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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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neuen Bier. Ich haßte es, wenn das Bier nicht unten bleiben wollte.
    Ich habe einfach zu viele Tage und Nächte durchgesoffen, dachte ich. Ich brauche ein bißchen Erholung. Und ich brauche was zu trinken. Nur Bier. Man müßte doch annehmen, daß ich wenigstens noch ein Bier unten behalten kann.
    Ich nahm einen tiefen Schluck. Das Bier wollte nicht unten bleiben. Ich ging ins Badezimmer. Nach einer Weile klopfte Tammie an die Tür. »Hank? Ist alles in Ordnung?«
    Ich spülte mir den Mund aus und schloß die Tür auf.
    »Mir ist nur nicht gut, das ist alles.«
    »Soll ich die beiden wegschicken?«
    »Ja.«
    Sie ging zu den beiden zurück. »Sagt mal, ihr zwei, warum gehn wir nicht einfach rauf zu mir?«
    Das hatte ich nun nicht erwartet.
    Tammie hatte vergessen, ihre Stromrechnung zu bezahlen. Oder vielleicht hatte sie einfach keine Lust dazu gehabt. Und so setzten sie sich nun da oben bei Kerzenlicht zusammen. Mit einer Flasche Margarita-Cocktails, die ich an diesem Tag erstanden hatte und die Tammie kurzerhand mit nach oben nahm.
    Ich saß da und trank allein weiter. Das nächste Bier blieb unten.
    Ich hörte, wie sie sich da oben unterhielten. Schließlich kam Tammies Bruder herunter, und ich sah ihm nach, wie er im Mondschein zu seinem Wagen ging …
    Tammie und Filbert waren jetzt allein da oben. Bei Kerzenschein.
    Ich knipste das Licht aus und trank. Eine Stunde verging. Aus dem Fenster da oben drang der flackernde Schein der Kerzen. Mein Fuß stieß an etwas. Es waren Tammies Schuhe. Ich nahm die Schuhe in die Hand, ging nach draußen, die Treppe hoch. Ihre Tür stand offen, und ich hörte, wie sie gerade zu Filbert sagte: »Also jedenfalls, was ich damit sagen will, ist …« Dann hörte sie mich die Treppe hochkommen. »Henry? Bist du das? …«
    Ich warf ihr die Schuhe hoch. Sie landeten vor ihrer Tür.
    »Du hast deine Schuhe vergessen«, sagte ich.
    »Oh, wie nett von dir«, sagte sie …
    Am nächsten Morgen gegen halb elf klopfte sie bei mir an. Ich machte die Tür auf und sagte: »Du mieses gottverdammtes Luder.«
    »Hör auf, so zu reden«, sagte sie.
    »Willst du ein Bier?«
    »Meinetwegen.«
    Sie setzte sich. »Also, wir haben die Margaritas ausgetrunken. Mein Bruder ist dann gegangen. Filbert war sehr nett. Er saß nur da und sagte nicht viel. ›Wie kommst du jetzt nach Hause?‹ hab ich ihn gefragt. ›Hast du ein Auto?‹ Er sagte nein. Er saß einfach da und sah mich an. ›Na, ich hab ein Auto‹, sag ich. ›Ich fahr dich nach Hause.‹ Also hab ich ihn nach Hause gefahren. Na jedenfalls, jetzt war ich schon mal da, also bin ich auch in sein Bett gekrochen. Ich war ziemlich weg von den vielen Drinks, aber er hat mich nicht angerührt. Er sagte, er müßte morgens früh raus, zur Arbeit.« Tammie lachte. »Irgendwann in der Nacht wollte er sich an mich ranmachen. Ich hab mir einfach das Kissen über den Kopf getan und gekichert. Hab immer nur gekichert. Da hat er aufgesteckt. Heute früh, als er weg war, bin ich rüber zu meiner Mutter gefahren und hab Dancy in die Schule gebracht. Und jetzt bin ich hier …«
    Am nächsten Tag war Tammie high von irgendwelchen Aufputschmitteln. Sie rannte ständig bei mir rein und raus. Schließlich sagte sie: »Also wir sehn uns dann heute abend. Ich komm heute abend wieder vorbei.«
    »Heute abend kannst du vergessen«, sagte ich.
    »Was hast du denn? Was glaubst du, wieviele Männer froh wären, wenn ich heute abend bei ihnen aufkreuzen würde!«
    »Mach bloß, daß du hier rauskommst, Rote!«
    Sie war bereits aus der Tür. Ich hinterher. Auf meiner Veranda schlief eine trächtige Katze. Ich hob das Tier hoch und warf es ihr nach. Ich traf daneben, und die Katze landete in einem Gebüsch …
    Am folgenden Abend war Tammie auf Speed. Ich war betrunken. Tammie und Dancy lehnten oben aus dem Fenster und schrien zu mir herunter.
    »Fick dich ins Knie, blöder Wichser!«
    »Yeah«, schrie Dancy begeistert, »fick dich ins Knie, blöder Wichser! Hahaha!«
    »Ach, pump doch deiner Mutti die Titten mit Preßluft auf«, gab ich zurück.
    »Friß Rattenscheiße, du Wichser!«
    »Wichser, Wichser, Wichser! Hahaha!«
    »Nix als Stroh im Kopf«, sagte ich. »Lutscht mir doch die Fussel aus dem Nabel.«
    »Du …«, setzte Tammie wieder an.
    Plötzlich knallten in der Nähe mehrere Pistolenschüsse. Sie kamen entweder von der Straße oder von den Bungalows weiter hinten oder aus dem Apartmenthaus von nebenan. Jedenfalls, sehr nahe. Wir lebten in einer ziemlich

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