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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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nebeneinander auf die Couch, mit dem Wodka und etwas zum Mixen. »Also, eigentlich habe ich immer noch Angst«, sagte ich. »Ich werde mir ein bißchen Mut antrinken müssen.«
    »Deine Wohnung sieht genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt habe«, sagte sie.
    Sie sah mich an und lächelte. Ich zog sie zu mir her und gab ihr einen zaghaften Kuß.
    Das Telefon klingelte. Es war Lydia.
    »Was machst du gerade?«
    »Ich hab Besuch.«
    »Von einer Frau, nicht?«
    »Lydia, die Sache mit uns beiden ist vorbei. Das weißt du doch.«
    »Es ist eine Frau, hab ich recht?!«
    »Ja.«
    »Naja. All right.«
    »All right. Goodbye.«
    »Goodbye.«
    Ihr schriller Tonfall hatte sich plötzlich gelegt. Ich war erleichtert. Sie konnte sich fürchterlich aufregen. Sie behauptete immer, ich sei derjenige, der eifersüchtig war. Oft war ich das auch. Aber wenn es gegen mich lief, verlor ich einfach die Lust und machte mich rar. Lydia dagegen reagierte immer mit heftigen Ausfällen. Wenn es darum ging, auf den Putz zu hauen, war sie in ihrem Element. Diesmal jedoch merkte ich ihrer Stimme an, daß sie aufgegeben hatte. Sie war nicht auf Neunzig. Den Ton kannte ich.
    »Das war meine Verflossene«, sagte ich zu Mindy.
    »Ist es vorbei?«
    »Ja.«
    »Liebt sie dich noch?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann ist es also nicht vorbei.«
    »Es ist vorbei.«
    »Soll ich bleiben?«
    »Ich bitte dich. Natürlich.«
    »Und du nützt mich nicht nur aus? Ich habe diese ganzen Liebesgedichte gelesen, die du für Lydia geschrieben hast …«
    »Ich war in sie verliebt. Und ich denke nicht daran, dich auszunützen.«
    Mindy drängte sich mit ihrem ganzen Körper an mich und küßte mich. Es war ein langer Kuß. Mein Schwanz ging hoch. Ich hatte in letzter Zeit eine Menge Vitamin E geschluckt. Ich hatte so meine eigenen Gedanken in punkto Sex. Ich war dauernd spitz und onanierte viel. Wenn ich eine Nacht mit Lydia hinter mir hatte und am Morgen zu mir nach Hause kam, holte ich mir prompt einen runter. Die Vorstellung von Sex als etwas Verbotenem erregte mich derart, daß es schon nicht mehr normal war. Ich kam mir vor wie ein Tier, das einen Artgenossen niederkämpfte und zur Aufgabe zwang. Und wenn es mir dann kam, war es für mich wie eine Verhöhnung von allem, was gut und anständig war. Weißes Sperma, das über die Köpfe und Seelen meiner toten Eltern kleckerte.
    Wäre ich als Frau auf die Welt gekommen, ich wäre mit Sicherheit eine Prostituierte geworden. Doch da ich nun mal als Mann auf die Welt gekommen war, hechelte ich ständig nach Frauen, und je verrufener sie waren, um so lieber waren sie mir. Frauen, die etwas taugten, machten mir angst, weil sie irgendwann etwas von meiner Seele wollten. Und was mir davon noch geblieben war, wollte ich selbst behalten. Also hielt ich mich an Flittchen und Prostituierte, weil sie kaltschnäuzig und abgebrüht waren und außer Geld nichts erwarteten. Wenn sie wieder gingen, war nichts verloren. Doch gleichzeitig sehnte ich mich nach einer Frau, die ich lieben konnte; mochte ich auch noch so viel dafür geben müssen. So oder so – es war hoffnungslos. Ein willensstarker Mann hätte beides sein lassen. Ich war nicht stark. Ich suchte weiter nach einem Weg, um mit Frauen zurechtzukommen und mit meiner Vorstellung von ihnen.
    Mindy und ich machten die Flasche leer, und dann gingen wir zu Bett. Ich küßte sie eine Weile, versuchte es zu bringen, doch es ging nicht. Ich war zu betrunken. Tja, so sah er also aus, der große Liebhaber. Ich entschuldigte mich dafür und versprach ihr für die nahe Zukunft allerhand große Erlebnisse. Dann schlief ich ein.
    Am Morgen wachte ich verkatert auf und fühlte mich erbärmlich. Ich sah Mindy an, die nackt neben mir lag.
    Sogar nach der Trinkerei vom vergangenen Abend bot sie noch einen märchenhaften Anblick. Ich war noch nie mit einem jungen Mädchen zusammen gewesen, das so schön und gleichzeitig so zärtlich und intelligent war. Wo waren ihre Männer? Was hatten sie falsch gemacht?
    Ich ging ins Badezimmer und versuchte mich in Schuß zu bringen. Als ich mir den Mund mit Lavoris ausspülen wollte, mußte ich würgen. Ich rasierte mich, rieb mir ein bißchen Rasierwasser ins Gesicht, machte den Kamm naß und fuhr mir damit durch die Haare. Dann holte ich mir ein 7-Up aus dem Kühlschrank und trank es herunter.
    Ich kroch wieder zu Mindy ins Bett und drückte mich an ihren warmen Körper. Sie schien noch tief zu schlafen. Auch gut. Ich rieb ein bißchen meinen Mund an ihren

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