Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
Schrecken ein. ›Ich wollte mich nur vergewissern, daß du auch allein schläfst‹, sagt sie.«
    »Kenn ich. ›Tod und Verklärung‹ heißt die Nummer.«
    »Neulich sitz ich da, nachts so gegen elf, da klopft es an die Tür. Ich weiß genau, daß sie es ist. Ich mach die Tür auf, aber sie ist nicht da. Ich hab nur meine Unterhose an. Ich hab einiges getrunken, und ich kriege jetzt so ein komisches Gefühl. Ich renne raus, so wie ich bin, in Unterhosen. Ich hatte ihr für 400 Dollar Kleider geschenkt, zu ihrem Geburtstag. Ich renn also raus, und da seh ich die Kleider, auf dem Dach von meinem neuen Wagen – und die Kleider stehn in Flammen! Ich will das Zeug da gerade runterziehen, da springt sie hinter einem Busch vor und fängt an zu schreien. Sämtliche Nachbarn hängen jetzt aus ihren Fenstern, und da steh ich in Unterhosen und versuch die Klamotten da runterzuziehen und verbrenn mir die Pfoten dabei …«
    »Hört sich an wie eine von meinen.«
    »Na, danach sag ich mir, mit der ist jetzt Schluß. Zwei Tage später sitz ich morgens um drei reichlich angetrunken da – hatte einen harten Abend im Klub hinter mir –, wieder in Unterhosen. Es klopft an die Tür. Ich mach auf, aber sie steht nicht da. Ich also raus zu meinem Wagen, und da hat sie schon wieder Kleider am Lodern – sie hatte sich ein paar aufgehoben –, aber diesmal auf der Kühlerhaube. Sie springt irgendwo raus und schreit. Die Nachbarn hängen aus den Fenstern. Und da steh ich schon wieder in Unterhosen und versuch das brennende Gelump da runterzuziehen …«
    »Fabelhaft. Wenn mir nur auch mal sowas passieren würde.«
    »Du solltest mal mein neues Auto sehen. Der ganze Lack ist verschmort.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Wir sind wieder zusammen. In einer halben Stunde kommt sie her. Also was ist – machst du die Lesung?«
    »Klar.«
    »Du bringst mehr Leute auf die Beine als die Rock-Gruppen. Ich hab sowas noch nie erlebt. Ich würde dich gern jeden Freitag und Samstag ins Programm nehmen.«
    »Das würde nichts werden, Marty. Einen Song kannst du immer wieder spielen, aber bei Gedichten wollen sie jedesmal was Neues.«
    Er lachte und legte auf.

66
    Ich nahm Tammie zu der Lesung mit. Wir waren ein bißchen zu früh dran, also gingen wir erst mal in eine Bar auf der anderen Straßenseite. Wir bekamen einen Tisch.
    »Trink jetzt nicht soviel, Hank. Du weißt, daß du die Wörter nicht mehr richtig rauskriegst und ganze Zeilen wegläßt, wenn du einen sitzen hast.«
    »Endlich sagst du mal was Vernünftiges.«
    »Du hast Schiß vor dem Publikum, nicht?«
    »Ja, aber es ist kein Lampenfieber. Es ist dieses Gefühl, als wär man ein dressierter Affe auf dem Jahrmarkt. Sie wollen sehen, wie ich mich an meiner eigenen Scheiße verschlucke. Ich mach mir da nichts vor, und ich such auch keine faulen Ausreden. Ich mach’s, weil es hilft, die Stromrechnung zu bezahlen. Und fürs Pferderennen bleibt auch noch was übrig.«
    »Ich will einen Stinger«, sagte Tammie.
    Ich bestellte uns einen Stinger und ein Budweiser.
    »Ich komm schon zurecht heute abend«, sagte ich. »Mach dir keine Sorgen.«
    Tammie trank ihren Stinger herunter. »In denen ihren Stingern scheint nicht viel drin zu sein«, sagte sie. »Ich nehme noch einen.«
    Sie genehmigte sich noch einen, und ich ließ mir noch ein Budweiser bringen.
    »Also wirklich«, sagte sie, »ich glaube, die tun in ihre Drinks überhaupt nichts rein. Besser, ich trink gleich noch einen.«
    Tammie trank fünf Stinger in vierzig Minuten.
    Wir klopften an die Hintertür des »Smack-Hi«. Einer von Martys großen Leibwächtern ließ uns rein. Marty beschäftigte diese drüsenkranken Typen, die für Ruhe und Ordnung sorgten, wenn das Publikum randalierte – die Teenybopper, die Langhaarigen, die Leimschnüffler, die Acid-Freaks, die Kiffer, die Alkoholiker. Die Elenden, die Verdammten, die Gelangweilten und die Angeber.
    Ich spürte, wie es mir hochkam. Diesmal fand ich eine Mülltonne. Beim letzten Mal hatte ich Marty direkt vor die Tür seines Büros gereihert. Es freute ihn, daß ich mich verbessert hatte.

67
    Bei Marty im Büro gab es keine Sitzgelegenheit. Wir standen herum. »Was zu trinken?« fragte er.
    »Ich nehme ein Bier«, sagte ich.
    »Für mich einen Stinger«, sagte Tammie.
    »Setz sie bei mir auf die Rechnung«, sagte ich zu Marty. »Und laß ihr draußen einen Platz geben.«
    »In Ordnung. Wird ein bißchen eng sein. Wir sind restlos voll. Am Eingang mußten wir schon 150 Leute wieder

Weitere Kostenlose Bücher