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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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verschwand. Im Salon war es still.
    Louisa stand vor Carstairs, ihre Augen starr auf sein Gesicht gerichtet. »So, Mylord, sind Sie zufrieden?«
    Er maß sie mit einem kalten Blick. »Was geschehen ist, ist ein Unglück. Sie hatten die Möglichkeit, es zu verhindern.«
    »War es also meine Schuld?« Ihre Stimme klang sehr leise.
    »Allerdings.« Er verschränkte die Arme. »Ich gestatte niemandem, sich mir in den Weg zu stellen, Gnädigste. Und um weiterem Unheil vorzubeugen, schlage ich vor, dass Sie mir jetzt das geweihte Fläschchen geben.«
    »Niemals!« Ihre Augen blitzten. »Sie werden es niemals bekommen. Alle Götter Ägyptens waren Zeuge dessen, was Sie getan haben, Roger Carstairs, und sie schmähen Sie dafür. Der Priester, der die Flasche bewacht, der Priester der Isis verabscheut Sie!« Ihre Stimme hatte einen hohen Klageton angenommen.
    Carstairs feixte. Er war keinen Zoll zurückgewichen. »Isis ist keine Göttin der Liebe. Sie irren sich in ihr, meine werte Louisa.
    Sie ist die Göttin der Magie und ihr Diener, mein Diener, ist die Kobra.« Er lächelte. »Wo ist das Fläschchen?«
    »Ich habe es nicht mehr. Es ist in der Höhle, wo Hassan starb, und dort wird es bleiben, im Sand vergraben und von Ihrer Schlange bewacht!« Sie lachte plötzlich auf, ein tonloser, bitterer Laut, der ihn nachdenklicher stimmte als alles, was sie zuvor gesagt hatte. »Wenn Sie danach suchen, so hoffe ich, dass die Schlange der Isis Sie töten wird, mit der gleichen Sicherheit, mit der sie Hassan getötet hat!«
    Er löste seine Arme aus der Verschränkung und verbeugte sich kurz. »Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass Sie es in Abu Simbel lassen könnten. Ich hoffe zu Ihrem Besten, dass es unversehrt ist!«
    Er ging auf die Tür zu, doch sie stellte sich ihm in den Weg.
    »Setzen Sie nie wieder einen Fuß auf dieses Schiff. Nie wieder.
    Die Forresters sind hierin ganz meiner Meinung. Und lassen Sie sich nie mehr unter anständigen Menschen blicken. Ich werde den Ruf Ihrer schändlichen Taten zu verbreiten wissen. In Luxor. In Kairo. In Alexandria. In Paris. In London. Ich werde dafür Sorge tragen, dass der Name Carstairs in der ganzen Welt geächtet ist.«
    Einen Moment lang runzelte er die Stirn, verblüfft von der Energie ihrer Worte, dann lächelte er. »Niemand wird Ihnen glauben.«
    »O doch. Dafür werde ich sorgen.« Sie drehte sich um und entfernte sich von ihm, dann blieb sie mit dem Rücken zu ihm stehen.
    Er zögerte kurz, dann hörte sie, wie er den Salon verließ und hinaus in den Sonnenschein an Deck ging. In der nachfolgenden Stille hörte sie deutlich Augustas Stimme auf Deck. Sie hatte offenbar jedes Wort gehört, das Louisa gesagt hatte. »Bitte, kommen Sie nicht zurück, Mylord. Louisa hat Recht. Sie sind nicht länger willkommen in anständiger Gesellschaft!«
    Er antwortete nicht. Sie ging zur Salontür und kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er hinunter in das kleine Boot sprang, in dem ihn einer seiner nubischen Diener zur Ibis gerudert hatte. Sein eigenes Schiff lag auf der anderen Seite des Flusses neben dem der Fieldings. Sie lächelte bitter. Es gab immer noch eine Familie, in der er willkommen war.
    Sie trat hinaus in den Sonnenschein. Der Reis und die anderen Mannschaftsmitglieder empfingen sie mit teilnahmsvollen Blicken. Augusta sah auf den Fluss und verfolgte die Abfahrt ihres Besuchers. »Grässlicher Mann!«, sagte sie.
    Louisa nickte. Sie war dankbar für Augustas Verständnis, dafür, dass sie es zumindest für möglich hielt , dass das, was Louisa sagte, der Wahrheit entsprach. Die Geschichte, die sie ihr erzählt hatte, war schließlich jenseits aller Wahrscheinlichkeit.
    »Sir John wird uns unterstützen und ihm auch verbieten, an Bord zu kommen«, sagte Augusta sanft.
    »Danke.«
    Augusta warf ihr einen Blick zu. »Er ist zu David Fielding hinüber gefahren. Ich zweifle nicht daran, dass er unsere Empfindungen dort gebührend zur Sprache bringen wird.«
    »Sie mögen ihn.«
    »Sie mögen seinen Titel, meine Liebe. Wenn sie einmal dahinter schauen und merken, was für ein grauenhaftes Wesen sich da verbirgt, dann, da bin ich sicher, werden sie uns zustimmen.« Sie kniff ihre Augen vor dem grellen Licht zusammen. »Sehen Sie! Er hat sich anders entschieden; er geht gleich auf sein eigenes Schiff und sie setzen schon die Segel.«
    Louisa lächelte. »Er geht zurück, um im Sand von Abu Simbel zu graben und das Fläschchen zu suchen, das ich dort gelassen

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