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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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mich einen Truthahn besorgt, einen Achtzehnpfünder. Er lag zu Hause in meinem Spülbecken und taute auf. Erntedankfest. Es bestätigte einem, daß man wieder ein Jahr überlebt hatte, mit Kriegen, Inflation, Arbeitslosigkeit, Smog, Präsidenten. Und überall kam der Clan zum großen neurotischen Familienfest zusammen: besoffene Krakeeler, Großmütter, Schwestern, Tanten, schreiende Kinder, potentielle Selbstmörder. Und Verdauungsbeschwerden, nicht zu vergessen. Ich war nicht anders als alle anderen: auch ich hatte einen im Spülbekken sitzen, einen Achtzehnpfünder, tot, gerupft und ausgeweidet. Iris würde ihn für mich braten.
    Ich hatte an diesem Nachmittag einen Brief bekommen. Ich nahm ihn aus der Tasche und las ihn noch einmal durch. Er war in Berkeley abgeschickt worden. Lieber Mr. Chinaski:
    Sie kennen mich nicht, aber ich bin ein süßes Luder. Ich bin mit Matrosen gegangen und einmal auch mit einem Fernfahrer, aber die geben mir nichts. Ich meine, wir ficken, und danach kommt nichts mehr. Diese Kerle haben keine Substanz. Ich bin 22 und habe eine kleine Tochter. Sie ist 5 und heißt Aster. Ich lebe mit einem Mann zusammen, aber ohne Sex, wir leben nur zusammen. Er heißt Rex. Ich würde Sie gerne einmal besuchen. Meine Mutter könnte auf Aster aufpassen. Beiliegend ein Foto von mir. Schreiben Sie mir, wenn Sie Lust haben. Ich habe einige Ihrer Bücher gelesen. Sie sind in Buchhandlungen schwer zu finden. Ihre Bücher gefallen mir, weil Sie so leicht verständlich schreiben. Und witzig sind Sie auch.
    Ihre Tanya Inzwischen war Iris mit ihrem Flugzeug gelandet. Ich stellte mich an die Fensterfront und sah ihr zu, wie sie ausstieg. Sie hatte immer noch ihre gute Figur. Sie war damit den ganzen Weg von Kanada gekommen, um mich zu besuchen. Ich winkte ihr, während sie sich in der Schlange der Passagiere auf den Eingang zuschob. Sie brachte die Zollabfertigung hinter sich, und dann drängte sich ihr Körper an mich. Wir küßten uns, und ich bekam einen halben Steifen. Sie trug ein Kleid, ein praktisches, enganliegendes blaues Kleid, Schuhe mit hohen Absätzen, und auf ihrem Kopf saß schräg ein kleiner Hut. Eine Frau, die ein Kleid trug, sah man selten. Hier in Los Angeles liefen sie alle in Hosen herum.
    Sie hatte nur einen kleinen Handkoffer dabei. Wir brauchten also auf kein Gepäck zu warten und fuhren gleich los, zu mir nach Hause. Ich parkte vorne an der Straße, und wir gingen zusammen den Weg zwischen den Bungalows hinauf. In meinem Wohnzimmer setzte sie sich auf die Couch, ich goß ihr ein Glas Wein ein, und sie sah sich inzwischen mein selbstgebasteltes Bücherregal an.
    »Hast du diese ganzen Bücher geschrieben?«
    »Ja.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß du so viele geschrieben hast.«
    »Ich hab sie geschrieben.«
    »Wie viele sind es?«
    »Ich weiß nicht. Zwanzig, fünfundzwanzig …«
    Ich gab ihr einen Kuß, legte ihr den Arm um die Taille, zog sie zu mir her. Den anderen Arm machte ich lang und legte ihr meine Hand aufs Knie.
    Das Telefon unterbrach mich. Ich stand auf und nahm den Hörer ab.
    »Hank?«
    Es war Valerie.
    »Ja?«
    »Wer war das?«
    »Wer war was?«
    »Dieses Mädchen …«
    »Ach so. Eine Freundin aus Kanada.«
    »Also wirklich, Hank. Du und deine gottverdammten Weiber!«
    »Ja.«
    »Bobby möchte wissen, ob du und …«
    »Iris.«
    »Also ob du mit Iris auf einen Drink vorbeikommen willst.«
    »Nicht heute abend. Ich passe.«
    »Sie hat wirklich einen Körper.«
    »Ich weiß.«
    »Na schön, dann vielleicht morgen.«
    »Vielleicht …«
    Während ich den Hörer auflegte, kam mir der Gedanke, daß Valerie wahrscheinlich auch auf Frauen stand. Naja, warum auch nicht.
    Ich goß die Gläser wieder voll.
    »Wieviele Frauen hast du schon an Flughäfen abgeholt?« fragte Iris.
    »So schlimm, wie du denkst, ist es nicht.«
    »Hast du die Übersicht verloren? Wie bei deinen Büchern?«
    »Mathematik ist nicht meine Stärke.«
    »Macht es dir Spaß, Frauen von Flughäfen abzuschleppen?«
    »Ja.« Ich hatte Iris gar nicht als so redselig in Erinnerung.
    »Du Schwein!« sagte sie und lachte.
    »Da haben wir schon unseren ersten Krach. Hast du einen guten Flug gehabt?«
    »Ich saß neben einer trüben Tasse. Ich ließ mich von ihm zu einem Drink einladen, aber das war ein Fehler. Er quasselte mir die Ohrläppchen weg.«
    »Du hast ihm eben den Kopf verdreht. Du bist sexy.«
    »Ist das alles, was du in mir siehst?«
    »Ich seh jedenfalls eine Menge davon. Vielleicht sehe ich auch noch

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