Das Liebesleben der Hyäne
wohnten jetzt in einem Apartmenthaus ganz in der Nähe. Bobby hatte sein knappsitzendes Strickhemd an. Bei Bobby paßte immer alles perfekt, seine Hosen saßen wie angegossen und hatten genau die richtige Länge, er trug die richtigen Schuhe dazu, und sein Haar war tipptopp frisiert und gefönt. Valerie war auch immer nach der letzten Mode gekleidet, aber sie machte daraus nicht so einen Kult wie er. »Die Barbie Dolls« wurden sie allgemein genannt. Valerie war durchaus in Ordnung, wenn man mit ihr allein war. Sie war intelligent, sehr begeisterungsfähig und verdammt ehrlich. Auch Bobby war viel menschlicher, wenn er allein bei mir aufkreuzte, doch wenn ich eine Frau in der Wohnung hatte, wurde er immer sehr öde und penetrant. Er widmete sich dann voll und ganz der Frau und bildete sich ein, schon seine bloße Anwesenheit müsse ein interessantes und beglückendes Ereignis für sie sein, doch was er von sich gab, war jedesmal das gleiche abgedroschene Zeug. Ich fragte mich, wie Katherine auf ihn reagieren würde.
Ich saß in einem Sessel am Fenster, und auf der Couch saß Valerie zwischen Bobby und Katherine. Bobby beugte sich nach vorn, nahm Katherine ins Visier und legte los.
»Gefällt Ihnen Los Angeles?«
»Es geht«, sagte Katherine.
»Werden Sie länger hierbleiben?«
»Noch eine Weile.«
»Sie sind aus Texas?«
»Ja.«
»Sind Ihre Eltern auch aus Texas?«
»Ja.«
»Gibt’s da unten interessante Sachen im Fernsehen?«
»Nein, es ist auch nicht anders als hier.«
»Ich habe einen Onkel in Texas.«
»Oh.«
»Ja, in Dallas.«
Katherine ging nicht darauf ein. Dann sagte sie: »Entschuldigt mich mal, ich geh in die Küche und mach mir einen Sandwich. Möchte jemand was essen?«
Wir sagten nein. Katherine stand auf und ging in die Küche. Bobby stand auf und folgte ihr. Man konnte nicht verstehen, was er da drin sagte, aber seiner Stimme war anzuhören, daß er weitere Fragen stellte. Valerie saß da und starrte auf den Fußboden.
Katherine und Bobby blieben sehr lange in der Küche. Plötzlich hob Valerie den Kopf und begann auf mich einzureden. Sie sprach sehr schnell und nervös.
»Valerie«, unterbrach ich sie, »wir müssen nicht unbedingt was reden.«
Sie ließ den Kopf wieder sinken. Nach einer Weile sagte ich: »Hey, ihr beiden bleibt aber lang da drin. Was macht ihr denn so lange? Den Fußboden bohnern?«
Bobby lachte und tappte mit dem einen Fuß einen nervösen Rhythmus aufs Linoleum.
Schließlich kam Katherine heraus, gefolgt von Bobby. Sie kam zu mir her und zeigte mir ihren Sandwich. Erdnußbutter und Bananenscheiben auf Knäckebrot, mit Sesam bestreut.
»Sieht gut aus«, sagte ich.
Sie setzte sich und begann, ihren Sandwich zu essen. Es wurde still. Es blieb still. Dann sagte Bobby: »Tja, ich glaube, wir sollten mal wieder gehn …«
Sie gingen. Als die Tür zu war, sah Katherine mich an und sagte: »Du mußt dir nichts dabei denken, Hank. Er wollte nur Eindruck bei mir schinden.«
»Das versucht er bei jeder Frau, schon seit ich ihn kenne.«
Das Telefon klingelte. Es war Bobby. »Hey, Mann, was hast du mit meiner Frau angestellt?«
»Wieso? Was ist denn?«
»Sie sitzt einfach da und sagt kein Wort! Sie ist völlig deprimiert!«
»Ich hab deiner Frau nichts getan.«
»Ich versteh das nicht!«
»Gute Nacht, Bobby.«
Ich legte auf.
»Das war Bobby«, sagte ich zu Katherine. »Seine Frau hat Depressionen.«
»Wirklich?«
»Sieht so aus.«
»Bist du sicher, daß du keinen Sandwich möchtest?«
»Kannst du mir so einen machen wie deinen?«
»Na sicher.«
»Dann nehm ich einen.«
40
Katherine blieb noch vier oder fünf Tage. Wir hatten inzwischen die Zeit erreicht, in der das Ficken für sie riskant war. Ich konnte Gummis nicht ausstehen, also ging Katherine los und besorgte sich Schaumtabletten. Mittlerweile hatte die Polizei meinen VW gefunden. Wir gingen hin, um ihn abzuholen. Er war noch intakt und in gutem Zustand, nur die Batterie war leer. Ich ließ ihn nach Hollywood in eine Werkstatt schleppen und die Sache in Ordnung bringen. Nach einer Abschiedsnummer im Bett fuhr ich Katherine in dem blauen VW, Kennzeichen TRV 469, an den Flughafen.
Es war kein glücklicher Tag für mich. Wir saßen in der Abflughalle und sagten nicht viel. Dann wurde ihr Flug aufgerufen. Wir küßten uns.
»Hey, die haben alle gesehen, wie dieses junge Girl und der alte Mann sich abknutschen.«
»Mir doch egal.«
Katherine küßte mich noch einmal.
»Du verpaßt dein Flugzeug«,
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