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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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mein ist.«
    Annas Mund war trocken geworden. Entsetzt starrte sie die Gestalt vor sich an und allmählich wurde ihr bewusst, dass sie allein mit ihm im Raum war. Der Körper von Serena war irgendwie träge und leer. Es war, als ob Serena selbst beiseite getreten wäre und ihm ihr Fleisch, ihre Muskeln und Organe geliehen hätte, die er brauchte, um auf Erden noch einmal wirken zu können.
    Sie räusperte sich aufgeregt und war entsetzt, als sie sah, dass die Gestalt vor dem Altar sie deutlich gehört hatte. Das Gesicht wandte sich ihr zu.
    »Wer nähert sich dem Altar der Göttin?« Die Worte schienen die Luft um sie zu erfüllen.
    »Ich bin Anna.« Sie zwang sich, laut zu sprechen. »Ich bin es, die das geweihte Fläschchen nach Ägypten zurückgebracht hat.
    Ich… wir müssen wissen, was wir damit tun sollen.«
    Eine Hand streckte sich im Kerzenlicht aus. Sie schwebte ein wenig über der kleinen Flasche und Anna sah mit einem Schaudern, dass sie, obwohl es Serenas Hand war, zwischen dem Fläschchen und den Kerzenflammen keinen Schatten warf.
    Als die Kabinentür aufsprang, änderte sich eine Weile nichts.
    Das Licht, das vom Gang hereinfiel, erreichte nicht den Altar und die davor stehende Gestalt und für einen Moment wurden die Schatten dunkler.
    »Hilf mir!« Die Stimme war unverwechselbar die von Charley. »Hilf mir! Es kommt wieder. Ich weiß nicht, was ich tun soll…« Sie taumelte leicht, dann sank sie in sich zusammen.
    Mit einem wütenden Zischen drehte sich die Gestalt am Altar um. »Hatsek!«
    Charley rappelte sich mühsam wieder auf und zitterte heftig.
    Anna sah von der einen zur anderen, gelähmt vor Furcht.
    Was auch passiert, versuche nicht einzugreifen.
    Serenas Worte schienen einen Moment lang im Raum nachzuklingen.
    »Hatsek! Ich verfluche dich dreifach für deinen schändlichen Verrat!« Als die Worte die Kabine erfüllten, wurde Anna gewahr, dass eine zweite Gestalt in der Tür stand.
    Sie löste ihren Blick von Charley und Serena und erkannte Toby.

    »Verflucht seist du um der Mütter willen, die um ihre Söhne weinen mussten! Verflucht seist du für Betrug und Mord, verflucht für die Worte voller Bosheit, die du gesprochen!«
    Charley trat einen Schritt zurück, dann schien sie sich zu fangen. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Du warst immer ein Narr, Anhotep!« Sie schritt vor und streckte die Hand nach dem Altar aus, wo die Kerzen sich zur Seite neigten und tropften. Als ihre Hand durch den Weihrauch sich dem Fläschchen näherte, stieß Anhotep einen lauten Wutschrei aus und stürzte sich auf sie.
    Die beiden Frauen gerieten aneinander, Charley schrie auf und sprang rückwärts zur Tür. Serena sackte zu Boden.
    Die beiden Priester waren fort.
    »Mach das Licht an, Anna, um Himmels willen!« Toby hielt Charley an den Handgelenken. Sie kämpfte wild gegen ihn an, während er sie zurück in die Kabine und schließlich auf das Bett neben Anna verfrachtete.
    Anna eilte zum Fenster und riss das Tuch herunter, dann schob sie die Fensterläden auf. »Serena!« Sie kniete sich neben den leblosen Körper, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag.
    »Serena, bist du in Ordnung?«
    Auf dem Bett hinter ihr schluchzte Charley hysterisch. Sie nahm die Bettdecke, zog sie sich über den Kopf und wiegte sich vor und zurück.
    »Ist Serena okay?« Toby blies die Kerzen aus, dann setzte er sich auf das Bett neben Charley und legte einen Arm um sie.
    »Sie atmet. Sie ist nicht bei Bewusstsein. O Gott!«
    »Sie wird wieder auf die Beine kommen. Leg ihr ein Kissen unter den Kopf. Hier.« Er gab ihr eines vom Bett. »Hol ihr etwas Wasser zum Trinken.«
    »Was hat sie denn?«
    »Weißt du das nicht? Du hast sie gehört. Sie ist, was man ein Trancemedium nennt. Ein channeller. Sie hat dem Priester erlaubt, durch sie zu sprechen, aber ihm nicht gestattet, von ihr Besitz zu nehmen. Sie war nur ein Vehikel und offensichtlich weiß sie, wie sie sich zu schützen hat. Das muss sie auch, wenn sie rescue work betreibt. Du musst warten, bis sie wieder zu sich kommt. Dann wird es ihr gut gehen.«
    »Und Charley? Was ist sie?« Anna schaute auf.
    »Vielleicht dasselbe. Nein, bei ihr war es nicht freiwillig.
    Vielleicht ist sie besessen. Hatsek hat ihre Energie benutzt und jetzt auch ihren Körper. Ich hätte sie nicht wieder aufs Schiff bringen dürfen.«
    »Nein, wirklich nicht!« Plötzlich zitterte sie vor Angst und Wut. »Wo bist du gewesen? Was war los mit dir? Warum bist du einfach verschwunden? Wir

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