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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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morgens. Sie war da, und ich fuhr zu ihr rüber. Sie wohnte in einem kleinen Bungalow hinter einem Haus.
    »Sei leise«, sagte sie, als sie mich reinließ. »Weck mir Dancy nicht auf. Das ist meine Tochter. Sie ist sechs. Schläft da drin, im Schlafzimmer.«
    Ich hatte eine Sechserpackung Bier mitgebracht. Tammie stellte sie in den Kühlschrank und kam mit zwei Flaschen zurück.
    »Meine Tochter darf nichts merken. Ich hab immer noch Mundgeruch von den zwei schlechten Zähnen. Wir können uns nicht küssen.«
    »Is gut.«
    Die Schlafzimmertür war zu.
    »Paß auf«, sagte sie jetzt, »ich brauch ’ne Ladung Vitamin B. Ich werd mir dazu die Hose runterziehen müssen, damit ich mir die Spritze in die Arschbacke stechen kann. Dreh dich um.«
    »Is gut.«
    Ich sah ihr zu, wie sie die Spritze aufzog. Ich drehte mich um.
    »Ich brauch die volle Ladung«, sagte sie.
    Als sie fertig war, stellte sie ein kleines rotes Radio an.
    »Nette Wohnung hast du hier.«
    »Ich bin einen Monat mit der Miete im Rückstand.«
    »Oh.«
    »Keine Sorge. Den Besitzer – er wohnt da vorne in dem Haus – den kann ich vertrösten.«
    »Gut.«
    »Er ist verheiratet, der alte Wichser. Und weißt du, was?«
    »Nee.«
    »Neulich, als seine Frau mal weg war, hat mich der alte Wichser zu sich eingeladen. Ich ging rüber und setzte mich hin, und weißt du, was?«
    »Er holte sein Ding raus.«
    »Nee, er ließ dreckige Filme laufen. Er dachte, dieser Schund würde mich in Stimmung bringen.«
    »Und? Hat er nicht?«
    »Ich hab zu ihm gesagt: ›Mr. Miller, ich muß jetzt gehn. Ich muß Dancy von der Schule abholen.‹«
    Tammie gab mir eine Pille zum Aufmöbeln. Wir redeten und redeten. Und tranken Bier.
    Um sechs klappte Tammie die Couch auseinander, auf der wir gesessen hatten. Eine Bettdecke kam zum Vorschein. Wir zogen unsere Schuhe aus und krochen in voller Montur unter die Decke. Ich hielt Tammie von hinten in den Armen, mein Gesicht in all diesem roten Haar. Ich bekam einen Steifen. Ich drückte ihn von hinten zwischen ihre Schenkel, durch ihre Kleider. Ich hörte, wie sich ihre Finger in den Rand der Couch krallten.
    »Ich muß gehn«, sagte ich.
    »Hör zu, ich muß Dancy nur was zum Frühstück machen und sie in die Schule fahren. Es macht nichts, wenn sie dich sieht. Du wartest einfach hier, bis ich zurück bin.«
    »Ich gehe«, sagte ich.
    Ich fuhr nach Hause, betrunken wie ich war. Die Sonne brannte bereits herunter, stechend grell und gelb.

44
    Ich schlief seit Jahren auf einer schauderhaften Matratze, deren Sprungfedern sich überall in mein Fleisch drückten. Als ich an diesem Nachmittag aufwachte, zerrte ich die Matratze vom Bett, schleifte sie hinaus und lehnte sie gegen die Mülltonne.
    Ich ging wieder hinein und ließ die Tür offen. Es war 14 Uhr. Heiß.
    Tammie kam herein und setzte sich auf meine Couch.
    »Ich muß weg«, sagte ich. »Muß mir eine Matratze kaufen.«
    »Eine Matratze? Na, dann geh ich wieder.«
    »Nein, Tammie, warte. Bitte. Es dauert höchstens eine Viertelstunde. Warte hier und trink solange ein Bier.«
    »Na gut.«
    Drei Blocks weiter unten an der Western Avenue gab es einen Laden, der aufgearbeitete Matratzen im Angebot hatte. Ich parkte vor dem Eingang und rannte hinein.
    »Jungs, ich brauch eine Matratze … SCHNELL!«
    »Was für ein Bett?«
    »Doppel.«
    »Hier hätten wir eine für 35 Dollar.«
    »Die nehme ich.«
    »Kriegen Sie die in Ihr Auto?«
    »Ich hab einen VW.«
    »Na schön, dann bringen wir sie Ihnen. Wo wohnen Sie? …«
    Tammie war noch da, als ich zurückkam.
    »Wo ist deine Matratze?«
    »Wird geliefert. Nimm dir noch ein Bier. Hast du eine Pille für mich?«
    Sie gab mir eine. Die Sonne schimmerte durch ihr rotes Haar.
    1973 hatten sie Tammie bei der Orange County Fair zur Miss Sunny Bunny gewählt. Das war vier Jahre her, aber sie hatte es immer noch. Sie war drall und reif an den richtigen Stellen.
    Der Mann mit der Matratze stand vor der Tür.
    »Kommen Sie, ich helfe Ihnen«, sagte er.
    Eine Seele von einem Menschen. Er half mir, die Matratze aufs Bett zu bringen. Dann sah er Tammie auf der Couch sitzen. Er grinste. »Hi«, sagte er.
    Ich bedankte mich bei ihm, gab ihm drei Dollar, und er verschwand.
    Ich ging ins Schlafzimmer und sah mir die Matratze an. Tammie kam mir nach. Die Matratze war in Zellophan gepackt. Ich begann es abzureißen, und Tammie half dabei.
    »Sieh mal an«, sagte sie. »Sie ist hübsch.«
    »Ja, ist sie.«
    Sie hatte ein farbenprächtiges Muster. Rosen,

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