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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Ferngespräch.«
    »Schon gut.«
    »Ich hab versucht, sie davon abzubringen, aber es ging nicht. Sie war high wie nur was.«
    »Schon gut.«
    »Wo bist du gewesen?«
    »Galveston.«
    »Warum schwirrst du eigentlich immer so durch die Gegend? Du spinnst.«
    »Am Samstag muß ich schon wieder weg.«
    »Samstag? Was haben wir denn heute?«
    »Donnerstag.«
    »Und wohin?«
    »New York.«
    »Was machst du dort?«
    »Eine Lesung. Sie haben mir schon vor zwei Wochen den Flugschein geschickt. Und ich kriege einen Anteil von den Gesamteinnahmen.«
    »Oh, nimm mich mit! Ich bring Dancy zu meiner Mutter. Ich will mit!«
    »Ich kann mir’s nicht leisten, dich mitzunehmen. Sonst bleibt von meinen Einnahmen nichts übrig. Und ich hab in der letzten Zeit schon ein paar happige Ausgaben gehabt.«
    »Ich werd dir bestimmt keine Scherereien machen. Ich versprech dir’s! Ich werde nie von deiner Seite weichen! Du hast mir richtig gefehlt …«
    »Es geht nicht, Tammie.«
    Sie ging an den Kühlschrank und holte sich ein Bier.
    »Ich bin dir anscheinend scheißegal. Diese ganzen Liebesgedichte … du hast kein Wort davon ernst gemeint.«
    »Als ich sie geschrieben habe, war mir’s schon ernst …«
    Das Telefon klingelte. Es war mein Verleger. »Wo hast du denn gesteckt?«
    »In Galveston. Recherchen.«
    »Ich höre, du liest am Samstag in New York?«
    »Ja. Meine Freundin Tammie sagt gerade, sie will mit.«
    »Und? Nimmst du sie mit?«
    »Nein. Ich kann mir’s nicht leisten.«
    »Was kostet es denn?«
    »316 Dollar, hin und zurück.«
    »All right, ich schick dir einen Scheck.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
    »Vergiß es. Aber denk an Dylan Thomas.«
    »Keine Angst. Mich kriegen sie nicht klein.«
    Wir verabschiedeten uns.
    Tammie saß da und lutschte mißmutig an ihrem Bier.
    »All right«, sagte ich zu ihr. »Du hast noch zwei Tage zum Packen.«
    »Soll das heißen, du nimmst mich mit!«
    »Ja. Mein Verleger zahlt dir den Trip.«
    Sie sprang auf und fiel mir um den Hals. Sie küßte mich, packte mich an den Eiern, zog mich am Schwanz.
    »Du bist der süßeste alte Ficker von der Welt!«
    New York City. Abgesehen von Dallas, Houston, Charleston und Atlanta war es die übelste Stadt, in der ich mich je aufgehalten hatte. Tammie drängelte sich an mich, und mein Schwanz ging hoch. Joanna Dover hatte doch nicht alles bekommen …

58
    Dann war es Samstag. Wir hatten einen Flug um 15.30 Uhr gebucht. Gegen 14 Uhr stieg ich die Treppe zu Tammies Wohnung hoch und klopfte an die Tür. Sie war nicht zu Hause. Ich ging wieder runter zu mir und setzte mich hin. »Erst mal einen Wodka-Seven«, dachte ich. Ich machte mir einen und nahm ihn zur Brust. Ich stellte gerade das Glas ab, da rief Tammie an. »Hör mal«, sagte ich, »wir müssen allmählich los. In New York holt mich jemand vom Kennedy Airport ab. Wo bist du denn?«
    »Ich will mir grade ein paar Quaaludes kaufen, aber ich hab nicht genug Geld dabei. Mir fehlen noch sechs Dollar.«
    »Wo du bist, hab ich gefragt.«
    »Santa Monica und Western, ungefähr einen Block weiter unten. Es war früher ein Owl Drugstore. Du kannst es nicht verfehlen.«
    Ich legte auf, stieg in den VW und fuhr hin. Ich parkte einen Block unterhalb von Santa Monica und Western und sah mich um. Es war keine Apotheke zu sehen.
    Ich stieg wieder ins Auto, fuhr weiter und hielt Ausschau nach ihrem roten Camaro. Fünf Blocks weiter unten sah ich ihn schließlich stehen. Ich bog in die nächste Querstraße ein, parkte und ging zurück. Da war eine Apotheke. Ich ging hinein. Tammie saß hinten auf einem Stuhl. Dancy rannte mir entgegen und zog eine Schnute.
    »Die Kleine können wir aber nicht mitnehmen«, sagte ich.
    »Ich weiß. Wir bringen sie zu meiner Mutter.«
    »Zu deiner Mutter? Das sind von mir zu Hause drei Meilen zu fahren!«
    »Es liegt doch auf dem Weg zum Flughafen.«
    »Von wegen. Es liegt genau in der anderen Richtung.«
    »Hast du die sechs Dollar?«
    Ich gab ihr die sechs. »Wir sehn uns dann bei dir zu Hause«, sagte ich. »Hast du gepackt?«
    »Ja. Alles fertig.«
    Ich fuhr nach Hause, wartete, trank noch einen Wodka-Seven. Schließlich hörte ich die beiden draußen den Weg hochkommen. »Mammi«, sagte Dancy, »ich will ein Ding-Dong!« Sie gingen nach oben. Ich wartete darauf, daß sie wieder herunterkamen. Sie kamen nicht herunter. Ich stand auf und ging mal nachsehen.
    Tammie kniete vor einem merkwürdigen Gepäckstück, das aus vier Teilen

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