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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Depressionen und Selbstmord waren oft eine Folge mangelhafter Ernährung. Doch ich hatte in letzter Zeit recht gut gelebt. Ich hatte verdammt gut gegessen und verdammt guten Wein getrunken. Ich konnte mich also nicht infolge Unterernährung auf einen geschwächten Geist herausreden. Nein, was mir da durch den Kopf ging, war höchstwahrscheinlich die nackte Wahrheit. Jeder glaubte, er sei etwas Besonderes, privilegiert, eine Ausnahme. Sogar eine häßliche alte Schachtel, die auf der Veranda ihre Geranien goß. Ich hatte mir eingebildet, etwas Besonderes zu sein, weil ich mit 50 den Fabriken entronnen und ein Dichter geworden war. Damit kam ich mir ungeheuer wichtig vor und pißte nun auf alle, so wie die Bosse und Manager auf mich gepißt hatten, als ich wehrlos gewesen war. Es kam auf dasselbe heraus. Ich war ein besoffener lausiger verwöhnter Scheißer mit einem sehr minimalen Erfolg.
    Meine Analyse trug nicht dazu bei, das brennende Gefühl zu lindern.
    Das Telefon klingelte. Sara.
    »Du hast doch gesagt, du rufst zurück. Was war denn?«
    »Sie war nicht da.«
    »Nicht da?«
    »Sie hat im Gericht zu tun.«
    »Was machst du jetzt?«
    »Ich warte und sag’s ihr später.«
    »Na gut.«
    »Ich hätte dich nicht mit dem ganzen Scheiß behelligen sollen.«
    »Schon gut.«
    »Ich will dich wiedersehen.«
    »Wann? Nach der Bauchtänzerin?«
    »Naja … ja.«
    »Nett von dir, aber nein danke.«
    »Ich ruf dich an …«
    »Meinetwegen. Ich laß dir inzwischen die Windeln waschen.«
    Ich schlürfte meinen Wein und wartete. Es wurde drei Uhr nachmittags, vier Uhr, fünf Uhr. Schließlich fiel mir auf, daß ich immer noch keinen Faden am Leib hatte. Ich zog mich an. Ich saß gerade wieder, mit einem vollen Glas in der Hand, als ich draußen Debras Wagen hörte. Ich blieb sitzen. Sie machte die Tür auf und kam mit einer Tüte voll Einkäufen herein. Sie sah sehr gut aus.
    »Hi!« sagte sie. »Wie geht’s meiner ehemaligen nassen Nudel?«
    Ich ging zu ihr hin und legte die Arme um sie. Ich begann zu zittern. Tränen quollen mir aus den Augen.
    »Hank, was hast du?«
    Die Tüte mit den Lebensmitteln fiel zu Boden. Unser Abendessen. Ich hielt mich an Debra fest, drückte sie an mich. Ich schluchzte jetzt. Die Tränen liefen mir herunter. Ich kam nicht mehr dagegen an. Es mußte heraus, ich wollte es auch zum größten Teil, doch ein Rest von Feigheit hielt sich hartnäckig und riet zum Davonlaufen.
    »Hank, was ist denn?«
    »Ich kann am Erntedankfest nicht mit dir zusammensein.«
    »Warum denn nicht? Warum?«
    »Warum? Weil ich der letzte Dreck bin!«
    Meine Schuldgefühle nagten an mir. Es schüttelte mich wie in einem Krampf. Ein stechender, lähmender Schmerz.
    »Eine Bauchtänzerin aus Kanada kommt hier runter und besucht mich am Erntedankfest.«
    »Eine Bauchtänzerin?«
    »Ja.«
    »Ist sie schön?«
    »Ja. Es tut mir leid. Es tut mir leid …«
    Debra schob mich mit beiden Händen von sich weg.
    »Laß mich mal die Sachen in den Kühlschrank tun.«
    Sie hob die Einkaufstüte vom Boden auf und ging damit in die Küche. Ich hörte die Tür des Kühlschranks auf- und zugehen.
    »Debra«, sagte ich, »ich gehe.«
    Aus der Küche kam kein Laut. Ich ging aus der Haustür, stieg in den VW, ließ den Motor an. Ich stellte das Radio an, schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr zurück nach L. A.

94
    Am Mittwoch gegen Abend war ich am Flughafen und wartete auf Iris. Ich saß herum und sah mir die Frauen an. Mit ein oder zwei Ausnahmen sah keine so gut wie Iris aus. Etwas stimmte nicht mit mir – ich dachte ein bißchen sehr viel an Sex. Bei jeder Frau, die ich ansah, stellte ich mir vor, ich sei mit ihr im Bett. Aber wenigstens machte es das Warten in einer Flughafenhalle etwas abwechslungsreicher. Frauen … Ich mochte die Farben ihrer Kleider; die Art, wie sie sich bewegten; den grausamen Zug, den manche Gesichter hatten; und dann, hin und wieder, die fast reine Schönheit eines Gesichts, hinreißend und vollkommen weiblich. Sie waren uns überlegen. Sie planten viel besser, hatten alles besser im Griff. Während wir uns Football-Übertragungen ansahen oder Bier tranken oder kegelten, dachten sie über uns nach, konzentrierten sich, beobachteten, überlegten – ob sie uns akzeptieren oder fallenlassen oder gegen einen anderen austauschen sollten; ob sie uns umbringen oder einfach verlassen sollten. Am Ende machte es kaum einen Unterschied. Was sie auch taten, am Ende waren wir allein und verbiestert.
    Ich hatte für Iris und

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