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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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die Menschen in Glück und Zufriedenheit. Es gab keine Kriege, und mit den Dienern des Einen Auges als Mittlern lebten Götter und Sterbliche in Frieden.«
    »In der Antike wurde dieser paradiesische Zustand als das Goldene Zeitalter bezeichnet«, meinte Hingis.
    »In der Tat. Aber dann verschwor sich einer der Ersten gegen seinesgleichen und verriet den Menschen zwei der Geheimnisse, die die Götter mit auf die Erde gebracht hatten: Das Feuer des Re sollte ihnen unbegrenzte Macht verleihen, das Wasser des Lebens Unsterblichkeit. Daraufhin kam es zum Krieg zwischen den Ersten, in den auch mein Volk verwickelt wurde. Wir spalteten uns in jene, die ihren Herren weiter die Treue hielten, und solche, die selbst nach der Macht der Ersten trachteten und sich mit dem Verräter verbündeten.«
    »Warum nennst du sie die ›Ersten‹?«, wollte Sarah wissen.
    »Weil sie genau das waren«, antwortete der Zyklop, »die Ersten, die Wissen und Wahrheit auf die Welt brachten. Aber es wurde ihnen schlecht gedankt. Denn der Verräter behielt die Oberhand und vertrieb seinesgleichen aus ihrer Festung auf den Gipfeln der Welt. Die Ersten wurden gezwungen, ein Dasein unter den Menschen zu fristen, in die Körper von Sterblichen gebannt und dazu verdammt, den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens stets aufs Neue zu durchleben. Vorher allerdings gelang es ihnen, die Geheimnisse, die sie mit auf die Erde gebracht hatten und die die Basis ihrer Macht darstellten, zu verschlüsseln.«
    »Was Sie da erzählen«, meinte Hingis, »klingt wie eine Sage.«
    »Das ist es auch. Zahllose Kulturen haben aus diesen Ereignissen die Geschichte ihrer Entstehung geformt. Sie ist der Ursprung unzähliger Mythen.«
    »Kaum zu glauben.« Der Eidgenosse schüttelte den Kopf. »Wenn ich nicht wüsste, dass das Feuer des Re und das Wasser des Lebens tatsächlich existieren ...«
    »Auch das dritte Geheimnis existiert, Doktor«, versicherte Hieronymos, »auch wenn es als Einziges noch nicht entschlüsselt wurde.«
    »Worum handelt es sich?«, wollte Sarah wissen. »Ist es eine weitere schreckliche Waffe?« Mit Unbehagen erinnerte sie sich an Ammons Warnung vor der ungeheuren Bedrohung, die der Menschheit drohe.
    »Das dritte Geheimnis, Lady Kincaid, ist keine Waffe«, erklärte der Zyklop. »Es ist die Welt selbst.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das weiß ich nicht genau«, gab Hieronymos zu. »Aber es heißt, dass derjenige, der das dritte Geheimnis kennt, das Schicksal der Welt in seinen Händen hält.«
    »Das also ist es, was die Bruderschaft will«, folgerte Hingis.
    »Ganz recht, Doktor. Die Bruderschaft ging aus dem Bündnis hervor, das die Menschen einst mit dem Verräter schlossen. Da man ihn der Geheimnisse beraubt hatte, wollte er die Geschicke der Menschheit bestimmen, indem er Einfluss auf ihre Führer nahm und ihnen Macht und Ansehen versprach. Der Assyrer Sargon war der Erste, der den Verlockungen der Bruderschaft verfiel, später kam Alexander, mit dessen Hilfe sie ihr Ziel fast erreichten - bis ein weiser Mann namens Aristoteles ihm die Augen öffnete und ihn dazu brachte, sich von den verfehlten Lehren abzuwenden. Cäsar ebnete der Bruderschaft den Weg zur Herrschaft, bis er an den Iden des März ermordet wurde, und auch einige römische Imperatoren, die dem Größenwahn verfallen und daher leichte Opfer waren, sollten ihre Macht vermehren helfen. In den Wirren der Völkerwanderung wandte die Bruderschaft sich den Goten zu, im Mittelalter den Mongolen, schließlich den Osmanen. Als deren Versuch, sich nach Westen auszudehnen, mit der erfolglosen Belagerung von Wien scheiterte, richtete das Eine Auge seinen Blick wieder auf Europa. In Frankreich machte die Bruderschaft schließlich jemanden aus, dessen Machtgier und Ruchlosigkeit ihrer eigenen in nichts nachstand ...«
    »Napoleon«, riet Sarah.
    »Die Bruderschaft half, wo sie konnte, um dem Kaiser der Franzosen zur Macht zu verhelfen«, fuhr Hieronymos fort, »und ihre Agenten waren es auch, die ihn zur Intervention in Ägypten bewegten - natürlich nur mit dem einen Ziel, das Feuer des Re an sich zu bringen. Das Ansinnen scheiterte jedoch aufgrund des beherzten Eingreifens der treuen Diener, die die Ersten unter den Sterblichen hatten, und Bonaparte bekam von der Geschichte eine Lektion erteilt. Im Zuge der Wirren nach seiner Entmachtung nutzten wir, die wenigen, die wir vom einstmals stolzen Volk der Zyklopen geblieben waren, die Gunst der Stunde, um die Bruderschaft zu

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