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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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davon trennen.«
    »Ja, ich habe es mitgebracht.« Sie lächelte. Der Motor wechselte die Tonlage. Der Mann auf dem Landungssteg trat zurück und hob die Hand, dann tuckerte das Boot von der Insel weg. Hinter ihnen kam der angestrahlte Tempel in Sicht. Er schien über dem Wasser zu schweben, als sie in die breite Fahrrinne einfuhren und Kurs auf die Festlandsküste nahmen.
    »Und hat es Ihnen magische Dienste geleistet? Sind Ihre Priester auf der Insel der Isis erschienen?« Er grinste breit.
    »Das sind sie, ja.« Anna presste die Lippen aufeinander.

    »Dann hat Ihre Magie also funktioniert. Sie haben sie ein-, zwei-, dreimal gerieben und der Geist kam aus der Flasche.« Er warf seinen Kopf zurück und lachte lauthals. Er amüsierte sich königlich.
    »Das kam er tatsächlich.« Anna wandte sich ab, um ihn nicht weiter zu ermutigen.
    »Und was kommt als Nächstes?« Er setzte sich vor und tippte an ihre Knie. »Werden sie sich auch auf dem Schiff zeigen?
    Können Sie sie dazu bewegen, an der Pascha-Party teilzunehmen und uns etwas vorzuführen, wenn wir nach Luxor zurückkommen? Habt ihr das gehört, Leute?« Er stand auf und erhob seine Stimme. »Annas altägyptische Gespenster werden für uns etwas aufführen.« Er hob seine Arme über den Kopf und wackelte vielsagend mit den Hüften.
    »Setz dich hin, Andy. Du benimmst dich wie ein Trottel!« Ben zog ihn am Arm.
    »Sie werden nicht noch einmal erscheinen, Andy«, warf Anna ruhig ein. »Aus dem einfachen Grunde, weil ich das Fläschchen auf der Insel gelassen habe. Es liegt dort begraben im Sand. Fort für immer.« Sie sah ihn spöttisch an. »Zu Ihrem Glück wird niemand sie je wieder sehen. Noch wird irgendjemand sehen, wer es war, der sie bewacht hat. Und damit wollen wir es endgültig genug sein lassen. Bitte.« Ihr Kopf schmerzte wieder.
    Sie sah ihn an, doch ein Schleier schien vor ihren Augen zu liegen. Sie blinzelte verzweifelt.
    Andy lachte. »Ich wusste, dass Sie es irgendwann verlieren würden. Das blöde Ding war sowieso eine Fälschung.«
    »Es ist keine Fälschung, Andy.« Serena wandte sich plötzlich an ihn. »Du bist der einzig Falsche hier weit und breit. Ein überheblicher, dummer, ungehobelter, großmäuliger Flegel! Ich kann dir gar nicht sagen, wie satt ich es habe, deine Stimme, deine Ansichten, dein Gespött mitanzuhören!« Sie griff nach ihrer Tasche, die sie zwischen den Füßen stehen hatte. »Zu deiner Information, Anna hat das Fläschchen nicht verloren. Ich habe es aufgehoben und mitgenommen. Es verdient Besseres, als im Sand zu verrotten!« Sie kramte in der Tasche herum.
    »Und wenn irgendetwas beweisen kann, wie dumm du bist, dann dies. Du bist ein Ignorant. Du hast keine Ahnung von wirklichen Antiquitäten. Dies ist über dreitausend Jahre alt!« Sie zog das kleine Fläschchen heraus und wedelte damit vor seiner Nase herum.
    »Serena! Ich hatte es den Göttern zurückgegeben!« Anna war außer sich. »Gib es mir!«
    »Warum? Du wolltest es doch nicht, du hast es weggeworfen!
    Ich werde dafür sorgen, dass es sicher aufbewahrt wird.«
    »Nein, Serena! Diese Flasche hat Dutzende von Menschen das Leben gekostet, vielleicht Hunderte…«
    »Nur weil sie nicht wussten, was es war. Wir wissen es aber!
    Wir werden es mit dem Respekt behandeln, den es verdient. Wir werden darauf aufpassen.«
    »Dreitausend Jahre alt? Das?« Andy setzte sich schwerfällig hin. Mit einem verdrießlichen Schulterzucken riss er seinen Arm von Ben los.
    »Jawohl, Andy. Das.« Serena wiegte es in ihrer Handfläche.
    »Es ist so heilig. So einzigartig.« Sie betrachtete es zärtlich, wissend, dass mindestens ein Dutzend Augenpaare auf sie gerichtet waren. Die Passagiere um sie herum warteten gespannt, was nun geschehen würde. Der Motor veränderte erneut seinen Klang, als der Mann am Steuer den Kurs änderte, und einen Augenblick lang wehten Dieselfahnen über sie hin.
    Dann war es vorbei und der kalte klare Wind schnitt wieder in ihre Gesichter. Serena fröstelte. Sie schaute zu Andy auf.
    »Wenn ich dir das hier gebe, weißt du, was dann passieren wird?« Sie rief über den Maschinenlärm und das Klatschen des Wassers am Bootsrumpf hinweg.
    »Was?« Andy grinste. Er streckte seine Hand aus. »Zeig’s mir.«

    »Wenn ich es dir gebe, wird eine Kobra kommen, hier ins Boot. Eine tödlich giftige, böse Schlange.« Sie lächelte. »Und sie wird dich töten.«
    »Es ist genug!« Anna beugte sich vor und riss ihr das Fläschchen aus der Hand. »Jetzt

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