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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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wieder an, erzählt von Huck und dem Ruderboot, vom Streit mit ihrem Sohn.
    »Er treibt mich zum Wahnsinn mit diesem verdammten Boot«, sagt sie. »Heute Morgen war es am schlimmsten, die ganze Zeit quatscht er über den Boden, dass er verrottet und leckt, und wie lange es dieses Frühjahr gedauert hat, bis das Holz sich zusammenzog, dass zu viel Salz und Dreck und Farbe in den Ritzen sitzt, und ich hab ihm gesagt, wenn er letzten Sommer nicht versucht hätte, diese dumme Frau in der kleinen Segeljacht zu retten, die im Flachwasser oben im Westarm auf Grund gelaufen war – dabei ist ihm die Klampe vom Heckspiegel abgerissen … Das sage ich dir, Janie, heute Morgen hätte er sich fast eine gefangen.«
    »Er betet dich an, Ada.«
    »Er ist eine Nervensäge.«
    Ich stelle ein I auf meinem Bänkchen um, setze es hinter das X . »Du wüsstest nicht, was du ohne ihn tun solltest.«
    »Ich hätte Ruhe und Frieden bis in alle Ewigkeit.«
    »Die bekommst du doch eh«, sage ich leichthin. Ihre Hand, die sich der Nusstüte nähert, hält inne.
    »Das war nicht gerade nett.«
    Ich lächle. »Du bist immer die Erste, Ada, die sagt, niemand kommt lebend davon.«
    »Du bist bloß sauer, dass ich führe.«
    Ich lache. »Nicht mehr lange.«
    Sie überlegt kurz. »Wie kommt es, dass du immer Partei für Huck ergreifst?«
    »Tu ich doch gar nicht.«
    »Versuchst mir immer einzureden, wie toll er ist.«
    »Das ist es doch gar nicht«, sage ich.
    »Was dann?«
    Ich antworte nicht. Ich erinnere mich an den Tag, als Huck aus dem Laden am Anleger kam und hinfiel – es ist Jahre her, er war noch ein kleiner Junge –, damals lief er mir hinterher, wollte mich einholen, um mir mein Buch zurückzugeben, das ich aus Versehen auf dem Tresen hatte liegen lassen. Er kam aus dem Laden gerannt, stolperte, flog der Länge nach hin – wie verwirrt er aussah, dieser gequälte, bestürzte Blick –, da wurde mir klar: Er schwärmte für mich, ich sah es in seinem Gesicht. Wie jung er damals wirkte, so viel jünger, als er gewesen sein muss – ich weiß noch, dass seine Hosenaufschläge nicht gesäumt waren.
    Jemand wie er wäre nie ernsthaft für mich in Betracht gekommen. Nicht in diesem Sinne. Ich war älter und er war Ada Varicks Sohn. »Diese Frau.« Es gab aber noch einen Grund, der weiter zurücklag. Da lebte mein Vater noch und ich ging mit ihm nach Head hoch, als Huck uns entgegenkam und mich im Vorbeigehen anstieß, er stellte die Hüfte aus, sodass er mich streifte. Mein Vater griff rasch nach hinten – ich hatte noch nie eine so schnelle Bewegung bei ihm gesehen – und packte Huck grob am Arm. Ich sah, wie sich seine Finger krümmten, Hucks Handgelenk schien in der sich schließenden Hand meines Vaters zu schmelzen, die Hautfarbe änderte sich. Mein Vater wandte mir den Rücken zu, doch ich hörte ihn sagen: » Du hältst dich von meiner Tochter fern.«
    Ich nehme ein kleines Wort, M-I . Italienische Tonsilbe. Unten an L-E-T-Z-T-E-R-E legt Ada G-A-R-E-N .
    In meinem Kopf beginnt es zu rattern. Ich sehe Wörter. Kombinationen von Wörtern. Auf dem Brett entstandene Winkel. Farbige Kästchen, auf die ich einen hohen Buchstabenwert setzen kann. Denke voraus. Einen Zug, zwei Züge. Sehe Wörter, die ich aus anderen bauen kann.
    Ich lege das X unter das I und darüber noch einmal waagerecht M-I , das ergibt M-I , E-X und M-I-X . Das obere I waagerecht erwischt einen rosafarbenen doppelten Wortwert. Insgesamt neunundzwanzig Punkte.
    »Da haben wir’s«, bemerkt sie. »Jetzt geht das wieder los mit deinen Fitzelchen.«
    »Wie auch immer du sie nennst, Ada.«
    Ich greife zum Deckel, um neue Buchstaben zu ziehen, ihre Hand will das nächste Wort ablegen und streift dabei fast meine, kurz, diese Berührung, halb eingebildet, ein Libellenflügel, ein Zittern der verdrängten Luft.
    Sie legt I-G-E-L ab, zwölf Punkte. Ich habe das V gezogen – ich liebe es, noch so ein Sechspunkter –, habe dazu noch ein B und ein C  – ein schönes Gleichgewicht auf meinem Bänkchen zwischen hohen Punkten und kleinen Vokalen, die man braucht, damit es auch funktioniert.
    Das ist der Kniff. Das Gleichgewicht. Schwer zu halten.
    Über G-A-R-E-N lege ich waagerecht L-U-V , senkrecht dazu V-A-S-E und B-U-G . Mit dem S erwische ich einen doppelten Wortwert. Wörter verzahnen sich zu neuen Wörtern. Kreuz und quer. Knabbern an Adas Führung.
    »Insgesamt vierzig.«
    Sie legt C-H-E-F unten an V-A-S-E . Doppelter Wortwert, zweiundzwanzig, nicht so

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