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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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hochdekorierten Captain Sherbourne zu seiner Liebsten zu tragen.«
    Ralph sprach mit dem Schiff wie Whittnish mit dem Leuchtturm – als wären es Lebewesen, die ihnen am Herzen lagen. Seltsam, an was ein Mann so alles sein Herz hängen kann, dachte Tom. Er betrachtete den Turm. Wenn er ihn wiedersah, würde sich sein Leben von Grund auf geändert haben. Kurz wurde er von Zweifeln ergriffen. Würde Isabel Janus genauso lieben wie er? Würde sie seine Welt verstehen?

Kapitel 7
    »Siehst du? Weil sich das Licht so hoch über dem Meeresspiegel befindet, reicht es über die Erdkrümmung hinaus – über den Horizont. Nicht der Strahl selbst, sondern die Aura, das Leuchten.« Tom stand hinter Isabel auf der Galerie des Leuchtturms, hatte die Arme um sie geschlungen und stützte das Kinn auf ihre Schulter. Die Januarsonne malte goldene Pünktchen in ihr dunkles Haar. Es war 1922 und ihr zweiter Tag allein auf Janus. Zurück nach einigen Tagen Flitterwochen in Perth, und dann sofort auf die Insel.
    »Es ist, als könne man in die Zukunft sehen«, erwiderte Isabel. »Man greift der Zeit vor und rettet das Schiff, bevor es überhaupt weiß, dass es Hilfe braucht.«
    »Je höher der Turm und je größer die Linse, desto weiter reicht der Strahl. Dieser hier leuchtet so weit wie sonst keiner.«
    »Ich war noch nie im Leben so hoch oben! Das ist wie Fliegen!«, rief sie aus und machte sich los, um den Turm noch einmal zu umrunden. »Und wie nennt man den Blitz noch mal … Da gab es doch ein bestimmtes Wort …«
    »Kennung. Jeder Leuchtturm hat seine eigene Kennung. Diese Lampe blitzt viermal bei jeder Umdrehung. Und die dauert zwanzig Sekunden. So erkennt jedes Schiff am Fünfsekundenblitz, dass das hier Janus ist, nicht Leeuwin, Breaksea oder ein anderer Turm.«
    »Und woran?«
    »Schiffe haben eine Liste aller Leuchttürme an Bord, die sie auf ihren Fahrten passieren. Für einen Kapitän ist Zeit Geld. Deshalb ist er immer versucht, die Ecke des Kaps zu schneiden, damit er als Erster ihre Ladung löschen und eine neue an Bord nehmen kann. Außerdem spart man sich die Heuer für die Mannschaft, wenn man weniger Tage auf See ist. Der Leuchtturm soll sie abschrecken und sie daran hindern, sich in Gefahr zu begeben.«
    Durch die Scheibe sah Isabel die schweren schwarzen Jalousien des Laternenraums. »Wozu sind die da?«, fragte sie.
    »Zum Schutz! Der Linse ist es gleichgültig, welches Licht sie verstärkt. Stell dir vor, was sie tagsüber bei Stillstand mit Sonnenlicht machen würde, wenn sie schon eine kleine Flamme in eine Million Lux verwandeln kann. Da ist es keine gute Idee, sich in ihre Nähe zu wagen. Also muss man sie schützen. Und auch sich selbst – ich würde gebraten werden, wenn ich mich ohne Vorhänge tagsüber hier aufhalten würde. Komm rein, ich zeige dir, wie sie funktioniert.«
    Die Eisentür fiel hinter ihnen ins Schloss, als sie in den Laternenraum gingen und durch die Öffnung in die Lampe stiegen.
    »Das ist eine Linse der besten Qualität – etwas Helleres gibt es nicht.«
    Isabel betrachtete die Regenbogen, die die Prismen abstrahlten. »Das ist so schön .«
    »Das dicke Glasstück in der Mitte nennt man Kernlinse. Dieser hier hat vier, aber die Anzahl kann sich abhängig von der Kennung unterscheiden. Die Lichtquelle muss genau auf einer Linie damit sein, damit die Linse das Licht bündeln kann.«
    »Und die vielen gläsernen Kreise rings um die Kernlinsen?« Um das Zentrum der Linse waren verschiedene dreieckige Glasbögen angeordnet wie die Ringe auf einer Dartscheibe.
    »Die ersten acht brechen das Licht. Sie beugen den Strahl so, dass er weder in Richtung Mond noch zum Meeresgrund zeigt, wo er niemandem nützt, sondern hinaus aufs Meer, also gewissermaßen um die Ecke biegt. Die Ringe über und unter der Eisenstange – siehst du?, es sind vierzehn – werden dicker, je weiter entfernt sie von der Mitte sind. Sie reflektieren das Licht wieder nach unten, sodass es sich zu einem Strahl bündelt und sich nicht in alle Richtungen verteilt.«
    »Also kann kein bisschen Licht ungenützt verschwinden«, stellte Isabel fest.
    »So könnte man es ausdrücken. Und dann hätten wir auch noch die Lampe selbst«, sagte er und wies auf das kleine, mit Maschendraht umschlossene Gerät auf einem Metallständer in der Mitte des Raums.
    »Wirkt nicht sehr beeindruckend.«
    »Ist es jetzt auch nicht. Doch dieser Maschendraht ist eine weiß glühende Hülle und lässt das verdampfte Öl so hell leuchten

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