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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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notiert wurde und als antrittsschnell bekannt war. Das waren mir immer die liebsten Gäule. Ich sagte mir: wenn du schon verlieren mußt, dann besser gleich nach den ersten paar hundert Metern; aber verloren hast du das Rennen erst, wenn dich einer überholt.
    Das Pferd lief einen Start-Ziel-Sieg heraus und legte gegen Ende sogar noch zu. Die Quote betrug $ 9,40. Das brachte mich $ 17,50 nach vorn.
    Beim nächsten Rennen blieb Katherine auf ihrem Platz, während ich hineinging und meine Wette plazierte. Als ich zurückkam, zeigte sie auf einen Mann, der zwei Reihen unter uns saß. »Siehst du den Mann da?«
    »Ja.«
    »Er hat mir erzählt, daß er in dieser Saison schon mit $25000 vorne liegt. Allein gestern hätte er $2000 gewonnen.«
    »Willst du nicht auch wetten? Vielleicht können wir alle was gewinnen.«
    »Ach nein. Ich versteh’ doch nichts davon.«
    »Es ist ganz einfach. Du gibst ihnen einen Dollar, und sie geben dir 84 Cents zurück. Der Rest ist ihr sogenannter Schnitt. Ungefähr die Hälfte führen sie an den Staat ab. Wer das Rennen gewinnt, ist denen egal. Sie nehmen sich ihren Anteil von jedem gewetteten Dollar.«
    Im zweiten Rennen landete mein Pferd, der 8:5-Favorit, auf Platz 2. Ein Außenseiter hatte im Ziel die Nase vorn. Seine Quote war $ 45,80.
    Der Mann unter uns drehte sich um und sah zu Katherine herauf. »Den hatte ich«, sagte er zu ihr. »Zehn Dollar auf Sieg.«
    »Ooooh«, sagte sie und lächelte ihn an, »das ist aber gut.«
    Ich nahm mir das dritte Rennen vor. Es war mit 2jährigen besetzt, die noch ohne Siegprämie waren. Fünf Minuten vor dem Start sah ich mir die letzten Notierungen an und ging wetten. Im Weggehen sah ich, wie der Mann da unten sich umdrehte und mit Katherine eine Unterhaltung anfing. Von dieser Sorte gab es auf dem Rennplatz jeden Tag mindestens ein Dutzend. Sie erzählten attraktiven Frauen, sie seien groß am Gewinnen, und sie hofften wahrscheinlich, sie könnten sie damit ins Bett kriegen. Vielleicht dachten sie nicht einmal so weit und wußten selbst nicht recht, was sie sich davon erhofften. Sie lagen halb besinnungslos auf den Brettern und ließen sich auszählen. Wer hätte sie hassen können? Wenn man diese großen Gewinner beim Wetten beobachtete, dann standen sie gewöhnlich am 2-Dollar-Schalter, in abgelatschten Schuhen und schmutzigen Klamotten. Die Trittbrettfahrer der Branche.
    Ich entschied mich für das Pferd, das ausgeglichen gewettet wurde. Es siegte mit sechs Längen, und die Quote betrug vier Dollar. Nicht viel, aber ich hatte zehn auf Sieg. Der Mann drehte sich um und sah zu Katherine herauf. »Den hatte ich«, sagte er. »$ 100 auf Sieg.«
    Katherine gab ihm keine Antwort. Sie kam allmählich dahinter. Wer gewonnen hatte, posaunte es nicht heraus – er hatte Angst, auf dem Parkplatz abgestochen zu werden.
    Nach dem vierten Rennen, dessen Sieger eine Quote von $ 22,80 brachte, drehte sich der Mann wieder um und sagte zu Katherine: »Den hatte ich auch, mit zehn.«
    Sie wandte sich ab. »Hank, er ist ganz gelb im Gesicht. Hast du seine Augen gesehen? Er ist krank.«
    »Das ist der Traum. Der macht uns alle krank. Deshalb sind wir hier draußen.«
    »Hank, laß uns gehn.«
    »Na gut.«
    An diesem Abend trank sie eine halbe Flasche Rotwein und war traurig und schweigsam. Ich wußte, sie brachte mich in Zusammenhang mit den Leuten, die sie auf dem Rennplatz und beim Boxen erlebt hatte. Mit Recht, denn zu denen gehörte ich auch. Ich war einer von ihnen. Katherine wußte, daß ich etwas Ungesundes an mir hatte. Ich wurde von lauter Dingen angezogen, die verkehrt waren. Ich trank, ich war faul, ich hielt nichts von Gott, Politik, Ideen, Idealen. Ich hatte mich in einem Nichts eingerichtet, in einer Art Null-Existenz, und dabei ließ ich es. Ich gab keinen interessanten Menschen ab. Wollte auch keiner sein. Es war zuviel Arbeit. Ich wollte tatsächlich nur in einer bequemen abgelegenen Nische leben und allein gelassen werden. Andererseits, wenn ich zuviel getrunken hatte, brüllte ich herum, fing an zu spinnen, geriet außer Rand und Band. Ein völlig ungereimtes Verhalten. Aber das ließ mich kalt.
    Als wir an diesem Abend fickten, war es sehr gut, aber es war der Abend, an dem ich sie verlor. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich rollte herunter, wischte mich am Bettlaken ab, und sie ging ins Badezimmer. Draußen kreiste ein Polizeihubschrauber über Hollywood.

39
    Am nächsten Abend kamen Bobby und Valerie vorbei. Sie waren vor kurzem umgezogen und

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