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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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erzähltest, mit dem abzugleichen, woran ich mich erinnerte. Ich hatte ihn nicht gut gekannt. Ich hatte gehört, er sei wirklich schlau, aber anders. Würde nicht viel reden. Gerne für sich bleiben. Carl erzählte mir, dass Green öfter auf den Rücksitz der Autos seiner älteren Brüder krabbelte und mit ihnen runter zum Horseneck fuhr, um sich die Rennen anzusehen, die sie dort in der Nebensaison sonntags nachmittags auf dem neuen Parkplatz des öffentlichen Strandes veranstalteten.
    Manchmal sah ich ihn, Green, einfach nur vorbeigehen. Bahnte sich seinen Weg hoch nach Head, die Hände tief in die Taschen geschoben, ging er allein mitten auf der Straße, als gehörte sie ihm.
    Ada hat ihren Zug gemacht, das Wort R-E-M-I-X gelegt und neue Buchstaben gezogen. Sie ist jetzt still, mit aufeinandergepressten Lippen studiert sie die Steine auf ihrem Bänkchen. Ich schiele hinunter auf unseren Zettel, auf die Kolonnen von addierten Zahlen unter unseren Namen. Ich habe keinen Strich gezogen, um sie voneinander zu trennen, und mir kommt der Gedanke, dass ich es besser hätte tun sollen. Damit jede für sich bleibt, denke ich.
    Der Schatten meiner Hand, der Schatten des Stifts auf dem Papier, als würde die Tinte aus dem Schatten fließen.
    »Du bist dran, Jane«, murmelt Ada.
    Als ich heute Morgen über den stählernen Aufzug des neuen Brückenbogens ging, fiel mir Huck ins Auge, der seltsame Huck, der in seinem wackeligen alten Ruderboot arbeitete, flussaufwärts. Seine vertraute Einsamkeit.
    Vivienne erzählte mir einmal von dem kleinen Hurrikanhaus, in dem Ada jetzt mit Huck wohnt. Es war Mitte der Siebziger, erzählte sie mir, nicht lange nachdem Green in Hucks Armen starb, gemeinsam eingeklemmt im Unfallwagen, und Silas endlich das tat, was die meisten eh erwarteten, und sich in seiner Scheune erhängte. Da ließ Ada das Hurrikanhaus umsetzen, das auf dem Hof an der Horseneck Road gestanden hatte, wo es angeschwemmt worden war, als 1954 Hurrikan Carol wütete.
    Das Dach sackte ein, die ganze kleine Bruchbude fiel in sich zusammen, doch Swig und Junie setzten das Haus für Ada um, weiter unten auf eines der briefmarkengroßen Grundstücke hinter dem öffentlichen Strand, die man damals für einen Appel und ein Ei bekam. Ada stellte verschiedene Antiquitäten und ein paar kitschige Nippesfiguren mit dem Hintergedanken hinein, das Haus zu vermieten. Sie beauftragte Huck, das Dach zu reparieren, weil er so unberechenbar war, dass niemand sonst ihm Arbeit gab. Selbst Junie, der damals schon einen Schlepper besaß, hatte Huck keine Touren mehr gegeben. Deshalb beauftragte Ada ihren Sohn damit, das kleine Haus für sie auf Vordermann zu bringen. Ungefähr einmal in der Woche ging sie vorbei, um zu sehen, wie er vorankam, und jedes Mal, wenn sie da war, stellte sie fest, dass etwas fehlte. In einer Woche war es eine Lampe, in der nächsten eine Uhr, dann eine Zuckerschüssel aus Sterlingsilber. Ada wusste, was er damit machte. Doch sie sprach ihn nicht darauf an, sah einfach zu, wie sich die Zimmer in dem kleinen Haus nach und nach leerten, und am Ende vermietete sie es doch nicht. Hucks Frau, die Aufschneiderin, verließ ihn und Ada bot ihm an, im Hurrikanhaus zu wohnen, bis er wieder auf die Füße käme. Und seitdem lebt er dort.
    Als ich an diesem Morgen über den neuen Brückenbogen ging und Huck dort draußen auf dem Fluss sah, blieb ich stehen. Dass er immer wieder aus der Asche aufstieg. Ich hob die Hand, der schrullige kleine Gruß, den mein Vater immer draufhatte, dann wandte ich den Blick ab, sah nach Westen und schwor, dass ich sie sah – die alte Brücke, ihr Echo. Im Werden begriffen. Als schwebe sie immer noch irgendwie in der Luft.

Hurrikanhaus
    HUCK, VIERZEHN
    Winter 1962
    Kälter als Ziegentitten – Zähneklappern hallte durch seinen Kopf, als sie zurückgingen in Richtung Point Bridge, gefrorenes Gras knirschte unter ihren Stiefeln –, und er spürte noch immer die klaffende Wunde an seiner Schläfe, den flinken Schmerz dort, wo dieser verdammte Idiot Eejit ihn mit dem Stock getroffen hatte – das Blut, das sich seitlich an seinem Gesicht hinabgeschlängelt hatte, inzwischen verkrustet. Die drei – Huck, Pard und Robbie Taylor – gingen zusammen, der Idiot Eejit schlich zehn Meter hinter ihnen, hatte begriffen, dass er draußen war, schleppte diese weibischen Eislaufschuhe. Und Pard fragte Huck, ob er den großen Mann dort neben dem Baum sehe, wer zum Teufel das sei und was der im Schilde

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