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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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nie … Ich meine, ihr Dad behält sie immer im Auge. Und ihre Mutter. Und ihre Brüder. Und die Cousine ihrer Mum ist Mrs. Mewett. Also kannst du dir denken, wie die Familie so ist.«
    Tom lachte. »Und wie lautet deine Frage?«
    »Es ist ein wichtiger Schritt. Gut, alle tun es irgendwann. Aber ich habe mir überlegt … nun, woran merkt man es …«
    »Ich bin nicht unbedingt Experte in diesen Dingen. Ich bin zum ersten Mal verheiratet und übe immer noch. Warum fragst du nicht Ralph? Er und Hilda sind schon verheiratet, seit Methusalem ein kleiner Junge war, und haben mehrere Kinder großgezogen. Offenbar haben sie es gut hingekriegt.«
    »Ralph kann ich es nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Kitty möchte, dass ich nicht mehr zur See fahre, sondern in die Lebensmittelbranche einsteige, wenn wir heiraten. Anscheinend hat sie zu große Angst, dass ich eines Tages ertrinken und nicht von der Arbeit nach Hause kommen könnte.«
    »Eine richtige Frohnatur, was?«
    Bluey verzog besorgt das Gesicht. »Aber jetzt mal im Ernst. Wie ist es denn so, verheiratet zu sein und ein Kind zu haben?«
    Tom fuhr sich mit der Hand durchs Haar und dachte eine Weile ziemlich beklommen über die Frage nach. »Wir sind nicht unbedingt eine typische Familie. Nicht viele Familien leben so wie wir – draußen in der Einöde in einem Leuchtturm. Die ehrliche Antwort lautet, dass es von der Tagesform abhängt. Die Ehe hat ihre Vorteile und ihre Schattenseiten. Und es ist um einiges komplizierter, als allein zu sein, so viel kann ich dir verraten.«
    »Ma sagt, ich bin noch zu jung, um so eine Entscheidung zu treffen.«
    Tom musste unwillkürlich grinsen. »Wahrscheinlich wird deine Ma das auch noch sagen, wenn du fünfzig bist. Es geht nicht um deine Entscheidungsfähigkeit, sondern um dein Bauchgefühl. Vertrau deinem Gefühl, Bluey.« Er zögerte. »Es ist nicht immer ein Zuckerschlecken, selbst wenn du das richtige Mädchen gefunden hast. Du lässt dich für lange Zeit auf etwas ein, ohne zu wissen, was kommt. Und du musst alles annehmen, was das Leben bringt. Drücken gilt nicht.«
    »Dadda, schau!« Lucy erschien in der Tür des Schuppens und schwenkte einen Plüschtiger, Hildas Geschenk. »Er knurrt«, verkündete sie. »Hör zu.« Sie drehte das Plüschtier um, worauf ein Geräusch ertönte.
    Tom hob sie hoch. Durch das kleine Fenster sah er Ralph den Pfad entlang und auf sie zukommen. »Bist du nicht ein Glückspilz?« Er kitzelte sie am Hals.
    »Glückspilz Lucy!«, jubelte sie und lachte.
    »Und wie ist es, Dad zu sein?«, erkundigte sich Bluey.
    »So wie jetzt.«
    »Nein, ausführlicher. Das ist eine wichtige Frage, Kumpel.«
    Toms Miene wurde ernst. »Darauf kann einen nichts vorbereiten. Du würdest nicht glauben, wie sehr ein Baby einen knackt, Bluey. Man wird absolut wehrlos. Ein echter Überraschungsangriff.«
    »Mach, dass er knurrt, Dadda«, drängte Lucy. Tom gab ihr einen Kuss und stellte das Plüschtier wieder auf den Kopf.
    »Aber behalt es für dich, Kumpel, einverstanden?«, sagte Bluey und fügte nach einer kurzen Pause hinzu. »Doch es wissen sowieso alle, dass du schweigen kannst wie ein Grab.« Und dann knurrte er zur Freude des kleinen Mädchens wie ein Tiger.
    Manchmal ist man derjenige, der Glück im Leben hat, und das kurze Streichholz bleibt bei einem anderen armen Teufel hängen. Dann hält man am besten den Mund und macht einfach weiter. Tom nagelte gerade ein Brett an die Wand des Hühnerstalls, um ein Loch zu flicken, das der Wind in der letzten Nacht gerissen hatte. Sein halbes Leben brachte er damit zu, Dinge vor dem Wind zu schützen. Aber man durfte sich eben nicht unterkriegen lassen und musste sein Möglichstes tun.
    Blueys Fragen hatten alte Gefühle aufgewühlt. Doch jedes Mal, wenn Tom an die fremde Frau in Partageuse dachte, die ihr Kind verloren hatte, wurde ihr Bild von Isabels überlagert: Auch sie hatte Kinder verloren und würde nie mehr welche bekommen können. Als Lucy hier aufgetaucht war, hatte sie nichts von Hannahs Existenz gewusst und nur das Beste für das Baby gewollt. Und trotzdem … Ihm war klar, dass es nicht nur um Lucys Wohl ging. Isabel hatte einen Herzenswunsch, den er ihr nun niemals würde erfüllen können. Sie hatte alles aufgegeben: Bequemlichkeit, Familie, Freunde – und das, nur um hier draußen mit ihm zusammen zu sein. Immer wieder sagte er sich, dass er ihr diese eine Sache nicht wegnehmen durfte.
    Isabel war müde. Gerade war der Proviant geliefert

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