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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Tür zu. Offensichtlich war Mindy die Flucht geglückt, denn plötzlich kam Lydia zur Tür herein. Allein. Sie setzte sich in den Sessel neben der Tür und sah mich an.
    »Entschuldige. Ich hab mich naß gemacht.«
    Es stimmte. Sie hatte vorne einen dunklen Fleck, und das eine Hosenbein war bis unten durchnäßt.
    »Schon gut«, sagte ich.
    Ich goß ihr einen Drink ein, und sie saß da und hielt das Glas in der Hand. Ich konnte meines nicht halten. Meine Hand zitterte zu sehr. Wir schwiegen uns an. Kurz danach klopfte es an die Tür. Ich stand auf, immer noch in Unterhosen, und öffnete. Mein großer, weißer, lappriger Bauch hing mir über den Bund der Unterhose. Zwei Polizisten standen vor der Tür.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Wir haben einen Anruf bekommen, wegen Ruhestörung.«
    »Nur ein kleiner Ehekrach«, sagte ich.
    »Der Anrufer sagte aber etwas von zwei Frauen«, meinte der Cop, der dicht bei mir stand.
    »Ja sicher«, sagte ich, »das ist meistens der Grund.«
    »Na schön«, sagte der Cop, »dann habe ich nur eine Frage an Sie.«
    »Bitte.«
    »Welche von den beiden Frauen wollen Sie denn?«
    »Die da reicht mir.« Ich zeigte auf Lydia, die völlig durchweicht in ihrem Sessel saß.
    »All right. Sind Sie sich auch sicher?«
    »Ich bin mir sicher.«
    Die Cops gingen weg, und ich war wieder mit Lydia zusammen.

29
    Am nächsten Morgen – Lydia war gerade nach Hause gegangen – schrillte das Telefon. Es war Bobby, der Junge, der eine Straße weiter wohnte und in dem Porno-Laden arbeitete.
    »Mindy ist hier«, sagte er. »Sie möchte, daß du herkommst und mir ihr redest.«
    »Ist gut.«
    Ich griff mir drei Flaschen Bier und ging hin. Mindy hatte Stöckelschuhe an den Füßen und trug ein durchsichtiges Fähnchen, das nach Frederick’s aussah. Es hing an ihr herum wie ein Umstandskleid, und man konnte ihren schwarzen Slip darunter sehen. Sie trug keinen BH.
    Valerie war nirgends zu sehen. Ich setzte mich, machte die Flaschen auf und reichte sie herum.
    »Hank, gehst du wieder zu Lydia zurück?« fragte Mindy.
    »Ich bin’s schon«, sagte ich. »Tut mir leid.«
    »Das war richtig fies, was da passiert ist. Ich dachte, zwischen Lydia und dir ist es aus?«
    »Das dachte ich auch. Aber man blickt da nicht immer durch.«
    »Ich hab noch meine ganzen Sachen bei dir. Ich werd sie irgendwann holen müssen.«
    »Natürlich.«
    »Ist sie jetzt weg?«
    »Ja.«
    »Sie führt sich auf wie ’ne ruppige Lesbe, diese Frau.«
    »Ich glaub nicht, daß sie eine ist.«
    Mindy stand auf und ging ins Badezimmer. Bobby sah mich an. »Ich hab sie gefickt«, sagte er. »Aber du darfst es ihr nicht krumm nehmen. Sie konnte ja sonst nirgends hin.«
    »Ich nehm es ihr nicht krumm.«
    »Valerie ist mit ihr zu Frederick’s gegangen, damit sie auf andere Gedanken kommt. Sie hat ihr ein neues Kleid gekauft.«
    Mindy kam wieder aus dem Badezimmer heraus. Sie hatte geweint.
    »Mindy«, sagte ich. »Ich muß gehn.«
    »Ich komm dann vorbei und hol meine Sachen.«
    Ich stand auf und ging aus der Tür. Mindy folgte mir nach draußen. »Nimm mich in den Arm«, sagte sie.
    Ich nahm sie in den Arm. Sie weinte.
    »Du wirst mich nie vergessen … nie!«
    Ich ging zurück zu meiner Bude, und unterwegs fragte ich mich, ob Bobby sie wirklich gefickt hatte. Er und Valerie machten allerhand neumodische Spielchen mit. Was mich an den beiden störte, war nicht ihr Mangel an Taktgefühl, sondern die lustlose gleichgültige Art, in der sie es taten. So wie andere gähnten oder Kartoffeln kochten.

30
    Um Lydia zu besänftigen, fuhr ich mit ihr nach Muleshead, Utah. Die Schwestern hatten sich in den Bergen zum Zelten verabredet. Sie hatten dort von ihrem Vater eine Menge Land geerbt. Glendoline war bereits da und zeltete irgendwo in den Wäldern. Sie schrieb an einem Roman mit dem Titel ›Die Wilde aus den Bergen‹. Die übrigen Schwestern sollten kurz nach uns eintreffen. Wir stellten unser 2-Mann-Zelt auf und zwängten uns da am ersten Abend rein, und die Schnaken zwängten sich mit uns rein. Es war entsetzlich.
    Am nächsten Morgen saßen wir um das Lagerfeuer herum. Glendoline und Lydia machten Frühstück. Ich hatte für 40 Dollar Verpflegung mitgebracht, darunter mehrere Sechserpackungen Bier, die ich zwecks Kühlung in einem Bergbach deponierte. Wir aßen unser Frühstück, ich half beim Abwaschen, und dann zückte Glendoline ihr Romanmanuskript und las uns daraus vor. Es war eigentlich gar nicht schlecht, nur war es sehr unprofessionell

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