«
    »Ein weiterer Wink des Schicksals«, meinte Ammon überzeugt.
    »Oder nur eine Spiegelung meiner eigenen Wünsche«, konterte Sarah.
    »Du zweifelst«, stellte el-Hakim fest. »Du wehrst dich gegen die Vorstellung, dass auch dein Weg vorgezeichnet ist, weil du glaubst, dass dir damit jede Möglichkeit genommen ist, Kamal zu helfen. Aber das ist nicht der Fall.«
    »Nein?«, fragte Sarah. »Kamal hat stets auf das Schicksal vertraut. ›Insch'allâh‹, pflegte er zu sagen, ›wenn Gott es will‹ - und was hat es ihm geholfen? Er ist dennoch entführt und vom Dunkelfieber befallen worden!«
    »Dennoch besteht noch immer Hoffnung«, beharrte der Weise. »Wir alle sind Werkzeuge des Lichts, Sarah. Vertraue auf das Licht, und es wird dich

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