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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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beiden Edelsittichen und redete mit ihnen. Sie war eine gute Frau. Ich mochte sie. Sie war ehrlich um mich besorgt und wollte, daß ich etwas aus mir machte. Sie wollte, daß ich ordentlich schrieb, ordentlich fickte und einen gesunden Eindruck machte. Ich spürte es, und es war ein gutes Gefühl. Vielleicht würden wir eines Tages auch noch nach Hawaii fliegen. Ich ging rüber, stellte mich hinter sie und küßte sie auf das rechte Ohrläppchen.
    »Oh, Hank«, sagte sie.
    Zurück in Los Angeles, nach unserer Woche auf Catalina, waren wir eines Abends zu Hause bei mir – was ungewöhnlich war. Es war spät am Abend, und wir lagen nackt auf meinem Bett, als im vorderen Zimmer das Telefon schrillte.
    Es war Lydia.
    »Hank?«
    »Ja?«
    »Wo bist du gewesen?«
    »Catalina.«
    »Mit ihr?«
    »Ja.«
    »Hör zu, als du mir neulich das mit ihr erzählt hast, hab ich mich aus Wut auf eine Affäre eingelassen. Mit einem Homo. Es war schauderhaft.«
    »Du hast mir gefehlt, Lydia.«
    »Ich will wieder zurück nach L. A.«
    »Das wäre gut.«
    »Läßt du sie sausen, wenn ich zurückkomme?«
    »Sie ist eine gute Frau, aber wenn du zurückkommst, laß ich sie sausen.«
    »Ich komm zurück. Ich liebe dich, Alter.«
    »Ich dich auch.«
    Wir redeten weiter. Wir redeten eine ganze Weile. Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, schien DeeDee inzwischen eingeschlafen zu sein. »DeeDee?« sagte ich. Ich faßte sie am Arm. Der Arm fühlte sich schlaff an. »Laß diesen Unfug, DeeDee. Ich weiß, daß du nicht schläfst.«
    Sie regte sich nicht. Ich sah mich um, und jetzt fiel mir auf, daß das Fläschchen, in dem sie ihre Schlaftabletten hatte, leer war. Vorhin war es noch voll gewesen. Ich hatte einmal so eine Tablette genommen, nur eine einzige, und ich war sofort weggewesen. Es war, als hätte mich jemand k. o. geschlagen und verscharrt.
    »Du hast die ganzen Tabletten geschluckt …!«
    »Ich … will … nicht mehr … du gehst zu ihr zurück … mir … ist alles … egal …«
    Ich rannte in die Küche, kam mit der Spülschüssel zurück und stellte sie vor dem Bett auf den Boden. Ich zerrte DeeDee bis zu den Schultern über den Bettrand und steckte ihr einen Finger in den Hals. Sie erbrach sich. Ich hob ihren Kopf und ließ sie einen Augenblick verschnaufen, dann wiederholte ich den Vorgang. Sie erbrach sich, wieder und wieder. Einmal, als ich ihr gerade den Kopf hob, fiel ihr Gebiß heraus. Es lag da auf dem Bettlaken.
    »Ooooh … meine Zähne«, sagte sie. Oder versuchte es zu sagen.
    »Mach dir jetzt keine Gedanken um deine Zähne.«
    Ich steckte ihr noch einmal den Finger in den Hals.
    Dann wuchtete ich sie wieder hoch.
    »Ich will nich, daf du meine Fähne fiehft …«, sagte sie.
    »Was ist schon dabei, DeeDee? Sind doch nette Beißerchen.«
    »Oooooh …!«
    Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen und schob sich das Gebiß wieder rein. »Bring mich nach Hause«, sagte sie. »Ich will nach Hause.«
    »Ich bleib bei dir. Ich laß dich heute nacht nicht allein.«
    »Aber du wirst mich verlassen, nicht?«
    »Komm, jetzt ziehn wir uns erst mal an«, sagte ich.
    Valentino hätte Lydia und DeeDee behalten. Drum starb er auch so früh.

20
    Lydia kam zurück und fand eine ganz gute Wohnung in der Gegend von Burbank. Sie schien sich jetzt wesentlich mehr aus mir zu machen als vor unserer Trennung. »Mein Ehemaliger hatte einen großen Schwanz, aber das war auch alles, was er hatte. Er hatte keine Persönlichkeit, keine Ausstrahlung. Bloß einen großen Schwanz. Und er dachte, das wär alles, was er braucht. Aber mein Gott, war der langweilig! Bei dir merk ich dauernd, wie was überspringt … so ein elektrisches Feedback. Ich spür es ständig.« Wir lagen gerade auf dem Bett. »Und dabei wußte ich nicht einmal, daß sein Schwanz besonders groß war, weil ich vorher noch gar keinen gesehen hatte!« Sie sah sich meinen genau an. »Ich dachte, die wären alle so wie seiner.«
    »Lydia …«
    »Ja?«
    »Ich muß dir was sagen.«
    »Was denn?«
    »Ich muß mal nach DeeDee sehen.«
    »Mal nach DeeDee sehen?«
    »Werd jetzt nicht zickig. Es hat seinen guten Grund.«
    »Du hast doch gesagt, das ist vorbei.«
    »Ist es auch. Ich will sie nur nicht so hängen lassen. Ich will ihr erklären, wie es gekommen ist. Die Menschen sind alle so kalt zueinander. Ich will sie nicht zurückhaben, ich will ihr nur erklären, was passiert ist, damit sie mich besser versteht.«
    »Du willst sie ficken.«
    »Nein, ich will sie nicht ficken. Ich hatte nicht mal

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