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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Dazu besteht kein Grund.«
    »Nein?«
    »Nein«, bekräftigte sie, schlang von hinten ihre Arme um seinen Hals und presste ihre nackte Brust an seinen Rücken, doch die Berührung erregte ihn nicht. Das Durcheinander in seinem Kopf war zu groß.
    »Verzeih«, flüsterte er, »ich ...«
    »Du willst etwas, das dir Sicherheit gibt?«, hauchte sie in sein Ohr. »Das dir sagt, wer du bist und wohin du gehst?«
    »Ja«, antwortete er, »mehr als alles andere.«
    »Dann hör mir gut zu, Geliebter«, wisperte sie, »und wisse, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst, weder um dich selbst noch um mich, denn ich werde keineswegs bedroht, sondern habe die größte Gabe empfangen, die das Leben zu spenden vermag.«
    »Was bedeutet das?«, fragte er. Er löste sich aus ihrer Umarmung und drehte sich zu ihr um. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, sodass er ihr Gesicht sehen konnte und das feierliche Lächeln darin.
    »Ich bin schwanger«, erwiderte sie. »Ich erwarte ein Kind ... dein Kind.«
    »I-ist das wahr?«
    »Könnte ich dich je belügen?«, fragte sie dagegen.
    »Nein«, meinte er überzeugt. »Und du bist dir ganz sicher?«
    »So sicher, wie ich nur sein kann. Wir werden ein Kind bekommen, Geliebter. Und dieses Kind wird unsere Zukunft sein.«
    Einen endlos scheinenden Augenblick starrte Kamal sie nur an, während ihn Myriaden positiver Gefühle durchströmten: Überraschung und Dankbarkeit, Zuneigung und Hoffnung. Vor allem jedoch empfand Kamal in diesem Augenblick überbordende Freude angesichts der guten Nachricht, die wie ein heller Sonnenstrahl durch das triste Dunkel seiner Sorgen und Ängste brach.
    Und mit der Woge des Glücks, die ihn erfasste, schwand nicht nur die Furcht - sondern auch aller Zweifel.

8.
     
    T AGEBUCH S ARAH K INCAID
     
    Meister Ammon hat recht.
    Weder bin ich mehr das Mädchen, das nach Lavendelblüten duftete, noch die junge Frau, die ihn vor nunmehr fast zwei Jahren auf dem Djebel Mokattam besucht hat; die Dinge, die ich seither gesehen und erlebt habe, haben mich zu einer anderen Person werden lassen, die weniger naiv ist und deren Glaube an das Gute gelitten hat. Man hat mir meinen Besitz genommen, meine Überzeugungen und die Menschen, die ich liebte. Und noch immer ist es nicht vorbei, denn der Kampf geht weiter, und je mehr ich sowohl über meine Vergangenheit als auch über die von Gardiner Kincaid erfahre, desto mehr wachsen meine Verzweiflung und meine Unsicherheit.
    Immer häufiger frage ich mich, wer ich bin. Es bestürzt mich, dass ich die Frage nicht schlüssig beantworten kann, und gäbe es nicht el-Hakim, dessen Weisheit mir in all den Wirren Halt gibt, hätte ich wohl schon den Mut verloren. Aber obschon der Weise mir ein treuer Freund ist und mir in mancher Hinsicht den Vater ersetzt, den ich nicht mehr um Rat bitten kann, habe ich bislang nicht gewagt, ihm jene Frage zu stellen, die mich am meisten beschäftigt und die der Ursprung aller Selbstzweifel ist.
    Vielleicht, weil ich mich insgeheim für meine Ichsucht schäme und mir immer wieder sage, dass meine oberste Sorge Kamals Wohlergehen zu gelten hat; vielleicht aber auch nur deshalb, weil ich mich vor der Antwort fürchte wie ein kleines Kind vor dem Einbruch der Nacht ...
     
    Sie fühlte sich jung.
    Frei und unbeschwert.
    Ein Mädchen noch ...
    Mit nackten Füßen lief sie durch die vertrauten Korridore von Kincaid Manor, zu einer Zeit, da noch alles in Ordnung gewesen war; noch war keine fremde Macht in die behütete Welt eingedrungen, noch hatte nicht jener von fremder Hand gelegte Brand gewütet, der einst alles zerstören würde. Das alte Herrenhaus bot Schutz und Zuflucht, und Sarah konnte sich keinen Ort auf der Welt vorstellen, an dem sie sich sicherer gefühlt hätte.
    Sie fror ein wenig in ihrem Nachthemd, während sie durch die langen, von Gemälden und Rüstungen gesäumten Gänge wandelte, beleuchtet vom schwachen Schein der Gaslampen, die Trevor, der getreue maior domus, wie an jedem Abend entzündet hatte. Sarah fürchtete sich dennoch nicht, denn sie pflegte sich vorzustellen, dass sie eine Prinzessin wäre und all diese leeren Rüstungen ihre Kämpen und dass sie nur ein Wort zu sagen bräuchte, und ihre Ritter würden die rostigen Schwerter heben und sie mit ihrem eisernen Leben beschützen.
    Sie durchquerte die Eingangshalle und nahm den Weg zur Bibliothek, wo sie ihren Vater vermutete. Wenn Gardiner Kincaid in alten Schriften las und den Geheimnissen der Vergangenheit

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